Afrika: Spezialisierung kann sinnvoll sein, aber keine Monokulturen

Ein vielfältiges Nahrungsangebot ist für eine gesunde Entwicklung äußerst wichtig. Foto: Matin Qaim/Uni Bonn

Mangelernährung in Entwicklungsländern lässt sich nicht am besten dadurch bekämpfen, dass man die Diversität der angebauten Feldfrüchte in den kleinbäuerlichen Betrieben erhöht, sondern durch eine verbesserte Marktanbindung. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie des MwAPATA-Instituts in Malawi und der Universität Bonn. Mehr Vielfalt in der tierischen Produktion zeigt dagegen sehr wohl positive Effekte. 

Nicht nur zu wenig, sondern auch eine zu einseitige Nahrung kann gravierende negative Gesundheitsfolgen haben. Ein vielfältiger Speiseplan ist daher ein wichtiges Mittel gegen Unter- und Mangelernährung. Forschende propagieren deshalb, dass Kleinbauern in Afrika, die besonders davon betroffen sind, mehr unterschiedliche Feldfrüchte anbauen sollten. Da die Betriebe zu einem erheblichen Teil für den Eigenbedarf produzieren, sollte sich die größere Vielfalt auf dem Acker positiv auf die Ernährung auswirken. Zu den tatsächlichen Effekten einer solchen Umstellung gibt es bislang aber nur kleinere regional begrenzte Studien.

Ein guter Zugang zu Lebensmittelmärkten kann zu einer größeren Vielfalt auf dem Teller beitragen und dadurch Mangelernährung vorbeugen. Foto: Matin Qaim/Uni Bonn

Die Forschenden des MwAPATA-Instituts und der Universität Bonn haben nun auf einen weit umfassenderen Datenschatz zurückgegriffen: Sie werteten Erhebungen der nationalen Statistikbüros von Äthiopien, Malawi, Tansania und Uganda aus, in denen dieselben kleinbäuerlichen Haushalte über mehrere Jahre hinweg wiederholt besucht und befragt worden waren. Aus den Daten geht einerseits die Anzahl der angebauten Feldfrüchte und gehaltenen Tierarten hervor. Zusätzlich geben sie Aufschluss über das Alter, das Gewicht und die Körpergröße der Kinder in den Familienbetrieben. Daraus lassen sich verschiedene Indikatoren für ihren Ernährungszustand berechnen.

Wachstum von 50.000 Kindern und Jugendlichen ausgewertet

„Insgesamt haben wir Daten von mehr als 50.000 Kindern und Jugendlichen von über 20.000 zufällig ausgewählten Farmen ausgewertet“, erklärt der Wissenschaftler Dr. Makaiko Khonje vom MwAPATA-Institut. „Diese Messwerte haben wir zur Produktionsvielfalt der Farmen in Beziehung gesetzt.“ Dabei stießen die Forschenden auf drei wichtige Zusammenhänge: Zum einen hatte die Zahl der Feldfrüchte nur einen geringen Einfluss auf das Wachstum der Kinder und damit ihren Ernährungszustand. Eine größere Zahl gehaltener Tierarten wirkte sich dagegen durchaus positiv aus. Neben Hühnern vielleicht noch Ziegen oder eine Kuh zu halten, kann den Ernährungszustand also verbessern – das ist die zweite Botschaft.

Das dritte wichtige Ergebnis bezieht sich auf die lokalen Märkte. „Eine verbesserte Marktanbindung wirkt sich besonders positiv auf den Ernährungszustand aus“, erklärt Khonje. Denn wer seine Produkte auf dem Markt verkaufen und dort wiederum diejenigen Lebensmittel erstehen kann, die ihm selbst fehlen, kann dadurch ebenfalls für mehr Vielfalt auf dem Teller sorgen. Vielerorts fehlt es dazu aber an der passenden Infrastruktur. So sind oft die Wege zum Markt so schlecht, dass der Transport lange dauert und ein Teil der Produkte unterwegs verdirbt oder beschädigt wird. „Wenn man die Hälfte der Lebensmittel am Ende nicht verkaufen kann, sondern wegwerfen muss, dann rentiert sich der Aufwand natürlich nicht“, erklärt Prof. Dr. Matin Qaim vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universität Bonn, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.

Spezialisierung kann sinnvoll sein, aber keine Monokulturen

Die Forschenden empfehlen, nicht einseitig auf mehr Vielfalt auf dem Acker zu setzen – ein besser Marktzugang sei in vielen Fällen zielführender. Eine zu große Diversifizierung sei außerdem kontraproduktiv, da jede Pflanze eigene Ansprüche habe und damit spezielles Know-how erfordere. „Nicht jeder Boden eignet sich zudem für jede Feldfrucht“, betont Khonje. „Es ist besser, sich auf die Arten zu konzentrieren, die lokal besonders gut gedeihen, und den Überschuss zu verkaufen.“

Allerdings sei es auch nicht ratsam, sich zu sehr zu spezialisieren, betonen die Forschenden. „Ein gewisses Maß an Vielfalt ist auch aus Umweltsicht und zur Reduktion des Risikos für die Kleinbauern durchaus sinnvoll“, sagt Qaim, der auch Mitglied im Transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) „Nachhaltige Zukunft“ und im Exzellenzcluster „PhenoRob“ ist. „Reine Monokulturen sind mit Sicherheit nicht die Lösung.“