Mit der Agenda 2030 sollen die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN) umgesetzt werden, um weltweit ein gutes Leben zu ermöglichen und den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen zu sichern. „Im Kampf gegen Klima- und Biodiversitätskrise haben wir keine Zeit zu verlieren“, sagt Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Um die Umsetzung von Lösungen voranzubringen, unterstützt die Stiftung mit insgesamt zwei Millionen Euro eine Förderinitiative zur Bildung für nachhaltige Entwicklung. Der digitale Auftakt heute (Montag) gibt die Richtung vor: „Die große Transformation – Nachhaltigkeitsdilemmata und Umgang mit Unsicherheiten“. Anmeldungen zur heutigen Veranstaltung sind noch möglich: https://www.dbu.de/@Auftakt:ESDfor2030.
Mit einem virtuellen Grußwort richtet sich Bundesbildungsministerin Anja Karliczek zur Eröffnung an die rund 300 zugeschalteten Teilnehmenden. Ihr Plädoyer: „Bei der Umsetzung der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele entstehen Konflikte, beispielsweise, wenn wir Vögel und Fledermäuse schützen und gleichzeitig Windräder bauen wollen. Deswegen freue ich mich sehr, dass die Deutsche Bundesstiftung Umwelt nun 14 exzellente Projekte fördert, die sich mit diesen Konflikten auseinandersetzen. Denn unser nationaler BNE-Prozess baut auf einer Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren der Gesellschaft auf.“ Das Bundesministerium für Bildung und Forschung habe in Deutschland dafür eine gemeinsame Struktur von Bund, Ländern, Kommunen und Zivilgesellschaft geschaffen, in der ein Austausch zu dem gemeinsamen Ziel verwirklicht werde.
Antworten für Energie-, Agrar-, Mobilitäts- und Konsumwende
Bei der erst kürzlich gemeinsam mit der DBU veranstalteten Woche der Umwelt sprach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezogen auf die Klimakrise von einer „Transformation der Gesellschaft in einer gewaltigen Dimension“. DBU-Generalsekretär Bonde fügt hinzu: „Wir müssen Antworten darauf geben, wie wir mit Blick auf die sogenannten planetaren Belastungsgrenzen künftig wirtschaften und leben können, wie Energie-, Agrar-, Mobilitäts- und Konsumwende generationengerecht umzusetzen sind.“ Solche Antworten will das Projektpaket der DBU-Förderinitiative liefern. Besonders im Blick dabei: Unsicherheiten und Zielkonflikte, die innerhalb und zwischen den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen entstehen, und wie Bildungsformate richtungsweisende Lösungen liefern können.
Zumutungen aushalten und trotzdem handeln
Dazu sagt der Präsident des Deutschen Naturschutzrings, Prof. Dr. Kai Niebert von der Universität Zürich, in einem digitalen Impulsvortrag: „Der Pfad in die Nachhaltigkeit wird mit vielen Irrwegen verbunden sein. Wir müssen lernen, diese Zumutungen auszuhalten und trotzdem zu handeln.“ In solchen schwierigen und komplexen Situationen werde die Lösung von Problemen nur gemeinsam gelingen, so Bonde. Die Stiftung sieht sich als Brückenbauerin zwischen Wissenschaft und Agierenden aus den unterschiedlichsten Bildungsbereichen, die für die praktische Umsetzung verantwortlich sind. Bildung für nachhaltige Entwicklung sei, so Bonde, ein Schlüssel für die erfolgreiche Einbindung und Beteiligung der Gesellschaft in die kommenden Veränderungsprozesse. „Menschen sollen in die Lage versetzt werden, andere Perspektiven einzunehmen und die Folgen des eigenen Handelns für die Mitmenschen und die kommenden Generationen einschätzen zu können“, so der Generalsekretär.
Umgang mit Emotionen, Gefühlen, sowohl negativen als auch positiven, ist wesentlich
Wo angesetzt werden könnte, um den Schritt vom transformativen Lernen ins konkrete Handeln zu schaffen, erläutert Prof. Dr. Wals von der niederländischen Universität Wageningen: „Der Umgang mit Emotionen sowie sowohl negativen als auch positiven Gefühlen ist wesentlich, wenn es um komplexe und dringende Fragen der Nachhaltigkeit geht.“ Die gesellschaftliche Transformation erfordere auch einen Wandel der schulischen Bildung. „Schulen müssen in Bezug zu Themen wie Klima, Energie, die multikulturelle Gesellschaft aber auch zu Aspekten wie Ungleichheit, Biodiversität und Lebensmittel mehr Freiheiten und Kapazitäten haben, um ihre Schülerinnen und Schüler in die Untersuchung lokaler Nachhaltigkeitsfragen einzubeziehen“, so Wals. Nach seinen Worten müssen die Anliegen und die Neugier der Schülerinnen und Schüler zum Ausgangspunkt für das Lernen werden. Sie sollten ein Mitspracherecht bei der Bestimmung dieser Themen haben, und die Lehrenden müssten in der Lage sein, ihr eigenes Fachwissen im Diskurs mit den Mädchen und Jungen über die lokalen Ausprägungen dieser globalen Themen einzubringen.
Themen und Zielgruppen breit aufgestellt im DBU-Projektpaket
Doch nicht nur auf die schulische Bildung konzentriere sich das DBU-Projektpaket, sagt Bonde. Angesprochen werden neben Kindern und Jugendlichen auch Studierende, Lehrende, Ärztinnen und Ärzte sowie Gewerkschaften. Die Projektleitung liegt unter anderem bei Nichtregierungs-Organisationen, Institutionen für die Ausbildung von Lehrkräften, von Ingenieurinnen und Ingenieuren, aber auch Hochschulen sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen. Bonde: „So sollen Jung und Alt zum Handeln inspiriert werden.“
300 UN-Dekade-Projekte mit Unterstützung der DBU
Nach Bondes Worten hat die DBU seit 2005 alle Phasen der Entwicklung zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) unterstützt – von der gleichnamigen Dekade der UN bis zum seit Sommer 2020 laufenden Programm „Education for Sustainable Development: Towards achieving the SDGs (ESD for 2030)“ der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (Unesco). Die Stiftung sei stolz darauf, dass von den insgesamt 2000 ausgezeichneten UN-Dekade-Projekten mehr als 300 mit der Unterstützung der DBU realisiert worden seien. „Für das neue Programm haben wir im Frühjahr 2020 die zwei Millionen Euro umfassende Sonderausschreibung mit den jetzt startenden 14 Bildungsprojekten auf den Weg gebracht“, so Bonde. Sechs der Vorhaben werden durch länderübergreifende Kooperationen in Mittel- und Osteuropa Beiträge auch zur internationalen Umsetzung des aktuellen Programms „ESD for 2030“ leisten. Zugleich könne auf eine langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung als Wegbereiter und Gestalter für diesen BNE-Prozess zurückgeblickt werden.