Das auf dem Geilweilerhof in der Pfalz angesiedelte Institut für Rebenzüchtung des Julius Kühn-Instituts (JKI) hatte in diesem Sommer (2022) die Ehre, das internationale Symposium zu Rebenzüchtung und -genetik auszurichten. Das „XIII. Symposium for Grapevine Breeding and Genetics“ fand vom 10.-15. Juli in der Jugendstilfesthalle Landau statt. Dazu kamen 180 Wissenschaftler aus 23 Ländern aus Europa und Übersee zusammen, um aktuelle Forschungsergebnisse zu präsentieren und zu diskutieren. Die Veranstaltung findet alle vier Jahre an wechselnden Orten in aller Welt statt. Nächstes Austragungsland nach Deutschland ist 2026 Kroatien. Die Veranstaltungsreihe wurde vor fast einem halben Jahrhundert von den Rebenzüchtern am Geilweilerhof in Siebeldingen ins Leben gerufen, die seit 2008 dem Julius Kühn-Institut angehören.
„Sowohl die Vorgaben aus Politik und Gesellschaft zur Verminderung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in der Dauerkultur Rebe als auch die Folgen des sich deutlich abzeichnenden Klimawandels, unterstreichen die Bedeutung der auf dem GBG-Symposium vorgestellten Forschungsanstrengungen zur Züchtung neuer Rebsorten“, resümiert Prof. Dr. Reinhard Töpfer, der Leiter des Fachinstituts für Rebenzüchtung des JKI. „In der Züchtungsforschung nehmen wir das als Ansporn, die Genetik hinter den Rebeneigenschaften weiter aufzuklären und Methoden zu finden, um den Züchtungsprozess effizienter gestalten“, erklärt Töpfer weiter. Es bräuchte einen langen Atem, denn die aktuelle Generation von PIWIs hält leider nur langsam Einzug in die deutschen Weinberge.
Das GBG-Symposium war die Plattform, um sich über neue Erkenntnisse, Methoden und Techniken auszutauschen, aber auch das Potenzial alter Sorten oder Wildarten zu diskutieren, die in Genbanken erhalten werden. Bedeutsam sind etwa die internationalen Fortschritte bei der Aufklärung von Resistenzen gegen Mehltau, Grauschimmel (Botrytis) und Schwarzfäule, die in erheblichem Maße zur Reduktion der Pflanzenschutzaufwendungen beitragen. Auch die Ergebnisse aus Untersuchungen zur Sonnenbrandtoleranz bei Reben werden angesichts des Klimawandels immer bedeutsamer.
„Die genetischen Arbeiten kommen in gleicher Weise dem ökologischen wie dem integrierten Weinbau zugute und sind unentbehrlich zur Bewältigung der Herausforderungen durch den Klimawandel und zur Steigerung der Nachhaltigkeit im Weinbau“, betont Töpfer. Ein Sortenwandel sei in den kommenden Jahrzehnten unausweichlich, wenn die Kulturlandschaft der Weinbaubaugebiete mit ihrem hohen touristischen Wert erhalten bleiben soll, darüber waren sich die Teilnehmenden der Tagung einig.
Neben den Vorträgen zur Forschungsergebnissen und Posterpräsentationen, die vom 11.-14. Juli stattfanden, wurden dem Fachpublikum am 13. Juli technische Ganztagsexkursion zu verschiedenen Weingütern der Umgebung, an das DLR in Neustadt und natürlich zum Züchtungsstandort des JKI auf dem Geilweilerhof angeboten. Hier wurde u.a. der Phänotypisierungsroboter gezeigt, dem eine bedeutende Rolle bei der Effizienzsteigerung der Züchtung zukommt. Eine weitere Voraussetzung für künftigen Erfolg in der Rebenzüchtung ist die Verfügbarkeit und Nutzung rebengenetischer Ressourcen.
Sie enthalten wichtige Eigenschaften wie Krankheits-, Schädlings- oder Hitzestressresistenz, die die Züchtungsforschung weltweit untersucht und einer Nutzung zuführt. Das JKI verfügt am Geilweilerhof selbst über eine der weltweit größten Sammlungen genetischer Ressourcen der Rebe. Die zum Teil historischen Sorten sowie Wildreben werden in einer Genbank als Rebstöcke im Weinberg erhalten. Das JKI koordiniert auch die Deutsche Genbank Reben und betreibt mehrere Datenbanken (siehe dazu auch hier das Interview mit der Genbankexpertin: https://www.julius-kuehn.de/zr/interview-fr-dr-erika-maul/)