Hartholz-Auenwälder sind heute extrem selten geworden und vom Aussterben bedroht. Um auf die Schutzbedürftigkeit dieser für Flusstäler oder größere Fließgewässer der Tieflagen und des Hügellandes typischen Laubwälder aufmerksam zu machen, hat die Floristisch-Soziologische Arbeitsgemeinschaft (FlorSoz) sie zur Pflanzengesellschaft des Jahres 2021 ausgerufen. Professor Dr. Werner Härdtle, Ökologe an der Leuphana Universität Lüneburg, ist 1. Vorsitzender der Organisation. Er setzt sich für die Entwicklung großflächiger Auenschutz-Programme ein.
In Mitteleuropa stellen Hartholz-Auenwälder Hotspots der Gehölzartenvielfalt dar. Intakte Auenwälder beherbergen etwa 75% aller für diese Region typischen Gehölzarten, sie sind aber auch reich an auentypischen, heute oftmals sehr seltenen Pilz- und Tierarten. Diese Wälder sind besonders strukturreich: In der Baumschicht kommen Harthölzer wie Stiel-Eiche und Esche, aber auch deutschlandweit seltene Baumarten wie Flatter-Ulme und Schwarz-Pappel vor. Besonderes charakteristisch sind Lianen wie Waldrebe, Hopfen und Weinrebe. Hartholz-Auenwälder wurden ursprünglich regelmäßig mit Flusswasser überflutet. Diese Überflutungsdynamik ist aber inzwischen an nahezu allen Standorten in Deutschland durch Entwässerung oder Flussregulierung gestört. Gefahren für die Auenwälder entstehen auch durch Übernutzung, Anbau nicht-heimischer Baumarten, Pilzerkrankungen (Ulmensterben, Eschentriebsterben) oder Klimawandel. Deshalb sind heute oft nur noch Fragmente dieser Wälder erhalten, das charakteristische Waldbild einer naturnahen Stromtallandschaft wird immer seltener.
Aufgrund ihrer herausragenden Biodiversität, ihrer vielfältigen Serviceleistungen für den Menschen und ihrer Schutzbedürftigkeit wurden Hartholz-Auenwälder in der Europäischen Union als schutzwürdiger Lebensraumtyp in die Fauna-Flora-Habitatrichtlinie aufgenommen. Für Härdtle reicht das nicht aus:
„Reste heute noch vorhandener und wenig gestörter Hartholz-Auenwälder verdienen prioritären Schutz, beispielsweise im Rahmen großflächiger Auenschutz-Programme“, fordert der Wissenschaftler.
Er weist darauf hin, dass so zugleich auch wichtige Rückhalteräume zur Pufferung von Hochwasserereignissen (wieder)geschaffen werden könnten.