„Uns ist es wichtig, den Konsument*innen zu zeigen, wieviel Arbeit hinter jeder alten Sorte steckt, bis sie aus der Genbank wieder im Verkaufsregal landet. Die Betriebe des SaatGut-Erhalter-Netzwerk Ost leisten eine großartige und fundamentale Arbeit zum Erhalt der Biodiversität, die wir mit der Website sichtbar machen wollen“, so Julia Ehrich, Projektmitarbeiterin an der HNE Eberswalde.
An diesem langjährigen Prozess sind nicht nur Erhaltungsorganisationen und Samenbau-Betriebe beteiligt, die sich um die erhaltungszüchterische Bearbeitung und Vermehrung des Saatguts längst vergessener Sorten kümmern. Auch das Engagement der Gemüsebau-Betriebe mit Anbau- und Vermarktungsversuchen ist gefragt. So baut die Domäne Dahlem vor den Toren Berlins die alte Rote Bete Sorte ‚Marner Halanga‘ an und vermarktet sie im Hofladen.
„Die Kund*innen sind neugierig und begeistert. Wir haben diese Sorte jetzt seit drei Jahren in der Vermarktung.“, so Sieglinde Hohmann, Leiterin des Hofladens der Domäne Dahlem. Das Saatgut bezieht die Domäne Dahlem vom Samenbau-Betrieb Keimzelle, der sich mit seinen 3 ha in der Prignitz auf alte und seltene Sorten spezialisiert. „Die Rote Bete ‚Marner Halanga‘ zeichnet sich durch ihre Walzenform und ihren milden süßen Geschmack aus. Neben Geschmack und Aussehen sind die Rückmeldungen aus dem Anbau für uns besonders wichtig.“, erklärt Eve Bubenik, Gärtnerin der Keimzelle. Die derzeit 23 Betriebe des SaatGut-Erhalter-Netzwerk Ost arbeiten in engem und regem Austausch miteinander.
Der VERN e.V. ist Initiator und Mitbegründer des SaatGut-Erhalter-Netzwerk Ost, denn die Erhaltung von Sortenvielfalt gelingt am besten gemeinschaftlich. Der Verein koordiniert die Zusammenarbeit im Netzwerk und veranstaltet Netzwerktreffen zur Fortbildung, zum Erfahrungsaustausch und zur Weiterentwicklung der Zusammenarbeit. Das Netzwerk ist offen für interessierte Betriebe.
Wer wissen will, welche Betriebe sich im SaatGut-Erhalter-Netzwerk Ost engagieren und wo das Saatgut und Frischgemüse dieser besonderen alten Gemüsesorten erworben werden kann, wird jetzt auf der neuen Website des SaatGut-Erhalter-Netzwerk Ost fündig: Betriebsportraits und eine Karte mit allen aktuellen Bezugsquellen stehen parat. Auch die einzelnen Sorten werden im Detail porträtiert, inklusive Nennung der historischen Ursprünge und der Eigenschaften in Geschmack und Aussehen. „Jede Sorte ist einzigartig und trägt damit zur biologischen Vielfalt auf den Äckern bei“, so Annika Grabau, Projektmitarbeiterin an der HU Berlin, die in jahrelanger Recherchearbeit und mit Ergebnissen aus Anbauversuchen die Porträts der Sorten zusammengestellt hat.