Ein gemeinsames Thesenpapier der Universität Bayreuth, der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT und der TenneT TSO GmbH gibt neue Anstöße in der Diskussion über die Dekarbonisierung der Energiewirtschaft. Die Autoren arbeiten die Bedeutung digitaler CO2-Nachweise als vielversprechendes Instrument für die weitere Elektrifizierung des Wärme- und Transportsektors heraus: Das erfolgreiche und schnelle Erreichen von Nachhaltigkeits- und Klimaschutzzielen ist heute eine der Hauptaufgaben von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund kann und muss die Energiewirtschaft weiter wesentlich zur Dekarbonisierung in Deutschland und ganz Europa beitragen.
Für eine erfolgreiche Transformation hin zu einem nachhaltigen Energiesystem im Rahmen des Pariser Klimaabkommens und des europäischen Green Deal steht damit nun die umfassende Modernisierung der Energiewirtschaft an. Wissenschaftler*innen der Universität Bayreuth haben gemeinsam mit der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT und der TenneT TSO GmbH die Rolle der Digitalisierung hierbei untersucht. Die Ergebnisse wurden jetzt im Thesenpapier „Dekarbonisierung durch Digitalisierung: Thesen zur Transformation der Energiewirtschaft“ veröffentlicht. Ziel dieses Papiers ist es, die Diskussion über die Digitalisierung der Energiewirtschaft zu intensivieren und insbesondere Handlungsempfehlungen zu skizzieren.
Ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität ist die Elektrifizierung weiterer Sektoren. Entsprechend wird in dem Papier die Rolle des Netzausbaus im Hinblick auf die Sektorenkopplung diskutiert und die Bedeutung der durchgängigen Digitalisierung energiewirtschaftlicher Prozesse betont. Mitautor Jens Strüker, Professor für Wirtschaftsinformatik und Digitales Energiemanagement an der Universität Bayreuth, sagt: „Heute sind Millionen von erneuerbaren Anlagen, Wärmepumpen, stationären Stromspeichern und Elektrofahrzeugen als Energieproduzenten oder -speicher zwar vorhanden aber von einer direkten und aktiven Marktteilnahme ausgeschlossen.
Technologien wie Blockchain und Maschinelles Lernen ermöglichen im Zusammenspiel mit dezentralen digitalen Identitäten eine aktive Teilnahme und damit die Ende-zu-Ende-Digitalisierung der Strommärkte.“ Das Thesenpapier arbeitet die Bedeutung eben dieser dezentralen digitalen Identitäten als vielversprechendes Instrument heraus, um die aktuelle digitale Lücke zu überwinden, und verweist so insbesondere auf die Notwendigkeit von digitalen CO2-Nachweisen für eine durchgängige Dekarbonisierung: „Ein bislang vernachlässigtes Instrument zur erfolgreichen Dekarbonisierung sind digitale Herkunfts- und Verwendungsnachweise von Strom. Denn diese erlauben es, die CO2-Intensität von wirtschaftlichen Handlungen endlich sichtbar und überprüfbar zu machen. Damit sind digitale Herkunfts- und Verwendungsnachweise ein wesentliches Element für eine durchschlagsfähige CO2-Bepreisung“, betont Prof. Dr. Strüker.
Link zur Publikation: https://doi.org/10.15495/EPub_UBT_00005596