Die USA haben ihre Unterstützungszusagen für die Ukraine in den vergangenen Wochen erneut deutlich ausgeweitet. Aus großen europäischen Ländern kamen hingegen nur wenige neue Zusagen. Zudem kommen die von EU-Ländern angekündigten Hilfen bislang nur zögerlich in der Ukraine an. Das ergeben die Auswertungen für das jüngste Update des Ukraine Support Trackers. Die Analyse zu schweren Waffen wurde für dieses Update nochmal deutlich ausgeweitet.
Im nun zusätzlich für den Ukraine Support Tracker erfassten Zeitraum (4. August bis 3. Oktober) haben die USA neue Zusagen im Umfang von knapp 12 Mrd. Euro gemacht und kommen nun auf insgesamt gut 52 Mrd. Euro an militärischer, finanzieller und humanitärer Hilfe. Die europäischen Länder und EU-Institutionen weiteten ihr Engagement im gleichen Zeitraum nur um rund 1,4 Mrd. Euro aus und erreichen jetzt gemeinsam knapp 29 Mrd. Euro.
„Die USA engagieren sich jetzt beinahe doppelt so stark wie alle EU-Länder und die EU-Institutionen insgesamt. Große europäische Staaten zeigen hier ein schwaches Bild, zumal viele ihrer gemachten Zusagen auch nur sehr verzögert in der Ukraine ankommen. Das niedrige Volumen neuer Zusagen im Sommer scheint sich nun systematisch fortzusetzen“, sagt Christoph Trebesch, Leiter des Teams, das den Ukraine Support Tracker erstellt, und Forschungszentrumsdirektor am IfW Kiel. „Die US-Regierung ist ein sehr viel verlässlicherer Partner für die Ukraine als die größten EU-Länder. So sind etwa die seit April versprochenen EU-Finanzhilfen immer noch nicht ausgezahlt.”
Erstmals hat der Ukraine Support Tracker ausgewertet, welche Anteile ihrer Bestände an Panzern, Haubitzen und Raketenwerfern verschiedene Länder an die Ukraine abgegeben haben. Demnach machen die Lieferungen rund 2 Prozent der gesamten Bestände an Panzern in NATO- und EU-Ländern aus, 4 Prozent an den Haubitzen und 5 Prozent der Mehrfachraketenwerfer. Unter den großen EU-Ländern haben inzwischen auch Deutschland und Frankreich signifikante Anteile ihrer Bestände in die Ukraine geliefert. Deutschland hat der Ukraine jeweils 12 Prozent seiner Haubitzen und Mehrfachraketenwerfer zur Verfügung gestellt, Frankreich 15 Prozent seiner Mehrfachraketenwerfer.
Gleichzeitig sind die Gesamtzusagen Deutschlands für Waffenhilfe seit Monaten nicht erweitert worden. Sie bleiben unverändert bei 1,2 Mrd. Euro. Aus Frankreich, Großbritannien, Italien oder Spanien blieben neue Zusagen in den letzten 2 Monaten ebenfalls weitgehend aus.
Über den Ukraine Support Tracker
Der Ukraine Support Tracker erfasst und quantifiziert militärische, finanzielle und humanitäre Hilfen, die der Ukraine seit dem 24. Januar 2022 (aktuell bis zum 3. Oktober 2022) zugesagt wurden. Berücksichtigt sind 40 Länder, spezifisch die EU-Staaten, die weiteren Mitglieder der G7, Australien, Südkorea, Norwegen, Neuseeland, die Schweiz, die Türkei, China, Taiwan und Indien. Erfasst sind Zusagen, die Regierungen dieser Länder der ukrainischen Regierung gemacht haben; Hilfszusagen der EU-Kommission und der Europäischen Investitionsbank sind separat aufgeführt; private Spenden oder solche internationaler Organisationen wie des IWF sind in der Hauptdatenbank nicht enthalten. Ebenso nicht mitgezählt sind Hilfen an Nachbarländer der Ukraine wie Moldawien oder andere Länder – etwa für die Aufnahme von Geflüchteten.
Datenquellen sind Bekanntgaben offizieller Regierungsstellen und Berichte internationaler Medien. In Sachmitteln geleistete Hilfe wie zum Beispiel Medizingüter, Lebensmittel oder militärisches Gerät werden anhand von Marktpreisen oder Angaben aus früheren Hilfskampagnen geschätzt. In Zweifelsfällen werden die höheren verfügbaren Werte angesetzt.
Der Ukraine Support Tracker wird laufend erweitert, korrigiert und verbessert. Anregungen dazu sind sehr willkommen und können gerne an mailto:ukrainetracker@ifw-kiel.de geschickt werden.
Mehr Informationen und die kompletten Daten finden Sie auf der Webseite: https://www.ifw-kiel.de/de/themendossiers/krieg-gegen-die-ukraine/ukraine-suppor…
Mehr zur Methodik des Ukraine Support Trackers steht in einem vertiefenden Kiel Working Paper (https://www.ifw-kiel.de/index.php?id=17204)