Das KfW-Energiewendebarometer 2020 verdeutlicht die weiterhin hohe Bereitschaft zur Energiewende bei den privaten Haushalten in Deutschland, die vor dem Einsetzen der Corona-Krise im Frühjahr 2020 befragt wurden. Rund 23 % der Haushalte verfügen bereits über Energiewendetechnologien wie Wärmepumpen oder Stromerzeugungstechnologie auf Basis erneuerbarer Energien sowie Elektroautos. Das ist ein Anstieg um rund 10 % gegenüber dem Vorjahr (21 %).
Die aktuelle Befragung zeigt, dass weiterhin rund 90% der Haushalte die Energiewende für wichtig oder sehr wichtig halten, drei von vier Haushalten geben ihre Handlungsbereitschaft auf einer Skala von null bis zehn mit acht oder höher an. Der Klimawandel wird dabei zunehmend greifbar. „Zwei Drittel der Haushalte sehen sich heute oder künftig durch den Klimawandel beeinträchtigt. Dies unterstreicht die Dringlichkeit der Umsetzung der Energiewende,“ sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW Bankengruppe. Die hohe Zustimmung und Bereitschaft zeigt sich in allen Regionen Deutschlands und quer durch unterschiedliche Einkommens- und Bildungsgruppen. Sie hat jedoch nicht zur Folge, dass die Haushalte ausreichend in Energiewendetechnologien investieren. Nur rund 20 % der Haushalte sehen große Einsparpotenziale bei Strom, Wärme oder Mobilität für Ihren Haushalt.
„Für das Gelingen der Energiewende ist der Beitrag der Privathaushalte unerlässlich. Deutschland hat in vielen Sektoren zwar bereits spürbare Einsparungen bei den Treibhausgasen erreicht. Insbesondere im Verkehrs- aber auch im Gebäudesektor müssen die Einsparungen zur Zielerreichung bis 2030 noch einmal deutlich ansteigen, in beiden Sektoren auf jährlich 5 %. Die Potenziale schlummern zu einem erheblichen Teil in den Privathaushalten“, so Köhler-Geib.
Der Anteil der sogenannten Energiewender, also der Haushalte, die in Technologien der Energie- oder Verkehrswende investiert haben, fällt mit rund 23 % aktuell noch relativ gering aus. Bei Eigentümern ist dieser Anteil mit 35 % mehr als doppelt so hoch als bei Mietern (13 %), zudem ist die Verbreitung auf dem Land deutlich höher als in der Stadt. Mit Blick auf die künftigen Investitionen zeigt sich eine ausbaufähige Dynamik: Rund 4 % der Haushalte planen die Anschaffung einer solchen Technologie in den nächsten 12 Monaten.
Finanzielle Anreize entscheiden über die Aktivität der Haushalte bei der Energiewende
Die Befragung zeigt, dass das Haupthindernis für eine Investition in Energiewendetechnologien zu hohe Kosten sind. Aber auch der hohe Sanierungsaufwand und die langen Amortisationszeiten werden von vielen Haushalten als hinderlich wahrgenommen. Gleichzeitig schätzen die Energiewender an erster Stelle die finanziellen Vorteile ihrer Investitionen, beispielsweise weil sie Kosten sparen oder der Wert ihrer Immobilie steigt. Obwohl die Investitionen sich scheinbar für viele lohnen, halten die hohen Kosten einen Großteil der anderen Haushalte von diesen Investitionen ab.
Corona-Krise bremst weitere Investitionen aus
Die Anreiz- beziehungsweise Kostenproblematik dürfte sich durch die Corona-Krise spürbar verschärft haben. Langfristige Investitionen werden in unsicheren Zeiten kritischer geprüft oder erst gar nicht umgesetzt. Gleiches gilt für kostspieligere Alternativen zum Status quo wie ein Elektroauto. Die Bemühungen für den Klimaschutz und die Fortschritte in der Energie- und Verkehrswende drohen somit durch die Krise in Gefahr zu geraten.
Umso wichtiger ist es, dass die Förderung der Privathaushalte weiterhin Anreize setzt, auch in Krisenzeiten die Energiewende voranzutreiben. Ein Ansatzpunkt dafür sind Kostenbarrieren durch attraktive Förderangebote zu senken. Ein anderer liegt in der Verringerung des Sanierungsaufwandes durch Ansätze wie serielles Sanieren mit standardisierten Sanierungselementen. „Gleichzeitig müssen die regulatorischen Rahmenbedingungen so greifen, dass klimafreundliche Investitionen gestärkt und klimaschädliche Investitionen weniger attraktiv werden. Ein steigender CO2-Preis bei gleichzeitiger Entlastung klimafreundlicher Technologien und Verhaltensweisen wäre ein weiterer sinnvoller Schritt“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib.