Das Grüne Band Europa (EGB), eine Naturschutzinitiative im ehemaligen Grenzgebiet des „Eisernen Vorhangs“, ist eines der größten Verbundsysteme geschützter Naturräume in Europa. Im Interreg Projekt „DaRe to Connect (D2C)“ erarbeitete die Universität Wien gemeinsam mit zehn Partnerorganisationen aus acht europäischen Ländern der Donauregion und unter Beteiligung des Umweltbundesamts Empfehlungen, um diese Naturräume künftig noch besser zu vernetzen. Wie eine gemeinsame europäische Schutzstrategie aussehen könnte und Lücken im größten europäischen Lebensraumverbund geschlossen werden können, wurde von den Projektpartnern kürzlich bei der Abschlusskonferenz vorgestellt.
Bis zum Fall des Eisernen Vorhangs 1989 entstand vielerorts ein faszinierender Streifen Wildnis entlang von Flüssen und Wäldern, durch Flachland und Hochgebirge. Über rund 6.800 Kilometer wurde diese Zone in einem Zeitraum von fast 40 Jahren zum Rückzugsort vieler seltener Tier- und Pflanzenarten – die Geburt des Grünen Band Europas. Österreich hat beinahe 1.300 Kilometer Anteil am Grünen Band. Es umfasst wertvolle Naturgebiete: Vom Böhmerwald bis zum Neusiedler See, von den March-Thaya-Auen bis zum Dobratsch.
Der Weg zur Vernetzung
Im Rahmen von „DaRe to Connect“ fanden in den letzten drei Jahren mit Hilfe innovativer technischer Ansätze und Satellitendaten fernerkundliche Analysen zur ökologischen Konnektivität und zum Potenzial an Ökosystemdienstleistungen des Grünen Bandes statt. Diese Untersuchungen wurden von der Forschungsgruppe Landschaftsökologie des Departments für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien in Kooperation mit Experten des Umweltbundesamtes durchgeführt.
Die Resultate dienten als Grundlage für die Erarbeitung spezifischer, regionaler Richtlinien und Empfehlungen für die Planung und Umsetzung von ökologischen Korridoren auf regionaler und überregionaler Ebene. Nationale, regionale und lokale Interessensvertreter aus den sechs Pilotregionen der Donauregion waren bei der Diskussion und Ausarbeitung dieser Richtlinien sowie der Umsetzung in den Entscheidungsprozessen und Managementplänen maßgeblich involviert.
Mit gutem Beispiel voran
Seit dem Projektstart 2018 wurde so der Weg für eine Deklaration, die das Ziel des Erhalts, der Verbesserung und Entwicklung des Grünen Bandes als Rückgrat der ökologischen Konnektivität und Biodiversität in Europa hat, geebnet. Zu diesen Zielen und Bemühungen bekannten sich die Projektpartner offiziell und unterzeichneten die Deklaration im Zuge der Abschlussveranstaltung, die von 65 Teilnehmern aus zehn EU-Ländern verfolgt wurde.
Im Zuge der Abschlusskonferenz wurden jene Gebiete vorgestellt, die einen besonderen Handlungsbedarf hinsichtlich der Konnektivität und folglich der Funktionalität des transnationalen Netzwerks Grüner Infrastruktur aufweisen.
Diese „Areas of Action“ wurden auf Basis der Analysen zu Ökosystemdienstleistungen und Vernetzungsfunktion und unter Berücksichtigung verschiedener politischer Leitfäden und Strategien (Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), Biodiversitätsstrategie, Restaurationsziele, etc.) ausgewiesen. Um den Bedarf eines integrierten Managementansatzes für funktionale Vernetzung von Schutzgebieten am Grünen Band zu untermauern, wurden praktische Beispiele der Umsetzung aus den sechs Pilotregionen des Projekts von den regionalen Experten vorgestellt.
Doch diese vereinzelten, wertvollen Anstrengungen werden nicht reichen, um das für Natur und Mensch essenzielle, europäische Netzwerk von Schutzgebieten zu sichern.
Mit Nachdruck wurden deshalb die Entscheidungsträger der am Grünen Band beteiligten Länder dazu aufgefordert, das Ziel eines multifunktionalen, europaweiten Schutzgebietsnetz ebenfalls in die nationalen Pläne zur räumlichen Entwicklung zu integrieren und entsprechende ökonomische Bedingungen und Anreize zu schaffen, die es zusammen mit der Land- und Forstwirtschaft ermöglichen, diese unersetzbare grüne Infrastruktur weiterhin zu gewährleisten und Biodiversität zu erhalten.
Verdeutlicht wird die Bedeutung dieses transnationalen, grünen Korridors zusätzlich durch den abschließenden Appell an die Entscheidungsträger, die Nominierung des Grünen Bands als UNESCO Weltkulturerbe zu unterstützen.
Die Ergebnisse des Projekts werden in einer gemeinsamen Strategievision „Green Belt in the Danube Region 2030“ gebündelt, die als Grundlage für den langfristigen Schutz dienen soll.
Das Projekt wird von Interreg Danube Transnational Programme als Teil des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und des Instruments für Heranführungshilfe finanziert (ERDF, IPA).
Weitere Informationen:
www.interreg-danube.eu/d2c/
www.europeangreenbelt.org
https://cvl.univie.ac.at/