Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig, Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere (ZFMK) in Bonn schließt sich mit den weiteren 62 Institutionen des Consortium of European Taxonomic Facilities (europäisches Konsortium taxonomischer Einrichtungen, Brüssel) der Globalen Koalition der Europäischen Kommission „United for #Biodiversity“ an. Das Ziel ist ein globales und effizientes Engagement gegen die Folgen der Biodiversitätskrise. Im vergangenen Mai wurde das Konsortium Europäischer Taxonomischer Einrichtungen (CETAF) zu einem der ersten offiziellen Unterstützer der Globalen Koalition der Europäischen Kommission „Vereint für #Artenvielfalt“. Jetzt ist CETAF stolz darauf, dass seine 37 Mitglieder, insgesamt 63 führende naturwissenschaftliche Museen/Naturkundemuseen, Botanische Gärten und Forschungszentren aus 22 europäischen Ländern, sich dieser Koalition anschließen.
Am Welttag der Wildtiere startete EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius mit der globalen Koalition einen deutlich hörbaren Aufruf zu einer starken Mobilisierung der gesamten Forschung. Alle Museen für Wissenschaft und Naturgeschichte, Botanische Gärten, Zoos, Parks, Aquarien und darüber hinaus existierende Institutionen sind angesprochen. Es geht darum, die Kräfte zu vereinen und dem Erhalt der Natur eine Stimme im Angesicht der Biodiversitätskrise zu geben, mit der sich die UN Biodiversitäts-Konferenz (COP15) im Jahr 2021 auseinandersetzen wird.
Das ZFMK und alle anderen Partner CETAFs schließen sich dem Aufruf der Partner der Globalen Koalition an, um die führenden Politikerinnen und Politiker der Welt aufzurufen, ehrgeizige Maßnahmen zum Schutz der Natur zu entwickeln. Das Thema ist Inhalt der Eröffnungsfeier des UNO Biodiversitäts-Gipfels am Mittwoch, 30. September, und macht so auf den eklatanten Handlungsbedarf aufmerksam.
Die CETAF-Mitglieder widmen ihre Arbeit als wissenschaftsorientierte Gemeinschaft dem Ziel, das Erbe von über 1,5 Milliarden Sammlungsstücken zu kuratieren, zu erhalten und zugänglich zu machen. Die Basis bilden oft hunderte Jahre alte biologische Sammlungen, die fast 80 % aller beschriebenen Arten ausmachen. Hochmoderne genetische Datenbanken und daraus resultierende Untersuchungsergebnisse ergänzen den Wissenspool.
Wir hoffen, dass unsere Ressourcen, unser Fachwissen und unser Wissen dazu beitragen, die Bemühungen der Globalen Koalition zu stärken, um das nötige Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger für die Umweltkrise zu schaffen. Es ist wichtig, zu erkennen, dass die biologische Vielfalt bereits jetzt auf dem ganzen Planeten drastisch beeinträchtigt wird.
Menschen bedrohen die Nachhaltigkeit des Lebens auf der Erde
Die COVID-19-Pandemie erinnert uns an die Dringlichkeit eines gründlichen Umdenkens der gesellschaftlichen Beziehung zur Natur und die Schaffung einer Dynamik für den Umweltschutz. Der ständige Druck des Menschen auf die Ökosysteme in der ganzen Welt hat gravierende Auswirkungen auf das Gleichgewicht der Natur. Diese Eingriffe des Menschen bedrohen die Nachhaltigkeit des Lebens auf der Erde. Die Entstehung von Zoonosen – vor denen die Wissenschaftler seit vielen Jahren gewarnt haben – ist nur eine der möglichen negativen Folgen, mit denen unsere Gesellschaft derzeit konfrontiert ist.“ Im Angesicht von Covid 19 erfahren wir die Folgender Biodiversitätskrise gerade am eigenen Leib“ betont Prof. Dr. Bernhard Misof, Direktor des ZFMKs. Sein Institut erforscht die Genetik von Viren, um durch neue Kenntnisse zur Evolution der Erreger dazu beizutragen, zukünftige Pandemien zu vermeiden. Der Bericht des Weltbiodiversitätsrates (The Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity – IPBES ) hat bereits 2019 aufgewiesen, dass die Biodiversität weltweit mit höheren Raten als je zuvor in der Geschichte der Menschheit abnimmt. Millionen Arten sind vom Aussterben bedroht. Dieser Artverlust hat schwerwiegende Folgen für die Menschen in der Welt.
