Pflanzenvielfalt im Gebirge: Der Botaniker Dr. Showkat Mir untersucht im Rahmen eines Humboldt-Stipendiums an der Uni Würzburg die hebungsbedingte Diversifizierung von Pflanzen im Himalaya.
Ein Erklärungsansatz für den Artenreichtum im Gebirge ist, dass bei der Gebirgsbildung sehr spezielle Lebensräume entstehen. In diesen kann etwa ein bestimmtes Mikroklima herrschen, außerdem sind sie durch natürliche Barrieren abgetrennt und von bestimmten äußeren Einflüssen geschützt. So teilen und entwickeln sich etwa ansässige Pflanzenarten schneller als unter gewöhnlichen Bedingungen.
Um die hebungsbedingte Diversifizierung von Pflanzen im Himalaya zu untersuchen, wird Showkat Mir datierte Löss-Paläoboden-Sequenzen mit Hilfe eines Multi-Proxy-Ansatzes untersuchen. Dieser kombiniert Phytolithen – pflanzliche Mikrofossilien – sedimentologische und geochemische Daten und setzt sie mit der Hebungsrate des Gebirges in Beziehung.
Mit diesem Ansatz können gleichzeitig die Umwelt- und Klimabedingungen rekonstruiert werden, die die Vegetationsentwicklung und -dynamik ebenfalls beeinflusst haben. Mirs Forschungsaufenthalt an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg wird durch ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvHS) gefördert.
Studien im Himalaya
Für seine Forschung hat Mir im Sommer 2021 zwei Monate im Pir Panjal, einer Berggruppe in der Kaschmirregion im indischen Himalaya, verbracht und dabei hunderte von Sedimentproben gesammelt. Der Pir Panjal hat sich über die letzten vier Millionen Jahre rund 3000 Meter angehoben – in der Tektonik ein geradezu halsbrecherisches Tempo: „Dadurch beherbergt die Region einen unverhältnismäßig hohen Anteil an Pflanzenarten“, erklärt Mir.
Außerdem haben sich hier über eintausend Meter dicke Sedimentschichten gebildet. Diese Geoarchive liefern wichtige Anhaltspunkte für die Analyse der Vegetations- und Klimadynamik der Region.
Ein Botaniker in der Geographie
Für den Botaniker Showkat Mir bedeutet die Arbeit in Würzburg einen Ausflug in ungewohntes Terrain. An der JMU arbeitet er am Lehrstuhl für Geomorphologie am Institut für Geographie und Geologie bei Professorin Julia Meister. Für die Physische Geographin stellen Phytolithen einen ihrer Forschungsschwerpunkte dar: „Mit ihrer Expertise ist sie eine große Unterstützung bei meiner Forschung, gerade weil Teile der Arbeit für mich noch neu sind“, so Mir. Den Kontakt zu Julia Meister hatte Professorin Katharina Neumann von der Goethe-Universität Frankfurt vermittelt.
Von der Analyse der Sedimentproben erwartet sich Mir, die Diversifizierung und Dynamik, welche die Vegetation der Region beeinflusst haben, besser zu verstehen. Im Großen und Ganzen befasse sich das Projekt mit dem Wohlergehen des Planeten und wird sich dabei auch mit Fragen wie dem Klimawandel und Veränderungen der biologischen Vielfalt auseinandersetzen: „Durch die Analyse der Vergangenheit können wir einen Blick in die Zukunft werfen. Etwa wenn es um Klimaprognosen geht“, weiß Mir.