Der CO2-Preis allein reicht nicht aus, damit die Emissionen im Verkehr, von Gebäuden und weiteren im Brennstoffemissionshandel geregelten Sektoren so stark sinken, um die Klimaziele zu erreichen. Vielmehr müssten weitere Maßnahmen greifen, um klimaschädliche Technologien und Anlagen früher auszutauschen und klimafreundlichen Alternativen den Weg zu bereiten. Zu diesem Fazit kommt eine aktuelle Studie des Öko-Instituts mit weiteren Forschungspartnern im Auftrag des Umweltbundesamtes, die verschiedene Entwicklungspfade des CO2-Preises untersucht hat.
„Wir haben in verschiedenen Szenarien analysiert, wie sich die Emissionen entwickeln, je nachdem wie hoch der CO2-Preis ist und wie schnell er steigt. Außerdem haben wir geschaut, wie vorausschauend Menschen Investitionen etwa in Elektrofahrzeuge oder Wärmepumpen planen und ob sie klimaschädliche Fahrzeuge und Heizungsanlagen vor dem Ende ihrer Lebensdauer austauschen“, erklärt Dr. Ralph O. Harthan, Energie- und Klimaexperte am Öko-Institut.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass wenn sie beides tun – in die Zukunft planen und früher austauschen – die Emissionen bis zum Jahr 2030 zwar die Zielmarke des Brennstoffemissionshandels erreichen, nicht aber die Ziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes einhalten können. Selbst dann nicht, wenn wir deutlich höhere CO2-Preise als heute annehmen.“
Brennstoffemissionshandelsgesetz: Klimaziele und CO2-Preis
Das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) regelt in Deutschland den CO2-Preis für die Sektoren Gebäude, Verkehr und weitere, kleinere Industrieanlagen. Die Studie des Öko-Instituts berechnet für diese Sektoren zunächst die zulässige Höchstmenge der Treibhausgase, die diese im Jahr 2030 noch emittieren dürfen: 213 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (Mio. t CO2e).
Der CO2-Preis ist gemäß BEHG bis zum Jahr 2026 festgelegt und steigt moderat von 25 Euro pro Tonne (€/t) im Jahr 2021 auf 65 €/t im Jahr 2026 an.
Die Studie unterstellt in vier verschiedenen Preispfaden unterschiedliche Entwicklungen des CO2-Preises – langsamere versus schnellere Anstiege bzw. niedrigere vs. höhere CO2-Preise. Sie hinterlegt zudem Annahmen über die Vorausschau der Akteure bei Neuinvestitionen und über einen früheren Austausch der Investitionsgüter wie Fahrzeuge oder Heizungsanlagen.
Ergebnisse: CO2-Preis allein für Klimaschutz ungenügend
Die untersuchten Szenarien zeigen, dass der größte Beitrag zum Klimaschutz erreicht werden kann, wenn Menschen in der Lage sind, vorausschauend in die Zukunft zu planen und Anlagen früher auszutauschen. Ein solches spezifische Szenario beschreibt einen Anstieg des CO2-Preises von 2027 bis 2030 von 255 €/t auf 340 €/t CO2e, eine 20-Jahres-Vorausschau in der Industrie, 20 Jahre im Gebäudebereich, 5 Jahre im Verkehr und einen früheren Austausch in allen Sektoren.
So können im besten Fall 54 Prozent der gesamten Treibhausgase in Deutschland bis 2030 gegenüber 1990 reduziert werden – statt der jetzt im Klimaschutzgesetz vorgesehenen 65 Prozent. Werden nur die Emissionen der BEHG-Sektoren betrachtet, können die Emissionsobergrenzen ebenfalls nicht erreicht werden, wenn die EU die Klimaziele weiter verschärft, wie es derzeit im Rahmen des „Green Deal“ und „Fit for 55“-Paket angedacht ist.
„Das BEHG ist ein erster Schritt zu mehr Klimaschutz“, schlussfolgert Harthan, „es braucht aber neben dem CO2-Preis noch weitere Klimaschutzmaßnahmen, um die notwendigen Klimaziele zu erreichen.“
Studie „Klimaschutzbeitrag verschiedener CO2-Preispfade in den BEHG-Sektoren Verkehr, Gebäude und Industrie“ von Öko-Institut, Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) und Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien (IREES) (https://www.oeko.de/publikationen/p-details/klimaschutzbeitrag-verschiedener-co2…)