Das indonesische „Institut Pertanian Bogor University (IPB University)“ und das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) haben heute im Beisein des indonesischen Botschafters, des Vertreters des Directorate General of Nature Conservation and Ecosystem Ministry of Environment and Forestry der Republik Indonesien und des Direktors des Zoos Leipzig ein „Memorandum of Understanding“ unterzeichnet. Die Absichtserklärung umreißt die zukünftige strategische Zusammenarbeit beider Organisationen zur Förderung wissenschaftlicher Lösungen und Bildungsangeboten für lokale und globale Herausforderungen in den Bereichen Nachhaltigkeit und Erhalt der biologischen Vielfalt.
„Wir freuen uns sehr, unsere strategische Allianz mit dem Leibniz-IZW zu formalisieren“, sagt Arif Satria, Rektor der IPB University. „Dies gibt uns die Möglichkeit, eine langfristige Zusammenarbeit zu etablieren, um unsere wissenschaftlichen Kenntnisse und unser Verständnis von Wildtiermedizin, assistierten Reproduktionstechnologien und Biobankstrategien zu erweitern –mit dem Ziel, vom Aussterben bedrohte Tierarten in Indonesien zu retten.“
„Diese Partnerschaft ist ein wichtiger Meilenstein für die Forschung für den Artenschutz“, sagt Heribert Hofer, Direktor des Leibniz-IZW. „Sie wird es uns ermöglichen, unser gewonnenes Wissen zu transferieren und in anderen Kontexten anzuwenden. Auf diese Weise können wir die Reproduktion und den Erhalt von stark bedrohten Arten unterstützen, indem wir Gameten und Embryonen dieser Arten produzieren und damit deren genetische Vielfalt sichern. Darüber hinaus werden auch im Bereich der Ausbildung und Nachwuchsförderung strategische Kooperationsmöglichkeiten entwickeln und nutzen.“
Das MoU enthält Vereinbarungen in folgenden Bereichen:
1. Austausch von Wissenschaftler/Experten, Doktoranden und Techniker.
2. Austausch von wissenschaftlichen Informationen und Technologien.
3. Gemeinsame Arbeit an der Anwendung verschiedener Techniken in der Erhaltungszucht für Wildtiere.
4. Transfer von Wissen und Kompetenzen für die Entwicklung und Anwendung von Techniken der assistierten Reproduktion (ART) und Biobanken.
5. Bereitstellung von Ausrüstung und Material nach Bedarf.
Die IPB University wird für die Bereitstellung von Lehr- und Forschungseinrichtungen sowie für die Projektkoordination in Indonesien verantwortlich sein. Das Leibniz-IZW wird für die wissenschaftliche Koordination sowie für Ausbildung und technologische Unterstützung verantwortlich sein. Die Finanzierung der Programme erfolgt auf individueller Projektbasis auf der Grundlage gemeinsamer Anträge beider Parteien auf Unterstützung durch nationale und internationale Förderorganisationen.
„In unserem ersten gemeinsamen Projekt für Forschung und Artenschutz i Rahmen dieser vielversprechenden Partnerschaft werden wir mit wissenschaftlichen Hightech-Strategien dazu beitragen, das Sumatra-Nashorn vor dem Aussterben zu bewahren“, sagt Thomas Hildebrandt, Abteilungsleiter für Reproduktionsmanagement am Leibniz-IZW. „Mit vereinten Kräften werden wir beginnen, unsere wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Projekt BioRescue, das 2019 mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erfolgreich etabliert wurde und das Nördliche Breitmaulnashorn vor dem Aussterben bewahren soll, zu übertragen.“
Die Zusammenarbeit beider Organisationen wird darüber hinaus die Einrichtung des „Zentrums für assistierte Reproduktionstechnologien und Biobanken“ an der IPB University unterstützen. „Diese Kooperation wird die Entwicklung eines Schwesterlabors, die Vernetzung und den Aufbau von Kompetenzen ermöglichen. Damit können wir in Indonesien unsere Arbeit im Bereich der assistierten Reproduktionstechniken (ART) und Biobank-Anwendungen erheblich verbessern“, sagt Muhammad Agil, Koordinator des ART- und Biobank-Teams an der IPB University.
„Durch diese Zusammenarbeit wird auch das langfristige Erhaltungsprogramm für die vom Aussterben bedrohten indonesischen Arten langfristig profitieren. Die erste und wichtige Initiative dieses Joint Ventures wird sein, die ART und das Biobanking anzuwenden, um das Sumatra-Nashorn vor dem Aussterben zu bewahren.“
S.E. Arif Havas Oegroseno, Botschafter der Republik Indonesien in Deutschland, wies darauf hin, dass diese Zusammenarbeit die bilaterale Kooperation zwischen Deutschland und Indonesien stärken werde. „Die Zusammenarbeit wird die Programme der indonesischen Regierung zum Schutz der Wildtiere unterstützen. So können die indonesische Tierwelt und die genetischen Ressourcen der vom Aussterben bedrohten indonesischen Arten langfristig gerettet und geschützt werden.“
Bambang Hendroyono, amtierender Director-General of Nature Conservation and Ecosystem im Ministry of Environment and Forestry (MoEF) der Republik Indonesien, fügte hinzu, dass das Ministerium die Anwendung von ART und Biobanking für geschützte und gefährdete indonesische Arten unterstützt. Dieses Programm steht im Einklang mit dem Programm der indonesischen Regierung zur Einrichtung des „National Germplasm Centre“ unter der Leitung des Ministeriums.
„Die Anwendung der Technologie wird dem langfristigen Erhaltungsprogramm für geschützte und stark gefährdete Arten in Indonesien zugutekommen. Darüber hinaus können damit auch die genetischen Ressourcen der Arten erhalten und für fortschrittliche Erhaltungszuchtprogramme genutzt werden, bei denen die Technologie eingesetzt wird, um neue Jungtiere der Arten zu erzeugen, die in ihrem Lebensraum und in Gefangenschaft Populationsprobleme haben.“
Der Direktor des Zoos Leipzig, Jörg Junhold, der an Unterzeichnungs-Zeremonie teilnahm, unterstreicht die Bedeutung dieser Vereinbarung: „Ich fühle mich geehrt, bei der Unterzeichnung dieses wegweisenden MoU zwischen der IPB University und dem Leibniz-IZW dabei zu sein. Die Welt steht vor enormen Herausforderungen im Bereich des Artenschutzes, und nur ein klarer und wissenschaftlich fundierter Ansatz kann die Biodiversitätskrisen, mit denen wir heute konfrontiert sind, überwinden.
Ich bin fest davon überzeugt, dass neue Technologien und strategische Kooperationen neben den traditionellen Naturschutzbemühungen etwas bewirken können. Nur so können wir die Chance wahren, das Überleben des Sumatra-Nashorns und anderer Arten für künftige Generationen zu sichern. Ich freue mich, dass die IPB University und das Leibniz-IZW heute ihre Kräfte bündeln!“