Die Zukunft der Ukraine und die Neuordnung der Welt

Ukrainische Flagge Pixabay/jorono 1037 Bilder

Die Zukunft der Ukraine und die Neuordnung der Welt – Ringvorlesung des Präsidenten im Wintersemester 2022/23 – Auftakt am 14. November 2022

Der Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine erschüttert die Welt und stellt die bisherige internationale Zusammenarbeit in vielen politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und akademischen Belangen grundlegend infrage. Er zielt darauf ab, den souveränen ukrainischen Staat zu zerstören – durch Bombardierungen, Vertreibung und weitere Kriegsverbrechen gegen die ukrainische Bevölkerung. Damit erschüttert dieser Krieg sowohl die europäische Sicherheitsarchitektur als auch die europäische Werteordnung in ihren Grundfesten. Die Ringvorlesung des Präsidenten der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) widmet sich in diesem Wintersemester unter dem Titel „Unser Krieg? Die Zukunft der Ukraine und die Neuordnung der Welt“ den zentralen Fragen dieser fundamentalen Krise.

Im Rahmen der Ringvorlesung soll diskutiert werden, inwiefern dieser Krieg auch „unser Krieg“ ist, was daraus für unseren außen­, innen­ und wirtschaftspolitischen Kurs folgt und welche Konsequenzen dies für unsere Gesellschaft hat. Zum Auftakt der Reihe wird Prof. Dr. Olga Garaschuk, Inhaberin des Lehrstuhls für Neurophysiologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen und Präsidentin der Deutsch­Ukrainischen Akademischen Gesellschaft, am Montag, 14. November 2022 (Beginn 19 Uhr c. t.), in ihrem Vortrag unter der Leitfrage „Ukraine: ein blinder Fleck auf der mentalen Karte Europas?“ eine Einordnung vornehmen.
Die Vorträge sind sowohl in Präsenz in der Aula im Universitätshauptgebäude als auch digital als Livestream zu verfolgen: www.uni-giessen.de/ringvorlesung

„Selbstverständlich ist dieser Krieg in Europa ,unser‘ Krieg“, betont JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee: „Mit dem bewaffneten Überfall auf die Ukraine verletzt Russland – als eines der fünf ständigen Mitglieder im UN-Sicherheitsrat und als Garantiemacht für die territoriale Unversehrtheit der Ukraine seit 1994 – das in der Charta der Vereinten Nationen niedergelegte zwischenstaatliche Gewaltverbot. Wir müssen den russischen Angriffskrieg als Infragestellung aller völkerrechtlichen Grundregeln werten.“

Vor diesem Hintergrund ist viel von einer „europäischen Zeitenwende“ die Rede. „Im Rahmen der aktuellen Ringvorlesung werden wir dazu drängende Fragen stellen, die uns alle beschäftigen, um gemeinsam mit renommierten Referentinnen und Referenten Antworten aus verschiedenen Blickwinkeln – aus Politik, Wissenschaft und Kultur – zu suchen“, ergänzt der Präsident, der traditionsgemäß alle interessierten Gäste zur Ringvorlesung einlädt. Wichtig sei es, im öffentlichen Diskurs auch ukrainische Stimmen zu Wort kommen zu lassen, um gemeinsam über die europäische Zukunftsperspektive der Ukraine zu diskutieren.

Im Jahr 1935 sagte der Historiker, Militäroffizier und Ukraine­Experte Lancelot Lawton im britischen Parlament: „Das wichtigste Problem Europas heute ist die Frage der Ukraine. Wichtig […] wegen der Auswirkung auf den europäischen Frieden und die Diplomatie, gleichzeitig jedoch lebenswichtig für die britischen Interessen. In einem Ausmaß, das den meisten Menschen nicht bewusst ist, war diese Frage während des letzten Vierteljahrhunderts eine Wurzel des europäischen Konflikts.“ Dass dies fast 90 Jahre später immer noch stimmt und Europa bzw. die Welt wieder am Rand einer politischen, humanitären (Stichwort Hungersnot) und atomaren Katastrophe steht, ist Anlass genug, sich gründlich mit der „Frage der Ukraine“ zu beschäftigen. In ihrem Vortag zum Auftakt der Ringvorlesung wird Prof. Dr. Olga Garaschuk die historischen, gesellschaftlichen und wissenschaftspolitischen Aspekte dieser Frage beleuchten, um zu verstehen, wie wir heute helfen und in der Zukunft profitieren können und welche Konsequenzen unser heutiges Tun für die Zukunft Europas und unserer Gesellschaft hat.

Die Ringvorlesung des Präsidenten wird in diesem Wintersemester wissenschaftlich koordiniert von Prof. Dr. Monika Wingender, Professur für Slavische Sprachwissenschaft an der JLU und Direktorin des Gießener Zentrums Östliches Europa (GiZo), und gefördert durch die Gießener Hochschulgesellschaft (GHG). Die Reihe richtet sich gleichermaßen an ein universitäres Publikum und an die Öffentlichkeit in Stadt und Region.

Termine

Auftaktveranstaltung
Montag, 14. November 2022
Prof. Dr. Olga Garaschuk, Inhaberin des Lehrstuhls für Neurophysiologie an der Eberhard Karls Universität Tübingen und Präsidentin der Deutsch­Ukrainischen Akademischen Gesellschaft
Ukraine: ein blinder Fleck auf der mentalen Karte Europas?

Ausblick
Montag, 12. Dezember 2022
Juri Andruchowytsch, Ukrainischer Schriftsteller, Dichter, Essayist und Übersetzer
Der Preis der Zukunft. Was ist das Wesen des „aufgeschobenen Krieges“?

Montag, 19. Dezember 2022
Dr. Marie­Agnes Strack­Zimmermann, MdB, Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestags
Zeitenwende

Montag, 16. Januar 2023
Dr. Sabine Fischer, Senior Fellow an der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP)
30 Jahre ungelöste Konflikte in der östlichen Nachbarschaft der EU, und nun Russlands Krieg gegen die Ukraine – eine vergleichende Reflexion

Dienstag, 24. Januar 2023
Marieluise Beck, Direktorin Ostmitteleuropa/Osteuropa im Zentrum Liberale Moderne
Berlin-Kyjiw-Moskau
Die deutsche historische Verantwortung gegenüber der Ukraine annehmen

Montag, 30. Januar 2023
Prof. Dr. Martin Schulze Wessel
Mitglied der Deutsch­Ukrainischen Historikerkommission und Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte Ost­ und Südosteuropas an der LMU München
Krieg um die Geschichte: Russlands Angriff auf die Ukraine

Beginn jeweils 19 Uhr c. t.
Die Ringvorlesung des Präsidenten ist sowohl in Präsenz in der Aula im Universitätshauptgebäude als auch digital im Livestream zu verfolgen.