In manchen Gebieten ist es das Beste, die Natur sich selbst zu überlassen. Der Artenvielfalt in ökologisch wertvollen mitteleuropäischen Kulturlandschaften kann genau das zum Verhängnis werden – ohne den Erhalt traditioneller Bewirtschaftungsformen ist ihr Überleben gefährdet. So auch in den Teichlandschaften der Lausitz in Sachsen und Brandenburg, in denen seit etwa 800 Jahren Karpfen und andere Fische gezüchtet werden. Die einst künstlich angelegten Teiche haben sich längst zu einem Eldorado des Artenschutzes entwickelt. Neben ihrer Rolle als Lebensräume für Fischotter und Co. spielen sie auch für den Wasserhaushalt, den Tourismus und für das Lokalklima eine entscheidende Rolle.
Im Projekt TeichLausitz erforschen Wissenschaftler des Internationalen Hochschulinstituts (IHI) Zittau der TU Dresden gemeinsam mit dem Institut für Binnenfischerei Potsdam und dem Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven, wie die Lausitzer Teichlandschaften durch nachhaltige Bewirtschaftung erhalten werden können. Organisiert durch den Praxispartner im Projekt findet dazu am 1. Juni im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft ein Auftaktworkshop statt, bei dem die Projektpartnern mit Vertretern aus Behörden, Politik und Teichwirtschaft zusammenkommen.
Teichwirtschaft in der Krise
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der teichwirtschaftlichen Betriebe mit traditioneller Fischzucht stark zurückgegangen. Restriktive rechtliche Rahmenbedingungen, begrenzte Absatzmöglichkeiten, eine Zunahme fischfressender Arten sowie die Auswirkungen des Klimawandels erschweren es den Unternehmen, wirtschaftlich zu arbeiten. Nicht bewirtschaftete Teiche aber verlanden, und mit ihnen verschwindet der Lebensraum zahlreicher Tier- und Pflanzenarten.
„Um die Lausitzer Teiche mit ihrer besonderen Artenvielfalt und ihren vielfältigen Ökosystemleistungen zu schützen, müssen wir die nachhaltige Teichwirtschaft erhalten“, sagt Professorin Irene Ring, Inhaberin der Professur für Ökosystemare Dienstleistungen am IHI Zittau. Das Projekt TeichLausitz setzt dabei auf einen interdisziplinären Ansatz mit naturwissenschaftlichen, wirtschaftswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Perspektiven. „Wir schauen uns zum Beispiel die Fördermöglichkeiten durch umweltpolitische Instrumente an und entwickeln Vorschläge, wie dadurch die wertvollen Leistungen der Teichwirtschaft für Umwelt und Gesellschaft angemessen honoriert werden können.“
Darüber hinaus erforschen die Wissenschaftler, wie sich unterschiedliche Arten der Bewirtschaftung auf die Biodiversität in den Teichlandschaften auswirken – und welche Konsequenzen diese für die Wirtschaftlichkeit der Fischzucht haben. Das Verständnis der komplexen Zusammenhänge soll dann in konkrete Empfehlungen für Politik und Teichwirtschaft münden. Besonders wichtig ist dem Projektteam, dass dabei die Teichwirte eng einbezogen werden.