Deutschland verbraucht zu viel Strom: Ist smarte Technik Fluch oder Segen?

Foto: Wikipedia, Donaumast der 110 kV-Leitung Borken–Lauterbach auf den Masten der alten 220-kV-Leitung Ludersheim–Aschaffenburg–Borken

Ist smarte Technik Fluch und Segen zugleich? In vielen Privathaushalten in Deutschland kommt immer mehr smarte Technik zum Einsatz. Und der Stromverbrauch steigt. Haben Sie sich gerade als technisch interessierter oder technikbegeisterter Mensch über hohe Stromrechnungen gewundert? Neben Anbieter und Tarif ist der Stromverbrauch der wichtigste Faktor. Bis 2030 wird die Stromnachfrage in Deutschland im Vergleich zu heute um mehr als ein Viertel steigen. Das fanden Wissenschaftler vom Energiewirtschaftlichen Institut der Universität Köln (EWI) heraus. Der Bruttostromverbrauch läge somit in 2030 bei 748 Terrawattstunden (TWh).

Neben Sektoren wie Industrie und Verkehr zählt der Sektor Privathaushalt zu den größten beim Stromverbrauch in Deutschland. Laut Umweltbundesamt erhöhte sich der Stromverbrauch in Privathaushalten von 117 TWh im Jahr 1990 auf 129 TWh in 2018. Ein Grund ist der Zuwachs an Menschen und an Haushalten. Die Bevölkerung wuchs zwischen 2010 und 2017 laut Statistischem Bundesamt um drei Prozent. Viele 1- und 2-Personenhaushalte haben pro Kopf einen höheren Stromverbrauch im Vergleich zum Privathaushalt mit mehreren Personen.

Was kostet eine Kilowattstunde Strom 2020?

Die Kosten für Strom im Privathaushalt hängen von mehreren Faktoren ab. Mitte 2020 lag der Preis für 1 Kilowattstunde Strom für einen Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3.500 kWh im Jahr bei knapp 31 Cent. Laut Stromspiegel von 2019 verbraucht im Einfamilienhaus eine Person 2.300 kWh bzw. 2.500 kWh/Jahr mit elektrischer Warmwasserbereitung. Ein Privathaushalt von 2 Personen benötigt 3.000 kWh bzw. 3.600 kWh/Jahr. Ein Privathaushalt in einem Mehrfamilienhaus verbraucht deutlich weniger Strom. Bei einer Person fallen 1.500 kWh/Jahr bzw. 2.000 kWh an, wenn Strom das Wasser erhitzt. Bei zwei Personen im Privathaushalt beträgt der Stromverbrauch 2.100 kWh bzw. 3.000 kWh im Jahr.

Quelle: Wikipedia, Railweh10 – Eigenes Werk

Die größten Stromfresser im Haushalt

Der erste Platz bei den größten Stromfressern geht an Heizungspumpen älteren Baujahrs. Diese arbeiten in der heizintensiven Zeit ununterbrochen, unabhängig vom Bedarf. Beim Kochen und Backen mit dem Elektro-Herd fallen in einem 3-Personen-Haushalt bis zu rund 85 Euro pro Jahr an. Wenn Sie Töpfe und Pfannen in der richtigen Größe verwenden und den Herd vor der Garzeit anschalten, sparen Sie deutlich. Kühl- und Gefrierschränke liegen auf dem 3. Platz beim Stromverbrauch. Eine naheliegende Erklärung ist, dass sie in der Regel pausenlos im Einsatz sind. Weitere Stromfresser, die den Stromverbrauch in die Höhe treiben, sind Wäschetrockner, Geschirrspüler, Waschmaschinen und Fernsehgeräte.

Moderne LED Lampen und Smart Home

Haben Sie LED Lampen im Einsatz? Insgesamt, den Sektor Privathaushalt eingerechnet, sind zwischen 2010 und 2017 durchschnittlich 20,6 Prozent vom Stromverbrauch im Bereich Licht gesunken. Weitere Einsparungen erreichen Sie, wenn Ihre LED-Lampen über Smart Home Technik verfügen. Oder Sie koppeln diese mit Smart Home Systemen. Ein Beispiel ist das digitale Dimmen oder Zeiteinstellungen über Smart Home Anlagen. Die Lampen schalten sich nach einem festgelegten Zeitraum automatisch ab.

Tipps und Tricks zum Strom sparen

Haben Sie in Ihrem Privathaushalt mehr als 8 oder 10 Jahre alte Heizpumpen im Einsatz? Diese ersetzen Sie am besten durch effizientere, modernere Pumpen. Das schont Klima und Geldbeutel. Hier lassen sich jährlich bis zu 150 Euro sparen. Die Anschaffung eines modernen, energieeffizienten Geräts sollten Sie sich überlegen. Und verändertes Nutzungsverhalten ermöglicht Einsparungen. Geräte wie Waschmaschine, Wäschetrockner oder Geschirrspüler angemessen auslasten und nicht zu gering beladen. Einen Kühlschrank nicht länger öffnen als nötig und – wenn keine NoFrost-Funktion vorhanden ist – das Abtauen nicht vergessen. Senken Sie den Stromverbrauch um bis zu einem Fünftel, indem Sie auf Energiesparlampen oder noch besser auf LED-Lampen setzen. Bei den meisten Haushaltsgeräten empfehlen sich je nach Alter und Modell Anschaffungen in puncto Energieeffizienz. Nutzen Sie Energiespargeräte. Einige Geräte können Sie ausschalten oder vom Strom trennen, sodass sie im Stand-By-Betrieb nicht weiterhin Strom verbrauchen. Wenn Sie Steckerleisten mit Schalter einsetzen, können Sie bis zu 115 Euro jährlich einsparen.

Strom sparen mit Smart Home

Sie sollten Ihren Stromverbrauch kennen, um ihn zu reduzieren. Nutzen Sie intelligente Technik! Ein Weg wird in Zukunft auch die Nutzung smarter Stromtarife sein. Lösungen für Mieterstrom, bei dem Photovoltaik-Anlagen für alle Bewohner einen Mehrwert schaffen, sind vielversprechend. Der Einsatz Wärmepumpen neuerer Bauart als Ersatz für die Heizpumpen älteren Jahrgangs kann helfen. Smarte Technologien und Zeitprogramme für Heizung, Beleuchtung und Jalousien können sich lohnen. Besonders interessant ist die Vernetzung der verschiedenen Anwendungen per Smart Home. Sie wachen auf und genießen ein wohltuendes Licht- und Musikszenario. Die Jalousien fahren hoch. Tür- und Fenstersensoren registrieren beim Lüften die offenen Fenster und pausieren automatisch die Heizung. Beim Verlassen der Wohnung fährt alles herunter. Die Heizung senkt sich auf ein Minimum ab, damit die Wohnung nicht auskühlt. So komfortabel, so nachhaltig!

Fazit: Smart Home Geräte sind beim Stromverbrauch in Privathaushalten bei richtigem Nutzungsverhalten in hohem Maße nützlich und äußerst effizient. Es lohnt sich definitiv auch für Sie, sich damit zu befassen und Ihr Wohnumfeld smarter zu machen!