Biogas-Rohstoffe und die Biogas-Speicher als „Batterien“ für die Stromversorgung

Biogasanlage Goetzberg Foto: Bioconstruct

Circa150 Biogasanlagen produzieren schon heute flexibel Strom und werden markt- und systemdienlich betrieben. Dies zeigt eine Analyse im Auftrag der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR), die von der Agrarservice Lass GmbH mit Hilfe des Flexperten-Netzwerkes durchgeführt wurde. Darin wird deutlich, dass die Einspeisesummen ausgewählter, zukunftsweisend flexibilisierter Biogasanlagen sehr genau den Strompreisen und der Residuallast folgen. Bei hoher Netzbelastung ruhen die Biogas-BHKWs und machen das Netz frei für Wind- und Solarstrom. Biogas-Rohstoffe und die Biogas-Speicher werden so zu „Batterien“ für die Stromversorgung in Engpasszeiten.

Ziel der Bundesregierung ist es, den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch bis 2030 auf 65 % zu erhöhen. Zudem werden durch den Kohle- und Atomausstieg bereits in den nächsten Jahren erhebliche Strom-Erzeugungskapazitäten abgestellt und durch erneuerbare, vorwiegend fluktuierende Energien wie Sonne und Wind ersetzt. Diese können die stetige Stromversorgung aber nicht allein sicherstellen. Es gibt Zeiten, in denen mehr Strom eingespeist als gleichzeitig genutzt wird. In sogenannten Dunkelflauten, in denen Sonne und Wind nicht oder nur eingeschränkt verfügbar sind – sind hingegen Lücken zu füllen. Daher sollten alle regelbaren Stromerzeuger in naher Zukunft verstärkt residuallastabhängig betrieben werden.

Biogas einen erheblichen Vorteil gegenüber anderen erneuerbaren Energien

Biogas- bzw. Biomethan-Blockheizkraftwerke werden bisher überwiegend in Grundlast gefahren. Für einen wirtschaftlichen Betrieb ist der Großteil der Anlagen auf die Festvergütung für den eingespeisten Strom aus dem Erneuerbaren Energien-Gesetzt (EEG) angewiesen. Dabei hat Biogas einen erheblichen Vorteil gegenüber anderen erneuerbaren Energien: es ist speicherbar und kann somit Spitzenstrom liefern. Bestehende Biogasanlagen mit Stromerzeugung müssen dafür jedoch vom Grundlastbetrieb auf die bedarfsorientierte Betriebsweise umgestellt werden. Dies erfordert erhebliche Investitionen in die Anlagen.

Visualisierung der Netz-/Systemdienlichkeit von flexibilisierten Biogasanlagen
Visualisierung der Netz-/Systemdienlichkeit von flexibilisierten Biogasanlagen

 

 

Quelle: FNR

Mit der Direktvermarktung und der Flexibilitätsprämie des EEG fördert die Bundesregierung die Anpassung von Biogasanlagen an das Stromnetz der Zukunft. Laut einer Studie des Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) erhalten aktuell ca. 3.300 Biogas- und Biomethan-BHKW mit einer installierten elektrischen Leistung von ca. 2,2 GWel die sogenannte Flexprämie. Obwohl die Stromeinspeisung zu Hochpreisphasen Mehrerlöse verspricht, fahren die meisten dieser Anlagen trotzdem bislang nicht marktpreisorientiert.

Biogasanlagen können sehr zuverlässig zu Zeiten von Last- und Preisspitzen einspeisen

Mit dem Projekt „Visualisierung der Netz-/Systemdienlichkeit flexibilisierter Biogasanlagen – VisuFlex“ zeigen die Projektbearbeiter, dass die Strompreise sehr genau der Residuallast folgen und somit eine geeignete Steuerungsgröße darstellen. Unter Einbindung von Direktvermarktern wurden anhand definierter Kriterien zukunftsweisend flexibilisierte Anlagen identifiziert und deren aufsummierte Stromeinspeisung den Strompreisen sowie der Residuallast gegenübergestellt. Die Auswertung erfolgte rückwirkend für den Zeitraum 01.01.2019 – 30.06.2020. Das Ergebnis zeigt, dass die ausgewählten Biogasanlagen sehr zuverlässig zu Zeiten von Last- und Preisspitzen einspeisen und somit optimal markt- und systemdienlich betrieben werden. Die Anzahl der zukunftsweisend flexibilisierten Anlagen ist noch sehr gering und wird auf ca. 150 Anlagen geschätzt. Daher bleiben die Effekte der Flexibilisierung bislang unsichtbar und der Wert real existierender Biogas-Speicherkraftwerke wird für den Strommarkt nicht wahrgenommen.

„Die Bedeutung von Stromlieferanten, die in der Lage sind, auf Strompreisschwankungen flexibel zu reagieren, wird insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden fluktuierenden Einspeisung aus Photovoltaik und Windkraft in den nächsten Jahren weiter zunehmen“, so Martin Lass, Geschäftsführer der Agrarservice Lass GmbH. „Dann werden flexible Speicherkraftwerke gebraucht, was sich auch in den zu erzielenden Strompreisen widerspiegeln wird.“

Um die Effekte der Flexibilisierung für die Öffentlichkeit, die Politik, aber auch als Vorbild für andere Biogasanlagenbetreiber deutlich sichtbar zu machen, wird in einer geplanten zweiten Projektphase die Visualisierung der Stromeinspeisung zukunftsweisend flexibilisierter Biogasanlagen auf einer separaten Plattform in Echtzeit angestrebt. Daraus ließe sich über die Zeit auch der Zuwachs fahrplanoptimierter Biogasanlagen ableiten.