Mitte Februar 2021 arbeitete fast die Hälfte (49 Prozent) aller abhängig Beschäftigten in Deutschland zumindest stundenweise von zu Hause aus. Gut ein Drittel (34 Prozent) waren sogar überwiegend oder ausschließlich im Homeoffice tätig. Das geht aus einer repräsentativen Befragung hervor, die das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) für das Bundesarbeitsministerium durchgeführt hat. Die Befragten äußerten sich weitgehend zufrieden mit den Corona-Maßnahmen der Arbeitgeber. Viele empfinden die aktuelle Situation jedoch als sehr belastend.
Positive Effekte der Corona-Arbeitsschutzverordnung
Im Vergleich zum Vormonat arbeiteten 22 Prozent der Beschäftigten im Februar mehr Stunden im Homeoffice. Nach Einschätzung des IZA-Forscherteams dürfte dazu auch die neue Corona-Arbeitsschutzverordnung beigetragen haben, nach der Arbeitgeber ihren Beschäftigten Homeoffice anbieten müssen, wenn keine betrieblichen Gründe dagegensprechen. In der Befragung äußerte jeder vierte abhängig Beschäftigte den Eindruck, diese neue Regelung habe etwas daran geändert, wie stark Homeoffice im eigenen Betrieb genutzt wird.
Viele Beschäftigte mit diesem Eindruck nahmen wahr, dass Kolleginnen und Kollegen mit dem Homeoffice jetzt erst angefangen haben oder aber ihren Homeoffice-Anteil an der Arbeitszeit weiter ausgebaut haben. Diejenigen Befragten, die in ihrem Betrieb keine Veränderungen der Homeoffice-Praxis in Folge der Corona-Arbeitsschutzverordnung wahrgenommen haben, nennen dafür zwei wesentliche Gründe: Entweder war Homeoffice bereits vorher gut möglich, oder die betreffenden Tätigkeiten eignen sich schlecht fürs Homeoffice.
Potenzial für noch mehr Homeoffice begrenzt
Die mangelnde Homeoffice-Eignung bestimmter Tätigkeiten ist laut Befragung der wichtigste Faktor, warum das Homeoffice in der aktuellen Pandemielage nicht noch stärker genutzt wird. Dagegen nennt nur etwa jeder fünfte abhängig Beschäftigte eine mangelnde oder schlechte technische Ausstattung als Grund, gar nicht oder nicht in größerem Umfang im Homeoffice zu arbeiten.
Demnach könnte die Corona-Arbeitsschutzverordnung weitere Veränderungen eher bei den Beschäftigten erzielen, die jetzt schon ihre Arbeit zumindest zum Teil von zu Hause aus erledigen. Von diesen plant jeder vierte, den Arbeitgeber vor dem Hintergrund der Verordnung darum zu bitten, noch mehr Homeoffice machen zu dürfen. Eine große Mehrheit ist jedoch mit dem aktuellen Umfang an Homeoffice zufrieden oder arbeitet bereits jetzt schon so viel wie möglich im Homeoffice.
Von den abhängig Beschäftigten, die derzeit nicht im Homeoffice tätig sind, plant jeder zehnte, den Arbeitgeber mit Verweis auf die Verordnung zu bitten, Homeoffice machen zu können. In ganz wenigen Fällen wird die Zurückhaltung mit der Sorge begründet, dass diese Bitte schlecht beim Arbeitgeber ankommen könnte.
Verbesserter Infektionsschutz in den Unternehmen
Neben der stärkeren Nutzung von Homeoffice-Möglichkeiten hat die Corona-Arbeitsschutzverordnung offenbar auch zu einem höheren Infektionsschutz in den Betrieben beigetragen. Aus Sicht der abhängig Beschäftigten haben die Arbeitgeber in Reaktion auf die Vorgaben der Verordnung die einschlägigen Maßnahmen verstärkt. Ein Drittel gibt an, dass Regelungen und Maßnahmen zur Kontaktreduktion bei der Arbeit im Vergleich zum Dezember 2020 noch einmal verschärft wurden. Jeder vierte abhängig Beschäftigte, der Mitte Februar 2021 vom Arbeitgeber medizinische Schutzmasken gestellt bekam, gibt an, dies sei im Dezember 2020 noch nicht der Fall gewesen. Aktuell erhalten dennoch zwölf Prozent der abhängig Beschäftigten von ihrem Arbeitgeber keine medizinischen Schutzmasken. In Kleinbetrieben mit weniger als zehn Beschäftigten ist dieser Anteil mit 22 Prozent deutlich höher.
Hohe Zufriedenheit mit den Maßnahmen der Arbeitgeber
Insgesamt schneiden Arbeitgeber in ihren Bemühungen um den Infektionsschutz aus Sicht der Beschäftigten gut ab. So machen sich aktuell nur 17 Prozent große oder sehr große Sorgen, dass sie sich bei der Arbeit mit dem Coronavirus infizieren könnten. Nur einer von zehn Beschäftigten hält die vom Arbeitgeber ergriffenen Maßnahmen zum Schutz vor Ansteckung alles in allem für nicht weitreichend genug. Dagegen halten 82 Prozent der Beschäftigten die Infektionsschutzmaßnahmen ihres Arbeitgebers für gerade richtig. Auch bei den Arbeitsmitteln zeigen sich die Unternehmen in vielen Fällen kooperativ. Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten (85 Prozent) erhält Computer, Laptops oder Tablets zur Verfügung gestellt, bei Smartphones und Handys sind es 44 Prozent. Büromöbel wie etwa Schreibtische oder Bürostühle bekommt allerdings nur jeder Zehnte. Weibliche Beschäftigte im Homeoffice erhalten im Schnitt seltener Arbeitsmittel gestellt als ihre männlichen Kollegen.
Viele Beschäftigte fühlen sich stark belastet
Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen sich auch beim Empfinden von Belastung, Anstrengung und Stress. 42 Prozent der Befragten fühlen sich momentan stark oder sehr stark belastet, wobei dieses Befinden bei Frauen mit 48 Prozent deutlich stärker ausgeprägt ist als bei Männern (36 Prozent). Der zunehmende Stresspegel drückt auch auf die Lebenszufriedenheit. Auf einer Skala von 0 (ganz und gar unzufrieden) bis 10 (ganz und gar zufrieden) ergab die Befragung einen Durchschnittswert von 6,7 für die abhängig Beschäftigten. Eine für die Gesamtbevölkerung in Deutschland repräsentative Befragung hatte zu Beginn der Pandemie im April 2020 noch einen Wert von 7,4 ermittelt.