Corona: Verkehrswende angeschoben, Mobilität ausgebremst

In der Pandemie gewinnt das Fahrrad als Fortbewegungsmittel vor allem im Freizeitverkehr an Bedeutung. (Foto: Manuel Balzer, KIT)

Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben die Verkehrsnachfrage in Deutschland deutlich einbrechen lassen. Das haben Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in einer Studie im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums festgestellt. Darin untersuchten sie die Auswirkungen der unterschiedlichen Phasen des Pandemiegeschehens auf das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung. Demnach war die Verkehrsleistung im Herbst 2020 um fast ein Fünftel geringer als im Vorjahr. Insgesamt waren die Menschen erheblich häuslicher, so sank der Anteil der Menschen, die an einem Tag die eigenen vier Wände verlassen.

Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben die Verkehrsnachfrage in Deutschland deutlich einbrechen lassen. Das haben Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in einer Studie im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums festgestellt. Darin untersuchten sie die Auswirkungen der unterschiedlichen Phasen des Pandemiegeschehens auf das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung. Demnach war die Verkehrsleistung im Herbst 2020 um fast ein Fünftel geringer als im Vorjahr. Insgesamt waren die Menschen erheblich häuslicher, so sank der Anteil der Menschen, die an einem Tag die eigenen vier Wände verlassen.

Entwicklung der Wege pro Person und Tag in der Pandemie im Vergleich zum Jahr 2019. (Grafik: IfV, KIT)

„Infolge der pandemiebedingten Einschränkungen lag die Verkehrsleistung, also die von Menschen insgesamt zurückgelegten Distanzen, im Oktober 2020 ganze 18 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres. Im Winter 2020/2021, während des Lockdowns, sogar 54 Prozent niedriger“, sagt Dr. Bastian Chlond vom Institut für Verkehrswesen (IfV) des KIT. Ein Grund hierfür dürfte der weitgehende Wegfall des Fernverkehrs, wie Urlaube und Wochenendausflüge, gewesen sein, so der Experte. „Auch die Verkehrsbeteiligung, also der Anteil der Personen, die pro Tag mindestens einen Weg zurücklegen und dafür das Haus überhaupt verlassen, ist deutlich gesunken.“ Und zwar von rund 89 Prozent im Jahr 2019 auf knapp 81 Prozent im Folgejahr.

Autoverkehr relativ stabil, Fahrrad- und Fußverkehr legen zu

Auch bei der Verkehrsmittelnutzung gab es Bewegung: Zwar legten die Menschen im Winter 2020/21 anteilig mit 51 Prozent kaum weniger Wege mit dem Auto zurück als zuvor (2019: 54 Prozent), jedoch bei insgesamt deutlich weniger Verkehr: „Gleichzeitig spielte im Herbst 2020 das Fahrrad eine relativ große Rolle, vor allem im Freizeitverkehr“, sagt Chlond. „Im Winter verlagerte sich die Verkehrsmittelnutzung wohl auch wegen des Wetters dann hin zu einem verstärkten Zufußgehen.“ Tatsächlich legen die Bundesbürger in dieser Zeit 34 Prozent ihrer Wege zu Fuß zurück. 2019 waren es nur 21 Prozent.

„Diese Entwicklung dürfte vor allem den fehlenden Freizeitoptionen aufgrund pandemiebedingter Schließungen geschuldet sein“, meint Chlond. So liege der Anteil der Freizeitwege im Winter 2020/2021 fünf Prozentpunkte unter dem Wert vom Herbst 2020 und sechs Prozentpunkte unter dem Wert aus 2019. „Die Menschen haben sich zwangsläufig eher in der Nähe ihrer Wohnungen bewegt. Spazierengehen hat sich während der Corona-Pandemie ja zunehmender Beliebtheit erfreut, die Menschen wollten wenigstens einmal am Tag an die frische Luft kommen.“

Einbruch bei Bus und Bahn

Deutlich verloren hat hingegen der Öffentliche Verkehr. „Die Virtualisierung unterschiedlicher Aktivitäten, etwa das Homeschooling infolge von Schulschließungen oder das Homeoffice, haben hier zu erheblichen Rückgängen geführt“, sagt Lisa Ecke vom IfV. Während 2019 immerhin elf Prozent aller Wege mit den typischen zum Pendeln genutzten Verkehrsmitteln Bus, Straßenbahn oder Zug zurückgelegt wurden, waren es im Winter 2020/21 nur noch sechs Prozent und im Herbst 2020 acht Prozent.

Dabei seien zwischen den Erhebungszeiträumen im Herbst 2020 und dem Winter 2020/2021 durchaus Unterschiede im Verkehrsaufkommen zu Arbeits- oder dienstlichen Zwecken erkennbar. „Gerade die Arbeitsplätze von Büroangestellten, deren Tätigkeiten sich umstandslos von zu Hause erledigen lassen, liegen vorwiegend in den Innenstädten und sind mit dem Öffentlichen Verkehr gut zu erreichen. Folglich haben insbesondere Bus und Bahn durch das Homeoffice verloren.“

Alltagsaktivitäten verlagern sich in digitalen Raum

Generell verlagern sich Alltagsaktivitäten zunehmend in digitale Welten. Auch das beeinflusst das Verkehrsgeschehen: 2020 haben lediglich 45 Prozent der Erwerbstätigen angegeben, keine Möglichkeit zu haben, von Zuhause aus zu arbeiten, 2019 waren es noch 67 Prozent gewesen. Ähnliche Tendenzen gibt es bei der Freizeitgestaltung und hinsichtlich der Nutzung digital basierter Services wie Lieferdienste, Onlineeinkäufe oder Online-Banking.

Positive Impulse für Verkehrswende

Positive Aspekte könnten diese Entwicklungen zukünftig für den Klimaschutz haben, glauben die Forschenden: „Mit Blick auf die angestrebte Verkehrswende besteht die Hoffnung, den physischen Verkehr langfristig zu reduzieren, auch mithilfe virtueller Werkzeuge und Formate. Wir als Gesellschaft stehen in der Verantwortung diesen Prozess voranzutreiben“, sagt Chlond. „In der Pandemie wurde deutlich, dass wir durchaus in der Lage sind, uns nicht nur durch restriktive Maßnahmen in der alltäglichen Mobilität einzuschränken, sondern diese auch anders zu gestalten.“