Folgen des Klimawandels und Nutzungskonflikten: Wettstreit um das Wasser?

Foto: Die Linde

70 Prozent des Trinkwassers werden aus dem Grundwasser gewonnen. Doch kann bei regionaler Trockenheit eine gerechte Verteilung gewährleistet werden? Und welche Auswirkungen hat die zusätzliche Nutzung durch Landwirtschaft, Industrie und Energieversorgung auf die ober- und unterirdischen Ökosysteme? Diese und andere Fragen stehen beim nächsten DBUdigital Online-Salon der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), morgen und übermorgen, 15. und 16. Dezember, jeweils von 14 bis 16 Uhr mit hochkarätigen Fachleuten zur Debatte. Dr. Hans-Christian Schaefer, DBU-Referatsleiter Biotechnologie, moderiert den Zweiteiler. Bisher gibt es mehr als 200 Teilnehmende, weitere Anmeldungen sind möglich.

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„Mehrere Dürresommer in Folge sind eine deutliche Warnung vor den Folgen des Klimawandels“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. „Eine lebenswerte Zukunft des Menschen wird sehr von einem nachhaltigen Umgang mit Wasser abhängen. Denn dieses entwickelt sich zunehmend zu einem knappen Gut“, so Bonde. Grundwasser sei die zentrale Ressource – in Deutschland zwar in großen Mengen, zugleich aber nicht unbegrenzt verfügbar. Das birgt nach Bondes Worten Nutzungskonflikte. „Eine gerechte Verteilung von Wasser ist unabdingbar – ohne die Bedürfnisse der Ökosysteme zu gefährden“, sagt der DBU-Generalsekretär. Es gelte, Wasserressourcen zu schonen. Bonde: „Das entnommene Wasser muss so zweckmäßig und sparsam wie möglich genutzt werden. Zugleich kommt es aber auch darauf an, die Verschmutzung des Wassers zu verringern.“

Wasser als limitierender Faktor für wirtschaftliche Entwicklung

„Wasser ist inzwischen zu einem limitierenden Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung ganzer Regionen geworden“, sagt Online-Salon-Referent Egon Harms vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV). Er ist Kooperationspartner eines von der DBU fachlich und finanziell geförderten Vorhabens der Universität Osnabrück, die ein Szenario mit Beteiligung der Nutzer am Beispiel des Grundwasserkörpers „Hunte Lockergestein links“ entwickelt. Das Gebiet durchzieht mit einer Fläche von rund 1.250 Quadratkilometern die Landkreise Cloppenburg, Vechta und Osnabrück. Harms: „Heute laufen viele Brunnen am Limit ihrer Entnahmerechte.“ Will sich ein Unternehmen in einer bestimmten Region neu ansiedeln und beantragt deshalb die Versorgung mit Trinkwasser, „müssen die Wasserversorger diesen Wunsch zum Teil ablehnen“, so der OOWV-Experte. Nicht nur die Trinkwasserversorgung, sondern auch die Lebensmittelerzeugung und eine intakte Natur würden vom Grundwasser abhängen. Und diese Konkurrenz mache es für Unternehmen sehr schwierig, neue Wasserrechte zu erhalten.

Einfluss von Geothermie auf Ökosystem Grundwasser

Geht es um die lebensnotwendige Ressource Wasser, reicht der Blick allein auf die Verteilungsproblematik nach den Worten von DBU-Referatsleiter Schaefer allerdings nicht aus. „Auch die Qualität, speziell der Schutz des Ökosystems Grundwasser, ist von großer Bedeutung“, so Schaefer. Dieser Aspekt komme beim Online-Salon ebenfalls zur Sprache. Mit-Organisatorin der digitalen Veranstaltung und Co-Moderatorin Dr. Maria Avramov promovierte im Rahmen des DBU-Promotionsstipendienprogrammes zu dieser Thematik. Sie fand heraus, „dass ein dauerhaftes Erwärmen des Lebensraums durch Geothermie-Anlagen über ein gewisses Maß hinaus kritisch für das Überleben von winzigen Grundwasser-Krebstieren ist“.

Im zweiteiligen DBUdigital Online-Salon geht es um die Lösung von Nutzungskonflikten und die Auswirkungen auf das Ökosystem Grundwasser. Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Online-Salon-Referent und Privatdozent Dr. Hans Jürgen Hahn von der Universität Koblenz-Landau ergänzt: „Das Ökosystem ist nicht nur durch sinkende Grundwasser-Pegel und dadurch von oben einströmende Schadstoffe bedroht. Eine lokale Erwärmung etwa durch Erdwärme-Nutzung kann darüber hinaus zu einem Artenverlust führen.“ Dennoch wird nach den Worten von Hahn der Schutz von Grundwasserorganismen bei der Genehmigung und beim Betrieb von geothermischen Anlagen heute nur unzureichend berücksichtigt. Schaefer: „Wir stehen vor einem Dilemma, denn die Geothermie soll auf der anderen Seite einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Gerechte und zukunftsträchtige Lösungen sind gefragt.“

Wer am DBUdigital Online-Salon „Grundwasser“ teilnehmen möchte, kann sich noch anmelden:
Teil 1: https://www.dbu.de/@OnlineSalonGrundwasser1
Teil 2: https://www.dbu.de/@OnlineSalonGrundwasser2