Die EU-Kommission hat die Klimaziele der Europäischen Union für das Jahr 2030 verschärft. Anstelle einer CO2-Reduktion von 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 strebt sie nun eine Senkung um 55 Prozent an. Prof. Dr. Sebastian Rausch, Leiter des Forschungsbereichs „Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement“ am ZEW Mannheim, nimmt dazu Stellung:
„Die Verschärfung der europäischen Klimaziele auf eine Reduzierung des Treibhausgasausstoßes um 55 Prozent bis 2030 ist ein konsequenter Schritt in Richtung Klimaneutralität im Jahr 2050. Die EU trägt so maßgeblich zum Pariser Klimaschutzabkommen bei. Die Diskussion um eine Anpassung der Ziele sollte jedoch nicht den Blick auf die zentralen Fragen nach der Umsetzung der ambitionierten Klimaziele verstellen. Dies ist besonders wichtig, da die Wahl der Instrumente und Ausgestaltung der Politik die Verteilung ökonomischer Lasten, und mögliche Gewinner, der europäischen Energiewende, und somit ihr Gelingen, maßgeblich beeinflussen werden.
Die verschärften Klimaziele erfordern eine Anpassung der bestehenden Architektur der europäischen Klimapolitik hin zu mehr Flexibilität, um die volkswirtschaftlichen Kosten zu minimieren und unbeabsichtigte Verteilungseffekte innerhalb und zwischen den EU-Ländern zu vermeiden. Die Ausweitung des europäischen Emissionshandels und die Anpassung nationaler Reduktionsziele für Emissionen außerhalb des europäischen Emissionshandels auf der Grundlage von Prinzipien einer fairen und solidarischen Lastenverteilung in Europa sind zentrale Bausteine, um zu gewährleisten, dass alle europäischen Länder gleichermaßen auf dem Weg zur Klimaneutralität sind.
Perspektivisch sollten die nationalen Maßnahmen in den Bereichen Verkehr, Gebäude, Wärme und Landwirtschaft in das europäische Gesamtsystem einer einheitlichen CO2-Bepreisung integriert werden, welches einen wichtigen Konvergenzpunkt in der Debatte um die Umsetzung der verschärften Klimaziele darstellt.“