Die globale Wirtschaft würde erheblich von mehr Naturschutzgebieten profitieren. Bei einem Schutz von weltweit mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresfläche überwiegen die Nutzen die Kosten in einem Verhältnis von mindestens 5:1. So lautet das Ergebnis der bisher umfassendsten unabhängigen Studie von über 100 Ökonomen und Wissenschaftlern zu den ökonomischen Leistungen von Schutzgebieten im Auftrag der Campaign for Nature. Laut der Studie fördern Schutzgebiete das Wirtschaftswachstum mehr als andere Nutzungsformen, wie Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft. Sie bieten zudem wichtige nicht monetäre Vorteile, wie besseren Schutz vor den Auswirkungen des Klimawandels und dem Ausbruch zukünftiger Pandemien.
Der unabhängige Bericht „Protecting 30% of the planet for nature: costs, benefits and economic implications“ ist die erste Analyse der ökonomischen Auswirkungen von zusätzlichen Schutzgebieten auf mehrere Wirtschaftssektoren, einschließlich der Landwirtschaft, Fischerei, Forstwirtschaft und dem Naturschutzsektor. Der Bericht bewertet die finanziellen Leistungen von Schutzgebieten für die Weltwirtschaft und die nicht monetären Vorteile von Ökosystemleistungen, einschließlich Klimaschutz, Hochwasserschutz, Versorgung mit sauberem Wasser und Bodenschutz.
Die Experten stellen fest, dass der zusätzliche wirtschaftliche Nutzen mit jährlich durchschnittlich US$ 250 Milliarden direkter Leistungen und weiteren US$ 350 Milliarden an nicht monetären Leistungen weitaus größer ist, wenn in Zukunft 30 Prozent der Meeres- und Landflächen weltweit geschützt werden. Die Autoren machen auch deutlich, dass Investitionen von ungefähr US$140 Milliarden jährlich notwendig sind, um diese Flächen wirksam zu schützen und damit den hohen wirtschaftlichen Nutzen zu realisieren. Dieser Betrag entspricht weniger als einem Drittel der Summe, die jährlich weltweit an umweltschädigenden Subventionen ausgegeben werden.
„Die Wissenschaft unterstützt schon länger einhellig den Schutz von 30 Prozent des Planeten bis zum Jahr 2030. Dies würde den Verlust an biologischer Vielfalt stoppen, die Ziele des Pariser Klimaabkommens unterstützen und besser vor zukünftigen Pandemien schützen, indem das Risiko von Zoonosen verringert wird. Jetzt liegen auch die ökonomischen Vorteile schwarz auf weiß vor. Wir hoffen, dass diese Studie nun auch die Bundesregierung überzeugen wird, sich eindeutig zum globalen Ziel zu bekennen, mindestens 30 Prozent der Meeres- und Landflächen wirksam unter Schutz zu stellen“, sagte Georg Schwede, Europachef der Campaign for Nature.
Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) hat das 30 Prozent Ziel für Schutzgebiete in seinen Entwurf einer 10-Jahres-Strategie aufgenommen. Diese soll nächstes Jahr in Kunming, China, verabschiedet werden, wird aber von der Bundesregierung noch nicht in allen Belangen unterstützt. Die Autoren dokumentieren auch, dass der Naturschutzsektor, hauptsächlich bedingt durch den naturnahen Tourismus weltweit, in den letzten Jahren einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsbereiche war. Nachdem sich die Welt von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie erholt hat, wird wieder ein Wachstum von 4-6 Prozent pro Jahr prognostiziert, verglichen mit weniger als 1 Prozent für die Landwirtschaft, Fischerei und Forstwirtschaft.
„Diese Studie zeigt, dass der Beitrag der Schutzgebiete zu den Volkswirtschaften auf der Welt enorm ist und weiter wächst. Er liefert auch starke wirtschaftliche Argumente, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen der Erde wirksam zu schützen und die erforderlichen Investitionen zu tätigen. Das überzeugendste Argument ist, dass der wirtschaftliche Nutzen die Kosten um mindestens 5:1 übersteigt“, kommentierte Christof Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) die Studie