Der Meeresspiegel steigt. Dadurch nimmt entlang vieler Küsten der Welt die Hochwassergefahr rasant zu. Doch in vielen Mündungsgebieten gibt es eine zusätzliche Gefahr: Hurricans. Trifft nämlich eine Sturmflut mit Starkregen zusammen, kann diese den erhöhten Abfluss ins Meer blockieren und so ein Hochwasser auslösen. Und gerade steuert 2020 auf eine Hurrikan-Hochsaison hin. Bisher betrachten Risikoabschätzungen Sturmfluten und Starkniederschläge unabhängig voneinander. Da aber beide Phänomene durch dieselbe Wetterlage entstehen können, treten solche Ereignisse deutlich häufiger auf als man durch eine unabhängige Betrachtung erwarten würde.
2019 hat ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universität Graz den Einfluss des Klimawandels auf diese Naturgefahr für Europas Küsten abgeschätzt. Diese Studie wurde jetzt auf weltweite Küstenregionen ausgedehnt und ist die erste, die sowohl die globale Gefahr durch ein Zusammentreffen von Sturmfluten und Starkregen abschätzt als auch den Einfluss des Klimawandels auf diese Gefahr hin untersucht. Sie ist in der Fachzeitschrift Communications Earth & Environment erschienen.
Forscher des Fachbereichs Meteorologie an der Universität Reading (Großbritannien) und der Gruppe um Douglas Maraun am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz haben Simulationen von Stürmen und Niederschlägen zusammen mit Simulationen von Sturmfluten analysiert, die von Wissenschaftern des Joint Research Center der Europäischen Kommission in Ispra/Italien durchgeführt wurden. Dabei konnten sie beobachten, dass ein Zusammentreffen von Sturmfluten und Starkregen vor allem in der Westwindzone und in Regionen zustande kommt, die von Tropenstürmen wie Hurricanes und Taifunen betroffen sind.
„Diese Gefahr wird in den nächsten Jahrzehnten in den mittleren und hohen Breiten durch eine Intensivierung der Niederschläge im Klimawandel zunehmen: Besonders betroffen sind auf der Nordhemisphäre die USA, Kanada, Nordeuropa und die Küsten von China, Korea und Japan, sowie auf der Südhemisphäre die Südküste von Südamerika und Neuseeland“, betont Maraun.
Die Ergebnisse dieser Analysen können als Grundlage für weitere detaillierte Studien dienen, die zusätzlich lokale Gegebenheiten, wie etwa die genaue Küstenform, Deiche, Hafenanlagen oder Sperrwerke, berücksichtigen.