Wie lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft in Westafrika erfassen und möglichst klein halten? Das haben afrikanische und deutsche Forschungsgruppen mehrere Jahre lang im Großprojekt WASCAL untersucht. Nun geht das Projekt in seine zweite Phase – mit starker Beteiligung der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.
Auch in der zweiten Phase von WASCAL steht der Klimawandel im Fokus. „Es geht darum, die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern und dabei konzentrieren wir uns vor allem auf den landwirtschaftlichen Sektor und den Sektor Ernährungssicherheit“, so Paeth. Zentrales Element sei hierfür die Klimamodellierung.
Nicht nur Treibhausgase verändern das Klima
„In Afrika haben wir eine besondere Situation, die wir nur in wenigen anderen Regionen der Welt haben: Die Veränderungen der Landoberfläche sind hier eine wichtige Steuerungsgröße für den Klimawandel.“ In Europa hat sich die Landnutzung in Jahrhunderten entwickelt. In Subsahara- und Westafrika ist die großflächige Veränderung jedoch so schnell und groß, dass sie sich auf den Klimawandel vor Ort auswirkt – mehr noch als Treibhausgase. „Das ist der etwas vernachlässigte Einfluss des Menschen auf das Klimasystem“, erklärt Paeth.
Zwei zentrale Aufgaben im Projekt
Die JMU übernimmt zwei zentrale Aufgaben im WASCAL-Projekt. Erstens: Seit Jahrzehnten wurde bei regionalen Klimamodellen für Westafrika nur die Atmosphäre simuliert. Nun wollen die Forschungsteams der JMU mit ihren Partnereinrichtungen die bisherigen Modelle mit einem Ozeanmodell koppeln. „Wir wollen damit unser Klimamodell REMO (Regionalmodell) ergänzen, um damit die Performance des Modells zu verbessern und damit auch die zukünftigen Entwicklungspfade des Klimas genauer zu erfassen“, so Paeth.
Zweitens: Neben dem Update für die Klimamodellierung, sollen die Landnutzungsveränderungen durch das starke Bevölkerungswachstum vor Ort untersucht werden. „Hier geht es um die Auswertung von Satellitendaten von Jahrzehnten“, erklärt Thiel. „Damit lassen sich auch Klimaveränderungen besser erfassen und verstehen.“ Auf Grundlage dieser Auswertungen und neuer Klimamodelle sollen dann statistische Szenarien für die klimatologische Zukunft der Region Westafrika entwickelt werden.
Hilfe für die westafrikanische Landwirtschaft
Gleichberechtigte Kooperationspartner der JMU sind unter anderem die Universität Prof. Joseph Ki-Zerbo Ouagadougou (Burkina Faso), die United Nations University in Accra (Ghana), die Federal University of Technology Akure (Nigeria) und das Forschungszentrum Centre Régional AGHRYMET – CILSS (Niger). „Viele der beteiligten Forscherinnen und Forscher vor Ort sind Alumni der Uni Würzburg. Das freut uns natürlich besonders und wir konnten bereits in der Vergangenheit eng und erfolgreich zusammenarbeiten“, so Thiel.
Weitere Partner in Deutschland sind das GERICS Climate Service Center Germany (Hamburg) und die Universität Halle. Diese sollen schließlich die komplexen Forschungsergebnisse zu nutzbaren Informationen für westafrikanische Landwirte übersetzen. Wann wird im Norden Burkina Fasos am besten gepflanzt? Und wann wird im Süden Nigerias am besten geerntet? Solche Informationen sollen dann in eine webbasierte Datenbank fließen, die einfach per App aufgerufen werden kann.