78,2 Prozent der deutschen Bevölkerung befürworten eine möglichst vollständige Wiederverwertung von Produkten, auch wenn diese dadurch teurer würden. Das ergab eine repräsentative Umfrage, die das Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag des Wissenschaftsjahres 2020|21 – Bioökonomie durchgeführt hat. Besonders hoch ist die Zustimmung in der Altersgruppe der unter 29-Jährigen (85,1 Prozent). Eine Hürde zeichnet sich allerdings bei der Nutzung biologischer Abfälle für die Produktion von Gütern ab. Deren Potential ist aus Sicht der Bioökonomie besonders vielversprechend. Gerade hier sind die Befragten aber deutlich zurückhaltender: Fast die Hälfte (43,1 Prozent) stehen der Verwertung biologischer Abfälle unentschieden (17,2 Prozent) oder negativ (25,9 Prozent) entgegen – ein Spannungsfeld?
„Die Bioökonomie ist ein wichtiger Treiber, um unsere Wirtschaft widerstandsfähiger und nachhaltiger zu gestalten. Im Bereich der Wiederverwertung kann innovative Forschung diesen Prozess entscheidend unterstützen“, so Prof. Dr. Martin Kranert, Lehrstuhlinhaber für Abfallwirtschaft und Abluft an der Universität Stuttgart. „Ziel unseres Projekts ‚RUN‘ ist es beispielsweise, Stoffkreisläufe zwischen Stadt und Land zu schließen. Um derartige Projekte in die Praxis zu überführen, erfordert es aber auch Akzeptanz gegenüber neuen, auf den ersten Blick ungewöhnlichen Verfahren. Neben der Forschung ist daher auch der Dialog mit der Gesellschaft wichtig. Hier können Chancen aufgezeigt und Vorbehalte aufgeklärt werden.“
Themen wie Abwasser und Müll werden eher selten mit Innovationen in Verbindung gebracht
In der Bioökonomieforschung eröffnet sich hier aber ein weites Fachgebiet mit vielfältigen Ansätzen, die unseren Rohstoffverbrauch senken und unsere Wirtschaft unabhängiger von globalen Rohstoffströmen machen können.
Doch wie genau können Rest- und Abfallstoffe aus der Landwirtschaft, der industriellen Produktion oder urbanen Räumen genutzt werden? Wie lassen sich erfolgreiche Pilotprojekte in die Praxis überführen? Welche Herausforderungen gibt es? Zu diesen und weiteren Fragen diskutiert Bundesforschungsministern Anja Karliczek gemeinsam mit Prof. Kranert sowie weiteren Expert*innen aus Forschung und Praxis in der Wissenschaftsjahr-Diskussionsreihe „Karliczek. Impulse.“. Der erste Termin der Reihe findet als kostenloses Online-Event am 20. Juli 2020 (ab 16.00 Uhr) statt. Bürger*innen sowie Pressevertreter*innen haben die Möglichkeit, sich via Live-Text-Chat direkt an der Diskussion zu beteiligen.