Welche Risiken für Frieden und Sicherheit bringen die sich verschärfenden Auswirkungen der Klimakrise mit sich? Ein neuer Bericht analysiert sieben zentrale Fragen für das kommende Jahrzehnt mithilfe der Methode des „Superforecasting“, die solche Konsequenzen durch die besten bekannten Prognostiker abschätzt. Diese Fragen zu den Krisen der Zukunft spielen auch beim Treffen der Außenminister der G7-Staaten eine wichtige Rolle, wo neben aktuellen Krisen wie dem Krieg in der Ukraine auch strategische Vorausschau und Klimawandel eine Rolle spielen.
Die im Rahmen der Weathering Risk-Initiative vom Berliner Thinktank adelphi veröffentlichte Studie „Seven questions for the G7. Superforecasting climate-fragility risks for the coming decade“ [“Sieben Fragen für die G7. Prognosen von Klimafragilitätsrisiken für das kommende Jahrzehnt“] stellt zentrale Fragen für das kommende Jahrzehnt an die weltweit führenden „Superforecaster“ von Good Judgment.
Diese haben bereits Hunderte falsifizierbarer Vorhersagen zu geopolitischen Entwicklungen getroffen, welche sich als besonders akkurat erwiesen haben – nicht zuletzt auch deutlich akkurater als konkurrierende Teams aus Nachrichtendiensten. Um die Unwägbarkeiten von Geopolitik im Zeichen der Klimakrise in greif- und messbarere Herausforderungen zu verwandeln, befasst sich die Studie mit sieben Schlüsselfragen, die auch die G7 beschäftigen. Dazu zählen:
Wie und wo wird die Klimakrise die Instabilität in fragilen Regionen der Welt verstärken?
Inwieweit und wo werden steigende Lebensmittelpreise Instabilität in fragilen Regionen verschärfen?
Wo wird Konkurrenz um Wasser Sicherheitsrisiken erhöhen?
Vorausschauende und angemessene Antworten auf diese Fragen sollen die Risiken, die die Klimakrise für die geopolitische Stabilität darstellt, signifikant mindern. Lucas Destrijcker, einer der Hauptautoren des Berichts und Berater bei adelphi, sagt: „Die Zuspitzung der Klimawandelfolgen in den letzten Jahren zeigt uns, dass die Vergangenheit kein verlässlicher Indikator für die Zukunft ist. Die Zusammenarbeit mit erfahrenen Superforecastern ermöglicht es uns, in die Zukunft zu blicken und der G7 Empfehlungen zu geben, wie einige der schlimmsten Folgen abgewendet werden können“.
Den Prognosen zufolge wird der Klimawandel in den nächsten zehn Jahren erheblich zur weltweiten Instabilität beitragen, insbesondere in bereits instabilen Regionen der Erde. So wird der Klimawandel etwa zu massiver unfreiwilliger Migration in Zentral- und Ostafrika beitragen. Die Experten warnen auch vor zunehmender Fragilität in Megastädten ärmerer Länder und signifikanten Risiken bewaffneter Konflikte um Wassernutzung. Sie sagen auch vorher, dass die Klimapolitik des kommenden Jahrzehnts dem Bedarf nicht gerecht werden wird.
Über adelphi: adelphi ist Europas führender unabhängiger Think-and-Do-Tank für Klima, Umwelt und Entwicklung. Als strategische Politikberatung setzen wir uns ein für einen gerechten transformativen Wandel und eine lebenswerte und zukunftsfähige Gesellschaft. 280 kluge Köpfe arbeiten lokal und global zu Umwelt und Nachhaltigkeit und den Herausforderungen politischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Veränderungen. Wir sind Zukunftsagentinnen in einem globalen Netzwerk aus Strategen, Praktikerinnen, Vor- und Nachdenkern. Durch transdisziplinäre Forschung, evidenzbasierte Beratung und im Dialog mit politischen und gesellschaftlichen Akteuren und Unternehmen gestalten wir politische Agenden, vermitteln Themen im politischen Raum und unterstützen Entscheiderinnen. https://www.adelphi.de
Diese Konsequenzen sind allerdings nicht unvermeidlich, und der Bericht zeigt Wege auf, wie die G7 handeln könnte, um das Schlimmste zu verhindern. Janani Vivekananda, Koautorin und Leiterin des Programms Klimadiplomatie und Sicherheit bei adelphi, sagt: „Obwohl die Ergebnisse eindeutig nichts Gutes verheißen, zeigt der Bericht den G7-Staaten auch Maßnahmen auf, die sie jetzt ergreifen können und die sie in jedem Fall nicht bereuen werden.“
Benjamin Pohl, ebenfalls Koautor und Leiter des Programms Klimadiplomatie und Sicherheit bei adelphi, unterstreicht: „Mit Blick auf diese Risiken sind die Kosten von Untätigkeit viel höher als die Kosten des Handelns. Die internationale Gemeinschaft kann und muss mehr tun, um sowohl die Klimakrise selbst als auch ihre negativen Folgen für sozio-ökonomische und politische Stabilität abzufedern. Und die G7 sollten in dieser Hinsicht ihrer Führungsrolle gerecht werden.”
Zum Bericht Seven questions for the G7. Superforecasting climate-fragility risks for the coming decade: https://adelph.it/WeatheringRiskG7Questions