Über und mit der Ukraine lehren und forschen

Ukrainische Flagge Pixabay/jorono 1037 Bilder

Die Ukraine steht durch den Angriffskrieg Russlands vor immensen Herausforderungen im Bildungssystem. Co-teaching zwischen Lehrenden der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und der Nationalen Universität Kyiv-Mohyla-Akademie (NaUKMA) ist der nächste logische Schritt in der seit Jahren beständig wachsenden Partnerschaft zwischen der Gießener und Kyiver Universität. Unter Federführung des Gießener Zentrums Östliches Europa (GiZo) hat sich die JLU erfolgreich um ein Projekt im Rahmen der DAAD-Ausschreibung „Ukraine digital: Studienerfolg in Krisenzeiten sichern“ beworben.

Über den Sommer haben die Gießen-Kyiv-Teams intensiv an der Planung und Umsetzung der insgesamt fünf Tandem-Seminare zwischen der JLU und NaUKMA gearbeitet. „Wir alle sind zutiefst beeindruckt, wie nach vorne blickend und unglaublich motiviert unsere Kyiver Kolleginnen und Kollegen die gemeinsame Lehrplanung mit uns durchgezogen haben – und das angesichts des schrecklichen Angriffskriegs Russlands gegen ihr Heimatland“, betont die Geschäftsführende Direktorin des GiZo, Prof. Dr. Monika Wingender. In kurzfristiger und enger Abstimmung mit den Akademischen Auslandsämtern der JLU und NaUKMA war der erfolgreiche Antrag auf den Weg gebracht worden.

Mit dem beginnenden Wintersemester starten fünf Tandem-Seminare in den Geistes- und Sozialwissenschaften, in denen Studierende der JLU und der NaUKMA gemeinsam im digitalen Seminarraum ihre Innen- und Außenperspektive auf die Ukraine und ihre Geschichte, Gesellschaft, Kultur, Sprachen und transnationalen Verflechtungen austauschen.

Die englischsprachigen digitalen Tandem-Seminare:
– “Ukrainian language and Russia’s war against Ukraine” (Prof. Dr. Natalya Kobchenko and Prof. Dr. Monika Wingender), Mittwoch, 17 bis 19 Uhr
– “Skovoroda and the migration of cultural concepts” (Dr. Rostyslav Semkiv and Prof. Dr. Thomas Daiber), Mittwoch, 8 bis 10 Uhr
– “Central Europe 1989-2021: Transformation, Persistence, Perdurance” (Prof. Dr. Ola Hnatiuk, Prof. Dr. Peter Haslinger, and Dr. Simon Donig), Freitag 12 bis 16 Uhr
– “Re-Thinking Ukrainian Donbas in Fiction, Memoirs, and Visual Arts” (Dr. Olha Poliukhovych and Dr. Oleksandr Chertenko), Freitag 16.30 bis 19.30 Uhr
– “European Norms, Identities and Democracy support” (Dr. Anna Osypchuk and Dr. Susann Worschech), Mittwoch, 10 bis 12 Uhr

Fast 80 DAAD-online-Stipendien konnten dafür an Studierende der NaUKMA vergeben werden. Das DAAD-Projekt zielt auf die Aufrechterhaltung der Lehre mittels virtueller Maßnahmen, die Sicherstellung des Studienerfolgs in Krisenzeiten und die Unterstützung für den Wiederaufbau des ukrainischen Bildungs¬wesens ab. Die Tandems sind eine wesentliche Basis, um die „Ukraine im transkulturellen und transnationalen Kontext“ zu analysieren – so auch der Titel des erfolgreichen Antrags an den DAAD. Insgesamt soll das Projekt zur Digitalisierung und Internationalisierung der ukrainischen Hochschule sowie ihrer vertieften Integration in den europäischen Hochschul- und Forschungsraum beitragen. Die Koordinatorin des DAAD-Projekts „Ukraine digital“, Iryna Tarku, kommt selbst ursprünglich von der NaUKMA und promoviert jetzt an der JLU.

Dass über die Ukraine nicht ohne die Ukraine geforscht und gelehrt wird, ist ein wesentliches Prinzip der Zusammenarbeit der JLU mit ukrainischen Partnerinnen und Partnern. In den letzten Monaten wurden lang bestehende Kontakte wesentlich intensiviert. Das seit 2012 bestehende Kooperationsabkommen mit der NaUKMA wurde in diesem Jahr zu einem universitätsweiten Partnerschaftsabkommen ausgebaut. Im Juli wurde ein Information Point für die NaUKMA an der JLU eröffnet.

Kontakt
Prof. Dr. Monika Wingender, Gießener Zentrum Östliches Europa

Otto-Behaghel-Str. 10 E, 35394 Gießen

Telefon: 0641 99-31182

E-Mail: monika.wingender@slavistik.uni-giessen.de