Um rund 7 Cent hat die zu Jahresbeginn eingeführte nationale CO₂-Bepreisung für fossile Kraft- und Brennstoffe den Liter Sprit verteuert, auch Heizen mit Öl und Gas kostet dadurch etwas mehr, im Gegenzug hat die Regierung unter anderem über die EEG-Umlage etwas Entlastung beim Strompreis geschaffen. Wie es weitergeht mit der CO₂-Bepreisung und auch mit der Kompensation, wird heiß diskutiert. Für Orientierung sorgt jetzt ein interaktiver „CO₂-Preis-Rechner“, erstellt vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change).
Das im Internet frei verfügbare Tool bildet die nationale CO₂-Bepreisung für verschiedene Levels bis zu 100 Euro je Tonne CO₂ ab (derzeit sind es 25 Euro). Es zeigt den Effekt für Durchschnittshaushalte verschiedener Einkommensgruppen und im „Professional-Modus“ auch je nach Haushaltstyp, etwa nach Stadt und Land, Wohnfläche oder Zahl der Kinder. Abrufbar ist die Bruttobelastung sowie die Nettobelastung je nachdem, wie die CO₂-Bepreisung sozial ausbalanciert wird.
Einprogrammiert sind dabei vier diskutierte Wege der Kompensation: einheitliche Pro-Kopf-Zahlung, weitere Entlastung beim Strompreis, Härtefall-Kompensation für Haushalte mit langen Arbeitswegen oder Ölheizung, Umlage höherer Heizkosten von Mieter auf Vermieter. Die Ergebnisse, auch für Kombilösungen, kann man sich als Grafik-Bilddatei oder auch als Excel-Tabelle zur weiteren Nutzung und freien Verwendung herunterladen.
Ein Ergebnis lautet: Wenn der Staat eine einheitliche „Klimadividende“ zahlt und dafür alle von den privaten Haushalten kassierten CO₂-Preis-Einnahmen verwendet, dann werden nur die einkommensstärksten Haushalte unterm Strich nennenswert belastet. Bei 50 Euro je Tonne CO₂ zahlt der Durchschnittshaushalt im reichsten Fünftel etwa 100 Euro im Jahr drauf. Die Mittelschicht bleibt praktisch ungeschoren, Durchschnittshaushalte im ärmsten, zweit- und sogar drittärmsten Fünftel sind dann sogar im Plus: Klimaschutz und sozialer Ausgleich gehen Hand in Hand. Zudem zeigt sich, dass sich auch für Haushalte mit hohen Fahrt- oder Heizkosten über Härtefall-Kompensationen ein wirksamer Sozialausgleich machen lässt.
Der CO₂-Preis-Rechner zeigt die direkten Folgen, also Mehrausgaben für Kraft- und Brennstoffe. Indirekte Effekte über Produktpreise, in denen Unternehmen ihre eigene Last überwälzen, sind nicht erfasst, auch nicht die Kosten aus dem EU-Emissionshandel für Energiewirtschaft und Industrie. Entsprechend begrenzt das Tool aber auch die Kompensation: Für die privaten Haushalte steht maximal so viel zur Verfügung, wie sie selbst im Rahmen der nationalen CO₂-Bepreisung gezahlt haben. „Der Rechner ist auf die aktuelle Debatte zu Sprit und Heizkosten ausgerichtet“, erklärt Matthias Kalkuhl, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Wirtschaftswachstum und menschliche Entwicklung. „Für überwälzte Kosten könnte es extra Kompensation geben, indem man auch bei Firmen erzielte CO₂-Preis-Einnahmen an private Haushalte lenkt.“
MCC-Direktor Ottmar Edenhofer erhofft sich von dem Internet-Angebot einen aufklärende Wirkung im beginnenden Bundestagswahlkampf: „Die effizienteste Form des Klimaschutzes, nämlich die Bepreisung dieses wichtigsten Treibhausgases als Anreiz zum Energiesparen und Investieren in fossilfreie Technologien, droht gerade zerredet zu werden. Im Eifer des politischen Gefechts werden mit fiktiven Einzelbeispielen soziale Verwerfungen an die Wand gemalt. Unser mit tatsächlichen Haushaltsdaten gespeister Rechner macht es jeder und jedem möglich, sich im Handumdrehen selbst einen Überblick über Kosten und Verteilungswirkungen zu verschaffen. Wir hoffen, das hilft zur Versachlichung.“
Der CO₂-Preis-Rechner des MCC findet sich hier: www.mcc-berlin.net/co2preisrechner