Die Technische Universität Ilmenau untersucht innovative Möglichkeiten, mit denen die Qualität von Trinkwasser in Versorgungsnetzen automatisiert gesteuert werden kann. Ein Wissenschaftlerteam des Instituts für Automatisierungs- und Systemtechnik entwickelt ein digitales Online-Überwachungssystem, das Veränderungen der Wasserqualität im Versorgungsnetz aufspürt, damit gegebenenfalls Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Das Forschungsprojekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit mehr als 270.000 Euro in drei Jahren gefördert.
Während in den letzten Jahrzehnten die zuverlässige und sichere mengenmäßige Versorgung mit Trinkwasser weltweit gut erforscht wurde, haben sich hinsichtlich der Qualität des Trinkwassers Probleme aufgetan. Bevölkerungsrückgang führte dazu, dass der Wasserverbrauch zurückgegangen ist; da aber gleichzeitig das Versorgungsnetz unverändert groß geblieben ist, verweilt das Wasser länger in den Rohren, wodurch sich die Trinkwasserqualität verschlechtern kann. Hinzu kommt, dass eine etwaige Verschlechterung der Wasserqualität oft nicht schnell genug entdeckt wird, da Wasserproben nicht flächendeckend, sondern nur stichprobenartig entnommen werden. Auch sind Laboranalysen der Wasserqualität oft zeitaufwändig, sodass Qualitätsveränderungen erst zeitversetzt festgestellt werden.
Um eine hohe Trinkwasserqualität sicherzustellen und die in der Trinkwasserverordnung aufgeführten Inhaltsstoffe und Werte einzuhalten, hat die TU Ilmenau soeben das Forschungsprojekt „Online Monitoring and Digital Control in Drinking Water Distribution systems (MoDiCon)“ – Online-Monitoring und digitale Steuerung in Trinkwasserversorgungssystemen – gestartet. Prof. Pu Li, Leiter des Fachgebiets Prozessoptimierung, und seine Mitarbeiter erforschen im Zuge der Digitalisierung im Wassersektor vollkommen neue Ansätze, die Trinkwasserqualität auf der Basis von Messdaten und Simulationsmodellen online optimal zu beeinflussen. Dazu entwickeln sie ein System, mit dem sie verschiedene Parameter der Qualität von Trinkwasser in Versorgungsnetzen automatisiert und in Echtzeit überwachen können. Mit innovativen Sensortechnologien wie der lichtbasierten Fluoreszenzmessung und der zellbasierten Durchflusszytometrie wollen sie unmittelbar vor Ort Bakterien und gesundheitsschädliche gelöste organische Substanzen aufspüren und quantifizieren. I
m Falle einer unerwünschten Veränderung der Wasserqualität sollen Echtzeitsimulationen auf der Basis eines mathematischen Algorithmus dafür sorgen, dass bestmögliche Steuerungsstrategien in Gang gesetzt werden. So könnten etwa an bestimmten Stellen im Netz optimal dosierte Desinfektionsmittel eingebracht, Ventile geöffnet oder geschlossen und die Geschwindigkeit oder die Durchflussmenge des Wassers angepasst werden. Gleichzeitig könnte die Bevölkerung, die mit dem gesundheitsschädlichen Trinkwasser versorgt wird, ermittelt und gewarnt werden.