Für private Haushalte ist der Bezug von Ökostrom gängige Praxis, nicht aber für energieintensive Industrieunternehmen. Wie kann es gelingen, dass auch sie künftig mehr Strom aus erneuerbaren Quellen beziehen? Um diese Frage geht es in einem Forschungsprojekt, das Dr.-Ing. Hendro Wicaksono, Professor of Industrial Engineering an der englischsprachigen Jacobs University, gemeinsam mit den Stadtwerken Trier und sieben weiteren Wissenschafts- und Wirtschaftspartnern initiiert hat.
Forschende des Karlsruher Institut für Technologie (KIT), des Forschungszentrum Informatik (FZI) und der Jacobs University begleiten das Projekt wissenschaftlich. „Es bietet interdisziplinäre Forschungsherausforderungen in den Bereichen Energie- und Datenmanagement, künstliche Intelligenz und Produktionsoptimierung“, erläutert Professor Wicaksono, der das Projekt wissenschaftlich leitet. Das Forschungsvorhaben umfasst die Integration und Verarbeitung von Daten aus heterogenen Quellen wie Kraftwerks-, Sensor-, Wetter- und Produktionsdaten.
„Dafür entwickeln wir ein Konzept der Datenverwaltung und -integration unter Verwendung semantischer Technologien und einer serviceorientierten Architektur“, beschreibt Wicaksono die Aufgabe. Semantische Technologien sind eine Schlüsseltechnologie bei der Nutzung von „Big Data“. Sie helfen dabei, verschiedenste Datentypen zu vereinheitlichen, sie zu verknüpfen und ineinander zu überführen.
Die Stadtwerke Trier, die mehr als 50 grüne Kraftwerke betreiben, koordinieren das Projekt. „Wir stellen dem Markt jährlich rund 170 Millionen Kilowattstunden Ökostrom zur Verfügung“, sagt Rudolf Schöller von den Stadtwerken. Die Ökostromproduktion hängt davon ab, wann die Sonne scheint oder der Wind weht, sie ist also starken Schwankungen unterworfen. „Die produzierenden Unternehmen brauchen aber eine berechenbare und zuverlässige Energieversorgung“, betont Thorsten Zoerner, Geschäftsführer des ebenfalls am Projekt beteiligten Ökostromanbieters STROMDAO. Mit der Firma Kautenburger, einem Spezialmaschinenhersteller aus Merzig, und dem MaTec Gummiwerk, einem Hersteller von technischen Gummiformteilen, engagieren sich zwei energieintensiv produzierende kleine und mittlere Unternehmen im Rahmen des Vorhabens.
„Wir sind zuversichtlich, dass es uns gelingt, zukünftig effizienter und nachhaltiger zu produzieren“, meint André Henning, Geschäftsführer des MaTec Gummiwerks. Zur Entwicklung technischer Lösungen tragen die zwei Technologieunternehmen devolo und Pumacy Technologies bei.