Digitalisierung ländlicher Vereine fördern – aber wie?

Vereinssterben im ländlichen Raum – Teil 2

 

15.547 Vereine in ländlichen Regionen haben sich seit 2006 aufgelöst und wurden aus den Vereinsregistern gelöscht. Die Auflösung von Vereinen ist damit ein vorwiegend ländliches, deren Gründung ein städtisches Phänomen. Bestehende Vereine in ländlichen Regionen kämpfen besonders häufig damit, neue Engagierte zu gewinnen. Auch ihr Bestand ist damit gefährdet.

Die besten Ideen zur Weiterentwicklung von bürgerschaftlichem Engagement und Zivilgesellschaft kommen aus ihr selbst. Das gilt beim Thema Digitalisierung wie bei allen anderen. Ihre Umsetzung und Verbreitung kann und muss aber durch Hilfe von außen gefördert und gestärkt werden. Hier sind Kommunen und Engagementpolitik von Bund und Ländern, aber genauso Unternehmen gefragt. Was braucht es, um Vereine in ländlichen Regionen dabei zu unterstützen, den digitalen Wandel unserer Gesellschaft auch für ihre Praxis zu nutzen?

  1. Ländliche Räume gehören ins Zentrum digitaler Förderstrategien!
    Das von der Bundesregierung im Koalitionsvertrag in Aussicht gestellte „Zivilgesellschaftliche Digitalisierungsprogramm“ sowie die Digitalstrategien der Bundesländer sollten an dieser Stelle einen klaren Schwerpunkt setzen. Neben Investitionen in den Breitbandausbau und WLAN-Verfügbarkeit müssen verstärkt zivilgesellschaftliche Infrastrukturen und Engagement-Netzwerke vor Ort gefördert werden.
  2. Digitalisierung kann nur gelingen, wenn Kompetenzen gefördert werden!
    Digitale Skills sind bislang ungleich verteilt, insbesondere zwischen den Generationen. Aus einem Mangel an „digital literacy“ darf aber kein „digital divide“, kein kultureller Bruch im Engagement werden. Der Aufbau von Kompetenzen ist damit der wichtigste Ansatzpunkt für das Handeln von Stiftungen, Politik und engagierten Unternehmen.
  3. Orte der Kompetenzentwicklung fördern!
    Für Vereine und Initiativen brauchte es systematische Beratungs- und Unterstützungsstrukturen. Kommunen, Freiwilligenagenturen, Mehrgenerationenhäuser und andere sind wichtige Anlaufstellen für lokale Zivilgesellschaften. Sie sollten befähigt werden, diese Aufgabe auch im Thema Digitalisierung kompetent auszufüllen.
  4. Die Verbände sind gefordert!
    Verbände sind eine organisationale Allmende der Zivilgesellschaft. Sie kanalisieren und adressieren deren Interessen in Richtung Politik und Öffentlichkeit, stellen wichtige Dienstleistungen bereit und schulen Kompetenzen und Qualifikationen. Sie sollten sich stärker als bisher als zivilgesellschaftliche Ansprechpartner im Digitalisierungsthema für die Politik, als Orte der Selbstverständigung über räumliche Grenzen hinweg und der Kompetenzvermittlung in die lokalen Strukturen hinein engagieren.
  5. Zivilgesellschaft braucht engagierte Unternehmen
    Unternehmen hatten zwar lange auch den Ruf, die Digitalisierung nicht offensiv und früh genug angegangen zu sein. Doch verfügen sie mittlerweile über Erfahrungswissen und Anwendungskompetenzen, die dem zivilgesellschaftlicher Organisationen deutlich überlegen ist. Es könnte ein wichtiges Hilfsangebot sein, dieses weiterzugeben – ob in lokalen Einzelprojekten am Unternehmensstandort oder in digital ausgerichteten CSR-Programmen.

Die Autoren der Studie:
Patrick Gilroy, Holger Krimmer, Jana Priemer, Olga Kononykhina,
Maria Pereira Robledo, Falk Stratenwerth-Neunzig