Sowohl Ressourcen als auch CO2 einsparen

Blick in die Technikzentrale an der Flöz-Matthias-Straße.

Ende 2019 fiel der Startschuss für das Projekt »Quartiersentwicklung auf Basis von Nahwärmeinseln mit flexiblen KWK-Systemen und Teilsanierung« – kurz: QUENTIN. Seitdem hat sich in Oberhausen-Tackenberg einiges getan. Die vier Nahwärmeinseln, die in Zukunft über 800 Wohneinheiten, zwei Schulen und eine Sporthalle mit klimaschonender Wärmeenergie versorgen, nehmen nach und nach Gestalt an. Zeit für einen Ortstermin in der Flöz-Matthias-Straße. Dort sind die Arbeiten besonders weit fortgeschritten: Die Fertigstellung des Nahwärmenetzes ist vor Beginn der diesjährigen Heizperiode geplant.

Die Projektpartner luden Medienvertreter Ende September zu einem Richtfest. Dabei ordneten sie die bisherigen Arbeiten ein und wagten auch die ein oder andere Zukunftsprognose. Wolfgang Hoffmann, Vorstand der GE-WO Osterfelder Wohnungsgenossenschaft, stellte beispielsweise heraus, wie sehr ihn sowohl die neuartige technische Konzeption als auch die Verbindung von Forschung und Entwicklung mit der praktischen Anwendung vor Ort beeindruckt haben.

Auf diese Weise seien kurz- und mittelfristige Erfolge möglich gewesen. Mit Blick auf die Bedeutung von QUENTIN sagte er: »Das Thema CO2-Reduzierung rollt derzeit mit voller Wucht auf die Wohnungswirtschaft zu. Die Bepreisung von CO2 ist erst der Anfang einer Entwicklung hin zu mehr Klimaneutralität. Wenn erst einmal die Gebäudebestände, die für ein Drittel der CO2-Emissionen verantwortlich sein sollen, in den Emissionshandel einbezogen werden, wie die EU das plant, muss das einen langfristigen Strategiewandel unserer Branche zufolge haben.«

Auch Olaf Rabsilber, Vorstand der Sterkrader Wohnungsgenossenschaft, betrachtete QUENTIN vor dem Hintergrund von Klimaschutz und CO2-Einsparung. Er verschwieg aber auch nicht die Herausforderungen, die mit dem Projekt verbunden sind: »Indem wir an den Bestand gehen, tun wir etwas für unsere Mieterinnen und Mieter.

Warfen beim QUENTIN-Richtfest einen Blick in die Technikzentrale in der Flöz-Matthias-Straße: Hubert Beyer, Annedore Mittreiter, Wolfgang Hoffmann, Olaf Rabsilber und Christian Basler (v.l.).

Das heißt aber auch: Wir müssen etwas leisten. QUENTIN ist ein Mammutprojekt, das wir erfolgreich mit allen Partnern stemmen. Dafür an dieser Stelle ein herzlicher Dank an alle, die eingebunden sind.«

Christian Basler, technischer Vorstand der Energieversorgung Oberhausen AG (evo), stellte vor allem die Bedeutung von QUENTIN für die Umwelt heraus. »Bei der evo legen wir großen Wert auf Klimaschutz und wollen mit gutem Beispiel vorangehen. Sowohl in unseren Kraftwerken als auch bei unseren Nahwärmeprojekten wie hier im QUENTIN-Projekt, setzen wir auf innovative und ressourcenschonende Verfahren.

In Zukunft werden hier im Quartier durch die intelligente Kopplung von Wärme- und Stromerzeugung Energie gespart und zudem klimaschädliche CO2-Emissionen verringert. Zusätzlich, um die Energiewende noch weiter voran zu treiben, werden an einigen Heizzentralen noch Lademöglichkeiten für Elektroautos gebaut. Zukunftsweisende Projekte wie dieses zur sicheren Versorgung unserer Kundinnen und Kunden sind uns bei der evo eine Herzensangelegenheit.«

Annedore Mittreiter, Leiterin der Abteilung »Energiesysteme« am Fraunhofer UMSICHT, blickte durch die Forschungsbrille auf das Projekt. »Für uns ist QUENTIN etwas ganz Besonderes. Und das aus mehreren Gründen«, betonte sie. »Da ist zum einen das Konzept. Es verbindet eine effiziente KWK-Anlage sowohl mit einem zentralen Wärmespeicher in der Energiezentrale als auch mit dezentralen Wärmespeichern in den Netzanschlusspunkten.

Das gibt uns die Möglichkeit, zu untersuchen, welche energetischen Einsparpotenziale durch die Bereitstellung von zusätzlicher Flexibilität realisiert werden können und welchen Einfluss das Speichermanagement darauf hat. In diesem Zuge sind wir besonders gespannt auf den demnächst startenden Demonstrationsbetrieb.«

Ein weiterer Grund: Das vom Fraunhofer UMSICHT entwickelte Energieversorgungskonzept wird bei QUENTIN durch Gebäudesanierungen der Wohnungsgenossenschaften ergänzt. Auf diese Weise können die Forschenden nachvollziehen, wie sich die durch die Sanierungsmaßnahmen verursachten Energieeinsparungen auf den Betrieb des Energiesystems auswirken und so zu integralen Konzepten kommen. »Wir haben den Anspruch, dass QUENTIN Vorbild-Charakter entwickelt. Die hier gewonnenen Erkenntnisse sollen nach dem Projekt auf vergleichbare Quartiere übertragen werden können, um auch an anderen Standorten die lokale Energiewende voranzutreiben«, so Mittreiter.

Hubert Beyer vom Energiemanagement der SBO Servicebetriebe Oberhausen sieht auch enorme Vorteile durch den Anschluss der beiden Schulen und vier weiterer städtischer Gebäude an das Nahwärmenetz. Im Vergleich zu den Gasheizungen im Bestand erzeugten die Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung einen signifikant geringeren CO2-Ausstoß. Gleichzeitig werde durch die flexible und daher »netzdienliche« Fahrweise der KWK-Anlage die unstetige Einspeisung von regenerativem Strom ins Netz grundsätzlich erleichtert.

Sowohl der Bereich Schule der Stadt Oberhausen als auch die Schulen selbst begrüßen diese Modernisierung der Wärmeerzeugung und stellen ihre Technikräume für die Technikzentralen der Nahwärmenetze zur Verfügung. Die Schülerinnen und Schüler erhalten eine verlässliche Wärmeversorgung und könnten z.B. durch einen »Physikunterricht im Technikraum« als Multiplikatoren für die Akzeptanz und Popularität dieser innovativen Technologie wirken.