Waldbrände erzählen eine Geschichte

Abgestorbener Kiefernwaldbestand bei Jüterbog ein Jahr nach dem Waldbrand im Jahr 2019, Foto: Dr. Werner Gerwin, BTU,

Im Rahmen des Forschungsprojekts PYROPHOB untersuchen auch Wissenschaftler der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus–Senftenberg (BTU) die Entwicklung verbrannter Waldflächen, um Lösungen für die Walderholung und Waldbrandvermeidung zu entwickeln. Unter der Projektkoordination der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) arbeitet die BTU als eine von acht Partnerinstitutionen in diesem brandenburgischen Forschungsverbund, dessen Name PYROPHOB feuerabweisend bedeutet. So werden die Waldflächen bei Jüterbog und Treuenbrietzen zu Lernorten für Waldökologie, Forstwirtschaft und Gesellschaft.

Die Förderung erfolgt durch die Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) im Rahmen des Förderprogramms „Waldbrände – Herausforderungen bei der Vermeidung und Bewältigung angehen“, sowie durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR). An der BTU beteiligen sich neben dem Forschungszentrum Landschaftsentwicklung und Bergbaulandschaften (FZLB), der Lehrstuhl Bodenschutz und Rekultivierung, der Lehrstuhl Geopedologie und Landschaftsentwicklung sowie das Fachgebiet Ökologie an dem Vorhaben. Die Koordination für diesen BTU-Teil übernimmt das FZLB.

Arbeitspakete der BTU

Dieses wird gemeinsam mit dem Lehrstuhl Bodenschutz und Rekultivierung (apl. Prof. Dr. Wolfgang Schaaf) und dem Lehrstuhl Geopedologie und Landschaftsentwicklung (Prof. Dr. Thomas Raab) das Arbeitspaket 2 des Verbundes leiten. Dieses Arbeitspaket beinhaltet neben bodenkundlichen Untersuchungen an Waldbrandstandorten auch bodenhydrologische Bewertungen, die die Universität Potsdam übernimmt. Die bodenkundlichen Untersuchungen finden in Zusammenarbeit mit der HNEE statt.

Im Speziellen erfassen die Arbeitsgruppen an der BTU in diesem Arbeitspaket zum einen die bodenkundliche Situation nach einem Waldbrand, wobei die Auswirkungen von nachfolgenden waldbaulichen Maßnahmen eine besondere Rolle spielen. Zum anderen erfolgt eine kontinuierliche Beobachtung der künftigen Entwicklung dieser Standorte über die Gesamtdauer des Vorhabens in den kommenden fünf Jahren. Dazu installieren die Arbeitsgruppen Beobachtungseinrichtungen auf noch auszuwählenden Untersuchungsflächen bei Jüterbog und Treubrietzen. Ziel der Arbeiten wird einerseits die Bewertung der Auswirkungen von Waldbränden auf den Boden und das Grundwasser sein. Andererseits sollen aus bodenkundlicher Sicht Empfehlungen zu waldbaulichen Maßnahmen abgeleitet werden, die zur Reduzierung des Brandpotentials in Wäldern ergriffen werden.

Spinnen – ökologische Dienstleister

Der Lehrstuhl Ökologie ist an dem Arbeitspaket 3 des Verbundes beteiligt. In diesem analysiert die Arbeitsgruppe um Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Klaus Birkhofer die Wirkung eines Waldbrands sowie der Waldbaumaßnahmen auf die Flora und Fauna. Die BTU ist an den Untersuchungen zu Bodentieren beteiligt. Im Mittelpunkt steht hier die Frage, inwieweit bodenlebende Spinnen dazu beitragen, das Vorkommen von Schadinsekten in den durch Brand geschädigten Waldbeständen zu kontrollieren.

Foto: BTU

Die Rolle der Spinnen erklärt Prof. Birkhofer: „Das Fachgebiet Ökologie untersucht im Verbundprojekt die Auswirkungen von Waldbränden auf die Biodiversität von räuberischen Insekten und Spinnen. Diese Arten erbringen durch den Fraß an Falterlarven im Sinne der Schädlingskontrolle eine wichtige ökologische Dienstleistung in Wäldern. Anhand geeigneter Verfahren werden die Dichte und Diversität dieser wichtigen Prädatoren potentieller Schadkalamitäten in Wäldern untersucht. Um die potentielle Kontrollleistung der Arten den Untersuchungsgebieten auf Falterlarven näher zu untersuchen, werden Raupenmodelle eingesetzt. Durch die kombinierte Auswertung der Artengemeinschaft mit hohem Potential als Indikatoren für Umweltänderungen und potentiellen Kontrollleistungen für Schadkalamitäten werden Aussagen zur Auswirkung auf natürliche regulative Prozesse möglich die beispielsweise im Bereich der integrierten Schädlingsbekämpfung in Wäldern bedeutsam sind.“

Hintergrund: Vor etwa einem Jahr gab es den größten Waldbrand der letzten Jahrzehnte in Brandenburg – 744 Hektar Wald gingen bei Jüterbog in Flammen auf. 400 Hektar brannten 2018 in Treuenbrietzen. Auch in Zukunft wird es in Hitze- und Dürreperioden zu Bränden kommen. „Es besteht jedoch die Chance, aus den vergangenen Ereignissen und ergriffenen Maßnahmen systematisch zu lernen, um zukünftig die Risiken zu reduzieren und die Erholungsfähigkeit von Waldökosystemen zu stärken. Die Aufgabe, die Waldbewirtschaftung an den Klimawandel anzupassen, ist eine der zentralen Herausforderungen der Landnutzung“, sagt Prof. Dr. Pierre Ibisch, Projektleiter an der HNEE.