Eine offene und eine breite Diskussion ist notwendig
Dies alles bedeutet, dass die Ökosysteme möglicherweise nicht mehr in der Lage sein werden, das Überleben der Menschheit durch die Bereitstellung von Wasser, Nahrung, sauberer Luft und Holz sicher zu stellen. Leistungen der Natur wie Bestäubung, Klimaregulierung, Bodenbildung und Verhinderung von Überschwemmungen werden möglicherweise stark eingeschränkt. Die Bekämpfung des Rückgangs der biologischen Vielfalt erfordert ehrgeizige und abgestimmte Aktionen unserer Entscheidungstragenden und Interessensvertretenden weltweit. Eine offene und eine breite Diskussion ist notwendig, an der die Allgemeinheit unserer Zivilgesellschaften sowohl auf lokaler als auch auf globaler Ebene beteiligt ist
Als Bewahrende des Weltnaturerbes sind unsere naturwissenschaftlichen Sammlungen Gemeingut.
Wir fordern sozial integrative und wissenschaftsbasierte Lösungen für eine nachhaltige Zukunft unserer Gesellschaften. Wir unterzeichnen, was in der Verpflichtung der Globalen Koalition formuliert ist: „Wir gehören zur Natur, wir brauchen die Natur, und die Natur braucht uns jetzt wie nie zuvor“. Politische Entscheidungstragende und Wirtschaftsführende müssen auf Gemeinschaften hören, die sich dem Studium und dem Schutz der Natur verschrieben haben. Es geht um die Schaffung neuer Generationen von Entscheidungsträgerinnen und –trägern sowie Bürgerinnen und Bürgern, um nachhaltige Gesellschaften aufzubauen, in denen wir leben wollen. Auch hier ist das ZFMK aktiv, indem es zum Beispiel das innovative Programm „Leibniz-Taxonomie-Werkstatt“ zur Bildung von jungen Citizen Scientists aufgelegt hat.
Als Naturwissenschaftliche Museen, Naturhistorische Museen, Botanische Gärten und Forschungszentren haben wir die wissenschaftliche und gesellschaftliche Verantwortung, unsere Stimme für die Natur zu erheben. Jetzt mehr denn je.
Wir ermutigen Bürgerinnen und Bürger sowie und Institutionen rund um den Globus, die Botschaft über ihre sozialen Medienkanäle unter Verwendung des Hashtags #biodiversity2020 zu teilen.
Das Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biologische Vielfalt der Tiere – unterstützt voll und ganz die neue Globale Koalition für biologische Vielfalt, die die Europäische Kommission im März 2020 gestartet hat.
Die Forschungsziele und -aktivitäten in unserem naturkundlichen Forschungsmuseum stehen in der Linie der Globalen Koalition „Vereint für die biologische Vielfalt“. Wir schließen uns daher mit Weltnationalparks, Aquarien, botanischen Gärten, Zoos und anderen naturhistorischen Stätten sowie Wissenschaftsmuseen zusammen und verabschieden das damit verbundene Versprechen:
Unsere Sammlungen zeigen die Vielfalt des Lebens. Unsere Naturschutzprogramme helfen, die Biodiversität zu erhalten. Unsere Forschung, Bildungsprogramme und unsere Lehre unterstreichen die Bedeutung der Natur für unsere Existenz. Die Welt steht heute vor einem weltweiten Notstand, einer Biodiversitätskrise, die durch menschliche Einflüsse bedingt und durch den Klimawandel verstärkt wird. Die Wissenschaft warnt davor, dass eine Million Arten jetzt vom Aussterben bedroht ist – und nicht in ferner Zukunft. Als Unterzeichnemde der Koalition unterstützen wir die Forderung der europäischen Kommission zur Ergreifung globaler Maßnahmen zur Eindämmung des Verlusts an biologischer Vielfalt. Wir fordern alle Regierungen auf, mit einer ehrgeizigen Politik die Wiederherstellung und den Schutz der Ökosysteme voran zu treiben. Denn letztlich sind wir alle auf intakte Lebensräume angewiesen. Wir laden alle nationalen, regionalen und lokalen Behörden auf, die dringend notwendigen Maßnahmen zu ergreifen Wir rufen alle Unternehmen und deren Führungskräfte auf, ihre Abhängigkeit von und ihren Einfluss auf die Natur anzuerkennen und sich der Nachhaltigkeit zu verpflichten. Wir appellieren an all unsere Besuchenden, erheben Sie Ihre Stimme für die Natur.
Die Natur braucht uns jetzt mehr als je zuvor.