Das Waldschutzprogramm REDD+ soll Entwaldung und Walddegradierung in Entwicklungs- und Schwellenländern reduzieren und so zeitnah CO2-Emissionen verringern und zum Klimaschutz beitragen. Diese hohen Erwartungen konnte das Programm bisher nicht erfüllen. Das zeigt eine neue Studie des Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit (DEval). REDD+ hat aber sowohl zur politischen Aufmerksamkeit wie zu erheblichem Kapazitätsaufbau für den Waldschutz in den beteiligten Ländern beigetragen. Dieser Kapazitätsaufbau und der Einfluss politischer und wirtschaftlicher Interessen, die der Emissionsreduktion entgegenstehen, wurden unterschätzt.
Entwaldung und Walddegradierung haben vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern einen großen Anteil an den weltweiten Treibhausgasemissionen. Der Erhalt von Wäldern spielt deshalb eine zentrale Rolle für die Bekämpfung des Klimawandels. REDD+, ein Instrument der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (United Nations Framework Convention for Climate Change, UNFCCC), soll Länder mit Anreizzahlungen für nachweisliche Emissionsreduktionen im Waldsektor finanziell entschädigen.
Die DEval-Studie untersuchte Deutschlands Beitrag zu REDD+.
Die deutschen REDD+-Maßnahmen unterstützen die Partnerländer mit technischer und finanzieller Zusammenarbeit, hauptsächlich in der REDD+-Vorbereitungsphase. Diese umfasst die Entwicklung von nationalen REDD+-Strategien und Aktionsplänen, fachlichen und administrativen Kapazitäten und robusten Monitoring- und Verifizierungssystemen für Emissionsreduktionen. Die Studie zeigt, dass die beteiligten Entwicklungs- und Schwellenländer mehr Vorbereitung als geplant benötigen, um die politischen, rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen für REDD+ zu etablieren. Zudem stehen Treiber für Entwaldung wie Teile der industriellen Landwirtschaft den Zielen des Instruments entgegen. Sie sind oft in globale Wertschöpfungsprozesse eingebunden, was die Bekämpfung ihrer negativen Auswirkungen in einzelnen Ländern erschwert. So ist es REDD+ bislang nicht gelungen, die komplexen Treiber der Entwaldung weitreichend einzudämmen. Da die Kohlenstoffpreise weiterhin zu niedrig sind und Instrumente wie Anreizzahlungen noch nicht ausreichend funktionieren, ist die Abholzung von Wäldern in Entwicklungs- und Schwellenländern nach wie vor meist profitabler als der Waldschutz.
DEval-Direktor Prof. Dr. Jörg Faust: „REDD+ hat dazu beigetragen, dass es mittlerweile in vielen Ländern Institutionen für den Waldschutz gibt und das Thema prominent auf der internationalen Agenda steht. Das ist eine große, aber auch notwendige Errungenschaft. Allerdings sind die ergebnisbasierten Zahlungen von REDD+ in vielen Fällen kein hinreichend großer Anreiz, um ein wirksames Gegenwicht gegen die lokalen und internationalen Treiber von Entwaldung zu bilden.“ Die langen Vorbereitungsprozesse von REDD+ und das System der ergebnisbasierten Zahlungen führen dazu, dass Entwicklungs- und Schwellenländer für Investitionen im Waldschutz über Jahre in Vorleistung gehen müssen. Die DEval-Studie schlägt deshalb vor, dass REDD+ nicht erst Zahlungen leistet, wenn die Emissionsreduktionen erzielt wurden, sondern bereits, wenn politische Meilensteine in der wichtigen und notwendigen Vorbereitungsphase erreicht wurden. Dies soll den Partnerländern Anreize und finanzielle Sicherheit für die oft sehr umfassende Grundlagenarbeit bieten. Die Studie rät auch dazu, den Ursachen von Entwaldung in REDD+-Strategien verstärkt Rechnung zu tragen. Auf dem Weg zu nachhaltigeren Landnutzungspraktiken sollten unter anderem die von Deutschland unterstützten Initiativen zu entwaldungsfreien Lieferketten zwischen den beteiligten Sektoren besser abgestimmt werden.