Deutschlands erster unabhängiger Marktplatz für zertifizierte Naturschutzprojekte

Durch die gezielten Spenden engagierter Privatpersonen oder umweltbewusster Unternehmen können Projekte wie dieses im Ferbitzer Bruch bei Fahrland unterstützt werden. Klemens Karkow

Unternehmen und Privatpersonen können sich ab dem 30. September 2020 unter https://agora-natura.de/ an der Finanzierung und Durchführung vielfältiger Naturschutz-projekte beteiligen. Schon durch kleine Investitionen können beispielsweise Streuobstwiesen erhalten, wertvolles Ackerland entwickelt oder Schutzflächen für bestimmte Tierarten eingerichtet werden: Der neue Online-Marktplatz AgoraNatura bringt Akteure aus Landwirtschaft und Naturschutz mit engagierten Privatpersonen und verantwortungsvollen Unternehmen zusammen. Interessierte können online Naturschutzzertifikate kaufen und damit in qualitätsgeprüfte Naturschutz- und Landschaftspflegeprojekte investieren. Sie werden transparent darüber informiert, wo die Projekte umgesetzt werden, wer an der Umsetzung beteiligt ist und was durch sie bewirkt wird. AgoraNatura hat für jeden Geldbeutel etwas zu bieten. Je nach Projekt sind die angebotenen Zertifikate ab 10 Euro zu haben. Sie beziehen sich immer auf ein Jahr und eine Fläche von 100 Quadratmetern.

Eine Vielfalt an Projekten ist bereits in der Startphase auf AgoraNatura zu finden: Schutzflächen für Amphibien, Insekten oder gefährdete Feldvögel sollen angelegt, Streuobstwiesen gepflegt oder Moorböden durch spezielle Weidehaltung erhalten werden. Aber auch neue Projekte sind willkommen. Alle Landwirtschaftsbeschäftigte, Landbesitzende oder Naturschützende mit geeigneten Flächen und dem notwendigen inhaltlichen und technischen Know-how können auf der Online-Plattform von AgoraNatura ihre Projekte einstellen. Nach erfolgreicher Prüfung und Zertifizierung werden diese Projekte dann veröffentlicht und können finanziell unterstützt werden. Betrieben wird der Online-Marktplatz durch die Deutsche Umwelthilfe (DUH), das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), die Universität Greifswald und den Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL).

„Während die Agrarpolitik immer noch eine intensive Landbewirtschaftung fördert, die die Ökosysteme und biologische Vielfalt gefährdet, nimmt in der Gesellschaft die Nachfrage nach intakten Kulturlandschaften und biologischer Vielfalt stark zu. Mit dem marktwirtschaftlich orientierten Mechanismus von AgoraNatura schließen wir die Lücke zwischen staatlichen Naturschutzprogrammen, der Finanzierung durch Spenden und der verpflichtenden Kompensation von Umweltauswirkungen“, so Ulrich Stöcker, Bereichsleiter Naturschutz & Biodiversität der DUH.

„Der Marktplatz wird es nicht nur Landbewirtschaftenden ermöglichen, mehr Naturschutz in die Fläche zu bringen, sondern auch die vielfältigen Naturleistungen besser sichtbar zu machen“, betont Prof. Dr. Bettina Matzdorf vom ZALF. Durch die Zertifizierung nach dem sogenannten Naturplus-Standard wird die Wirksamkeit der Projekte sichergestellt. Ein Team aus Forschung, Landwirtschaft und Naturschutz prüft, ob die Maßnahmen zielführend sind und gemäß dem Naturplus-Standard wissenschaftlich fundierten Qualitätskriterien entsprechen. Für die Zertifizierung müssen die Projektdurchführenden auch genau darstellen, welche Effekte ihre Maßnahmen auf die Leistungen der Natur haben. Diese Naturleistungen sind die Beiträge der Natur, die für das menschliche Wohlergehen sorgen.

Dazu gehört, dass uns die Natur mit sauberem Wasser oder Rohstoffen versorgt, dass sie Kohlenstoffdioxid (CO2) bindet und somit zum Klimaschutz beiträgt und dass wir uns an ihr erfreuen und in ihr erholen können. Indem sichtbar gemacht wird, welche Leistungen das einzelne Projekt tatsächlich unterstützt, sollen diese Leistungen mehr Wertschätzung in der Öffentlichkeit erfahren. Gleichzeitig können sich Unternehmen und Privatpersonen so nicht nur Projekte in bestimmten Regionen aussuchen, sondern auch gezielt danach, in welche Leistungen der Natur sie investieren möchten: in den Schutz von Wasser, den Erhalt und die Entwicklung der Artenvielfalt oder in Klimaleistungen. Die Projekte können dabei ganz oder auch anteilig finanziert werden. Finden sich nicht genügend Investorinnen und Investoren für ein Projekt, wird das bereits gezahlte Geld komplett zurückerstattet.