Eine nachhaltige Lebensmittelproduktion in Aquakulturen ganz ohne Mikroplastik – das ist das langfristige Ziel eines neuen und über zwei Jahre laufenden Forschungsprojektes an der Hochschule Hof: Kunststoffe in der Nahrungskette sind ein häufig diskutiertes und immer drängender werdendes Thema: Nicht zuletzt über den Verzehr von Fisch nehmen die Verbraucher heute steigende Mengen Mikroplastik in den eigenen Körper auf. Schuld hieran sind insbesondere die großen Mengen an Plastikmüll, die sich mittlerweile in den Weltmeeren befinden, dort in winzig kleine Partikel zerteilt und von Meerestieren aufgenommen werden. Das Problem des Mikroplastiks findet sich aber nicht nur in den Ozeanen, sondern auch im Süßwasserbereich – und genau hier setzt das neue Forschungsprojekt an.
Mikroplastik vermeiden
„In der Teichwirtschaft oder in großen Aquakulturen lässt sich Mikroplastik durch die geschlossenen Wassersysteme grundsätzlich deutlich besser ausschließen. Andererseits aber führt auch hier der Faktor Mensch dazu, dass Mikro- oder Makroplastik dennoch in Teiche oder Durchflussanlagen kommt und von dort seinen Weg in den Organismus von Fischen, Nutzpflanzen oder Muscheln findet. Dieses Risiko wird zusätzlich auch durch diverse funktionelle Plastikteile im System selbst verstärkt“, so Prof. Dr. Manuela Wimmer, Leiterin des Forschungsprojektes. Zumindest für geschlossene Aquakulturen unter anderem im Bereich der Aquaponik, also der Mischkultur aus Fischzucht und Nutzpflanzenanbau ohne Einsatz von Erde, wollen die Wissenschaftler nun eine Lösung entwickeln.
Abbaubare Biokunststoffe für Aquakulturen
Dr. Harvey Harbach, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt, erklärt den Projektansatz: „Unser Forschungsschwerpunkt sind die sogenannten Aufwuchskörper der Aquakulturen. Diese kommen optisch Lockenwicklern sehr nahe und dienen in einem Filter nützlichen Bakterien als Siedlungsfläche. Mit diesen Bakterien wird das Wasser der Aquakulturen aufbereitet und von schädlichen Stoffen gereinigt. Sie wandeln Ammonium und Nitrit in das unschädlichere Nitrat um, das als Pflanzendünger wirkt. Das Problem bisher ist: Diese Aufwuchskörper bestehen heute noch aus herkömmlichem, also erdölbasierten Kunststoff.“ Hauptziel des Projektes „BioBioCarrier“ sei deshalb nun die Produktion von biologisch abbaubaren Aufwuchskörpern aus Biopolymeren für eine biologische Wasseraufbereitung ganz ohne Mikroplastik.
Dauerhafter Düngungseffekt
Doch nicht nur die für den Organismus schädlichen Kunststoffpartikel sollen so künftig vermieden werden. Mit der langsamen Zersetzung der biologisch abbaubaren Aufwuchskörper geht noch ein weiterer Positiveffekt einher: „Zerfallen die Aufwuchskörper, werden im Rahmen des Abbauprozesses durchgehend essentielle Pflanzennährstoffe ans Wasser freigegeben, die von den kultivierten Nutzpflanzen für das Wachstum benötigt werden . Es kommt also zu einer automatischen Düngung. Im Ergebnis müsste kein oder wesentlich weniger Düngemittel manuell zugeführt werden“, so Prof. Dr. Manuela Wimmer.