Wenn Mode, Design und Mikrobiologie sich beim Thema Kreislaufwirtschaft finden: Nicholas Rapagnani, Absolvent des Masters in Eco-Social Design, hat seine Leidenschaft für Naturwissenschaften und Turnschuhe kombiniert. Er entwickelte ganz im Sinne der Nachhaltigkeit Sneaker-Prototypen auf der Basis von Pilz-Mycel; sein Abschlussprojekt stellt er auf dem Salone del Mobile in Mailand vor.
Mit dem Projekt „The Growing Sneakers“ entwickelte Nicholas Rapagnani ein interdisziplinäres Abschlussprojekt innerhalb des Masterstudiengangs Ökosoziales Design an der Fakultät für Design und Künste, womit er die Tore zu den naturwissenschaftlichen Labor aufstieß. Das Ergebnis ist eine Mischung aus traditioneller und digitaler Handwerkskunst, der Prototyp eines nachhaltigen Sneakers bestehend aus wenigen Komponenten: Hanfgewebe, pflanzlich gegerbtem Ziegenleder und 3D-gedrucktem TPU.
Das Ganze wurde in Zusammenarbeit mit Salewa (Oberalp Group) umgesetzt. Besagte Materialien wurden mit dem Wachstumsprozess eines Pilzes kombiniert, um das Obermaterial und die Sohle des Turnschuhs aus Produktionsabfällen herzustellen. Die Pilzmaterialien für die Schuhe werden in Mailand auf der Designwoche „Salone del Mobile“ vorgestellt.
Nicholas Rapagnani ist einer von fünf europäischen Designern, die vom 6. bis 12. Juni in Mailand auf der casaBASE zu Gast sein werden. Dabei handelt es sich um eine temporäre Residenz, in der es um den Austausch von neuartigen Lösungen für Produkte geht, die im Rahmen der Kreislaufwirtschaft entwickelt wurden. In diesem internationalen Kontext wird Rapagnani seine innovative Idee vorstellen, an der er mit seinem akademischen Betreuer Prof. Aart van Bezooijen sowie mit den Foschern der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik, dem Mikrobiologen Luigimaria Borruso, und Oussama Bouaicha, zusammengearbeitet hat.
Schuhe aus Pilzen
Pilze sind für ganze Ökosysteme und die biologische Vielfalt lebenswichtig. Die Innovation, die durch die von Rapagnani hergestellten Materialprototypen eingeführt wurde, könnte auch für die Bekleidungsindustrie an Bedeutung gewinnen. Die Bestandteile des im Rahmen seiner Diplomarbeit entworfenen Turnschuhs wurden von Rapagnani auf der Grundlage von Materialien auf Myzelbasis (Pilzgewebe) in Mikrodimensionen reproduziert, Produktionsabfälle des ursprünglichen Schuhprototyps wiederverwendend.
„Turnschuhe sind ein gutes Beispiel für die Bedeutung von Schuhen als Kulturgut. Sie haben auch einen enormen ökosozialen Wert: Ihr linearer Lebenszyklus belastet in quantitativer und qualitativer Hinsicht den ökologischen und soziologischen Bereich der Welt. Turnschuhe brauchen eine (zirkuläre) Revolution“, befindet Nicholas Rapagnani. „Das Projekt Growing Sneakers entstand aus der Verbindung meiner Leidenschaft für Turnschuhe und für die Naturwissenschaften, mit dem Ziel, Schuhdesign mit mikrobiologischen Experimenten zu verbinden.“
Im FaST-Labor der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik experimentierten der Student und die Mikrobiologen, wie sich Materialien auf Mycel-Basis herstellen lassen, indem sie diese in Petrischalen züchteten und mit Hanf, Leder und TPU (thermoplastisches Polyurethan) mischten. Das Ergebnis war die Herstellung von drei verschiedenen Prototypen aus einem Material, das möglicherweise Kunststoffteile des Schuhs wie die Sohle oder Segmente des Obermaterials ersetzen könnte. Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen, ist aber vielversprechend. „Ich glaube, wenn ich einige Jahre daran arbeite, könnte ich eine wirklich industriell brauchbare Alternative entwickeln“, betont der Jungdesigner.
Weitere Projekte der unibz in Mailand
Das Projekt des Absolventen der unibz ist nicht das einzige, welches auf dem Salone del Mobile in Mailand zu sehen sein wird. Auf dem Salone Internazionale del Mobile (Salone Satellite) wird vom 7. bis 12. Juni auch das Studentenprojekt BASTONI – 16 Interventionen des modernen Gehens von Prof. Kuno Prey präsentiert. Im Semesterprojekt im Bereich Produktdesign setzten sich die Studierenden mit dem Thema Spazierstöcke und Gehstöcke auseinander und wagten gänzlich neue Interpretationen. Dafür wurde BASTONI im Mai bereits im Frühjahr in Tokio sowie im Mai auf der MCBW – Munich Creative Business Week ausgezeichnet.