Mit den Folgen des Klimawandels für heimische Pflanzen befasst sich ein neues Bürgerforschungsprojekt an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Dabei legen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihrem Garten ein kleines Beet an, auf dem sie ausgewählte Pflanzen anpflanzen und deren Wachstum beobachten. Die Ergebnisse sollen dabei helfen, die Folgen des Klimawandels in Städten genauer zu verstehen. Noch werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht.
Wer an dem Projekt teilnehmen will, benötigt einen Garten, in dem eine Fläche von etwa zwei Quadratmetern für ein neues Beet frei ist. Auf dem Beet sollen für zwei Jahre zehn verschiedene Pflanzen, zum Beispiel Wilde Tulpen und Steppen-Salbei, angebaut werden. Die vorgezogenen Pflanzen dafür stellt das Projektteam bereit. Die Bürgerinnen und Bürger beobachten dann das Wachstum der Pflanzen und geben bestimmte Entwicklungsschritte an das Projektteam weiter: Wann treiben die Pflanzen aus, wann entfalten sich ihre Blätter, wann blühen sie?
Diese und weitere Angaben können entweder direkt per Smartphone-App oder mit einem Beobachtungsbogen auf Papier erhoben werden. „Für das Projekt haben wir heimische Wildpflanzen ausgewählt, die insektenfreundlich sind, dekorativ und gleichzeitig relativ anspruchslos“, sagt die Biologin Dr. Sabrina Träger, die das Projekt an der MLU gemeinsam mit Prof. Dr. Isabell Hensen leitet.
Anhand der Beobachtungen wollen die Forschenden neue Erkenntnisse über den Einfluss des Klimawandels auf das Wachstum von Pflanzen gewinnen. Städte sind für die Forschung ein besonderes Untersuchungsgebiet: „Temperatur- und Niederschlagsextreme wirken sich in der Stadt stärker aus als auf dem Land“, sagt Träger. In Städten ist zudem nicht jedes Viertel gleich: In der Nähe des Zentrums ist es häufig etwas wärmer als etwa am Stadtrand oder in der Nähe eines Flusses. Da die Temperatur einen sehr großen Einfluss auf die Entwicklung von Pflanzen hat, können diese lokalen Unterschiede womöglich große Folgen haben.
Ob Pflanzen im warmen Stadtzentrum zum Beispiel tatsächlich früher als am Stadtrand blühen und ob die Unterschiede bei allen Arten gleich sind, ist eine der Fragen des übergeordneten Projekts „Pflanze KlimaKultur!“, das von der Freien Universität Berlin und dem Botanischen Garten Berlin sowie vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) koordiniert wird. Insgesamt fließen Daten von Bürgerinnen und Bürgern aus Halle, Berlin, Jena und Leipzig in die Untersuchung ein. Die Erkenntnisse können dabei helfen, die Anpassung von Pflanzen an das zukünftige Klima einzuschätzen und dadurch zum Beispiel die städtische Pflanzenwelt so zu gestalten, dass sie nachhaltiger sowie lebenswerter wird.
Bei der Veranstaltung im Botanischen Garten in Halle informiert das Projektteam über konkrete Möglichkeiten zur Teilnahme und gibt weitere Hintergrundinformationen. Außerdem ist ein Modellbeet zu sehen, auf dem die ausgewählten Pflanzen bereits angepflanzt wurden.
Weitere Informationen zum Projekt: https://pflanzeklimakultur.de