Digitale Ozeanzwillinge machen die Klimaforschung greifbarer

DITTO Summit

Digitale Ozeanzwillinge ermöglichen, künftige Entwicklungen im Ozean mit größerer Genauigkeit vorherzusagen und Nutzungsmöglichkeiten besser abzuwägen. Diese virtuellen Abbilder des Ozeans sind damit nicht nur ein wichtiges Werkzeug für die Klimaforschung, sondern auch für die Klimapolitik. Um die Entwicklung weiter voranzutreiben, richtete das am GEOMAR koordinierte Programm „Digital Twins of the Ocean“ (DITTO) im Rahmen der deutschen und der britischen G7-Präsidentschaft ein Experten-Treffen aus. In einem jetzt veröffentlichten Statement betonten die Teilnehmenden die Bedeutung internationaler Partnerschaften und der engen Zusammenarbeit mit Anwendern.

Für eine wirksame Klimapolitik sind verlässliche Vorhersagen zur zukünftigen Entwicklung des Ozeans notwendig. Die Grundlage dafür ist eine international abgestimmte Ozeanbeobachtung, die hochmoderne Forschungsinfrastrukturen mit globalen Klima- und Ozeanmodellen verbindet. Eine wichtige Rolle in diesem Zusammenhang spielen digitale Ozeanzwillinge.

Mit diesen detaillierten digitalen Abbildern der Küsten- und Meeresregionen werden Ozeanmodelle getestet und Umweltveränderungen simuliert, sodass künftige Entwicklungen im Ozean mit größerer Genauigkeit prognostiziert werden können. Auf dieser Datenbasis kann die Nutzung der Meere für die Energiegewinnung, die Fischerei und den Tourismus nachhaltig gestaltet werden. Schutzzonen können passgenau eingerichtet werden.

Digitale Ozeanzwillinge waren auch das zentrale Thema des „International Digital Twins of the Ocean Summit“ am 4. und 5. Mai 2022 in London, Großbritannien. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Initiative „Digital Twins of the Ocean“ (DITTO). Das globale Programm im Rahmen der Dekade der Meeresforschung für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (2021-2023), welches am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel koordiniert wird.

In einem jetzt veröffentlichten Statement zum Abschluss des Treffens hielten die Teilnehmenden ihre Erwartungen an die nächsten Schritte fest. „Es war Konsens, dass wir ein internationales gemeinsames Projekt benötigen, das durch Partnerschaften aufrecht erhalten wird – insbesondere Partnerschaften mit den Gesellschaften im globalen Süden und jungen Ozeanexpert:innen“, fasst Professor Dr. Martin Visbeck zusammen, physikalischer Ozeanograph am GEOMAR und Projektkoordinator von DITTO. „Diese Partnerschaften müssen die Nutzer:innen von Ozeaninformationen einbeziehen, um sicherzustellen, dass wir die Fragen und Herausforderungen in den Mittelpunkt der Entwicklung digitaler Zwillinge stellen.“

DITTO ist ein Bindeglied zwischen der britischen und der deutschen G7-Präsidentschaft. Diese Initiative ist maßgeblich in der britischen G7-Präsidentschaft 2021 entwickelt worden und wird in der deutschen G7-Präsidentschaft 2022 umgesetzt. Da die Klima- und Meeresforschung in beiden G7-Präsidentschaften eine zentrale Rolle spielt, eröffneten die Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Judith Pirscher und die britische Umweltministerin Rebecca Pow die Konferenz am 4. Mai 2022 gemeinsam.

„Das BMBF hat bereits 2021 mit der Ausrichtung des High-Level-Auftakts der UN-Dekade der Ozeanforschung für Nachhaltige Entwicklung einen wichtigen Grundstein für vielfältige internationale Aktivitäten zur Meeres- und Klimaforschung gelegt. Im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft arbeiten wir ressortübergreifend an einem G7-Ocean Deal, um gemeinsame Initiativen zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Meere und Ozeane voranzubringen“, erklärte Staatssekretärin Judith Pirscher.

„Ein Schwerpunkt der G7-Aktivitäten des BMBF ist die Forschung für den Klimawandel. Digitale Ozeanzwillinge werden hierzu einen entscheidenden Beitrag leisten. Sie werden nicht nur Wissenslücken in der Ozeanvorhersage schließen, sondern auch konkrete Handlungsoptionen für die Klimapolitik generieren.“

„DITTO schafft die Voraussetzungen für Ozeanbeobachtungen, Ozeansimulation und Visualisierung der Informationen“, betont Professor Visbeck. „Nur wenn die Daten, Modelle und Informationen mit allen Nutzergruppen geteilt werden, entfalten digitale Zwillinge ihre globale Wirkung und ermöglichen es jedem Küstenstaat, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft eine gemeinsame optimierte Strategie für die nachhaltige Ozeannutzung zu entwickeln. Dabei können moderne Methoden der Ozeanbeobachtung mit künstlicher Intelligenz verbunden werden, um zentrale Zukunftsfragen der Menschheit anzugehen.“