Künftig wird von kleinen und mittleren Unternehmen erwartet, dass sie die Themen Klimaschutz und Klimaneutralität stärker als bisher in ihre Informationsarbeit einbeziehen. An diese Unternehmen wendet sich das Verbundprojekt „Klimaberichterstattung bei KMU (KliK)“, das an der Universität Bayreuth zum 1. Oktober 2022 gestartet ist. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das Vorhaben als Projekt zum Thema „Klimaschutz und Finanzwirtschaft (KlimFi)“ für 30 Monate mit rund 590.000 Euro.
Das Verbundprojekt „KliK“ wird vom Betriebswirtschaftlichen Forschungszentrum für Fragen der mittelständischen Wirtschaft (BF/M-Bayreuth) an der Universität Bayreuth koordiniert. Projektpartner sind der Lehrstuhl für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre an der Universität Bayreuth unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Schäfer und das bifa Umweltinstitut GmbH (bifa) unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Rommel.
Börsennotierte Großunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten sind schon heute durch eine EU-Richtlinie zu einer Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet, in der die Themen Klimaschutz und Klimaneutralität eine zentrale Rolle spielen. Die EU-Kommission hat nun eine weitere Richtlinie, die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), vorgeschlagen, die auch gelisteten Unternehmen mit weniger Beschäftigten eine solche Berichterstattung vorschreibt. Zudem wird nicht-gelisteten kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) empfohlen, ihre Stakeholder und insbesondere die kreditgebenden Banken regelmäßig über ihren Umgang mit Fragen der Nachhaltigkeit zu informieren. Vor allem diese Unternehmen will das Verbundprojekt KliK bei ihrer künftigen Klimaberichterstattung unterstützen.
„Für viele kleine und mittlere Unternehmen ist eine regelmäßige Nachhaltigkeitsberichterstattung mit besonderen Herausforderungen verbunden. Oftmals fehlen die erforderlichen Kompetenzen in Bezug auf ökonomische, soziale und ökologische Nachhaltigkeit, aber auch die Instrumente für eine systematische und zeitsparende Erhebung der entsprechenden Daten sind unzureichend entwickelt. Genau hier setzt das Projekt KliK an: Wir wollen auf der Basis empirischer Untersuchungen einen Leitfaden erarbeiten, der kleinen und mittleren Unternehmen bei einer standardisierten und transparenten Klimaberichterstattung hilft“, sagt Prof. Dr. Klaus Schäfer.
Zugleich streben die Projektpartner ein interdisziplinäres Netzwerk zum Thema Nachhaltigkeit an, das die gewerbliche Wirtschaft, den Handel und die Finanzwirtschaft zusammenbringt. Das Netzwerk wird seinen Sitz in Bayern haben, aber deutschlandweit agieren.
In einem ersten Schritt wird untersucht, welche Methoden und Instrumente bereits von Großunternehmen für die eigene Klima- und Nachhaltigkeitsberichterstattung angewendet werden. Hierbei geht es auch um die Frage, inwieweit sich die Erfahrungen dieser Unternehmen auf kleine und mittlere Unternehmen übertragen lassen. Speziell für KMU wird dann ein Rahmen entwickelt, mit dem die in ökonomischer, sozialer und ökologischer Hinsicht nachhaltigen Leistungen von KMU standardisiert, transparent und vergleichbar dargestellt werden können.
Die begrenzten Kapazitäten von KMU sollen ausdrücklich berücksichtigt werden, um eine Überforderung zu vermeiden. Wichtige Einzelaspekte des Projekts betreffen den Nutzen einer derart systematisierten Klima- und Nachhaltigkeitsberichterstattung: So soll der Einfluss auf Unternehmensbewertungen, auf die Bonität von KMU, auf die Vergabe von Krediten und auf das Risikomanagement von Investoren gezielt analysiert werden. Gemeinsame Evaluationsworkshops mit Unternehmen dienen der fortlaufenden Überprüfung und Optimierung der Ergebnisse.
Insgesamt will „KliK“ zur Entwicklung eines allgemeingültigen Nachhaltigkeitsstandards beitragen, der kleinen und mittleren Unternehmen eine „Ethikbilanz“ – gleichwertig einer Finanzbilanz – ermöglicht. Mit dem Ziel, die erarbeitete Systematik in der Praxis anzuwenden und Handlungsempfehlungen für den unternehmerischen Alltag abzuleiten, werden die Forschungsarbeiten auch das Instrument der Ökobilanzierung anwenden.
„Erst wenn Unternehmen über ihre Ziele und Leistungen im Bereich der Nachhaltigkeit ebenso selbstverständlich Auskunft geben können wie über ihre finanziellen Kennzahlen, sind sie zu einem erfolgreichen nachhaltigen Wirtschaften in der Lage. Erst dann können sie beispielsweise geeignete Maßnahmen ergreifen, die zu einem effizienteren Material- und Energieeinsatz und so zu einem verbesserten Klima- und Umweltschutz führen. Unser Vorhaben fördert auf diese Weise Unternehmensstrategien, die grüne Indikatoren systematisch in wirtschaftliche Entscheidungen einbeziehen“, erklärt Schäfer.
Die Ergebnisse, die in den kommenden zweieinhalb Jahren gewonnen werden, sollen der Bundesregierung und den zuständigen Ministerien als wissenschaftliche und zugleich praxisrelevante Grundlage bei der konkreten Umsetzung der nationalen Sustainable Finance-Strategie dienen, welche die Bundesregierung im Mai 2021 auf den Weg gebracht hat.