Noch nie war die Nachfrage nach alternativer und autonomer Stromversorgung so groß wie heute. Viele Bürgerinnen und Bürger wollen weg von Gas, Kohle und Öl. Wer kann, hätte gerne Photovoltaik auf dem Dach, an der Fassade oder am Balkon. Doch was passt zu mir? Wie groß muss die Anlage sein, um sich zu rentieren? Brauche ich einen Speicher? Und wie passt ein E-Auto oder eine Wärmepumpe dazu? Fragen, bei denen ein von der Klaus Tschira Stiftung gefördertes Projekt Abhilfe schaffen soll.
Bei dem Projekt der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin geht es um die „webbasierte Visualisierung des Beitrags von solarelektrischen Energiesystemen zum Klimaschutz“ – oder kurz um den Solarstromrechner. Ziel ist es, frei zugängliche Online-Werkzeuge zu entwickeln, die den Beitrag der Photovoltaik zum Klimaschutz verständlich darstellen. Und damit deren Verbreitung unterstützen. Mit den Rechnern werden komplexe Forschungsergebnisse für Nutzerinnen und Nutzer aufbereitet und spielerisch erfahrbar gemacht – kinderleicht, auf dem eigenen Computer oder dem eigenen Smartphone.
„Wir möchten die Akzeptanz und Verbreitung von Solarstrom in der Bevölkerung fördern“, erläutert Michaela Zoll, die mit Volker Quaschning und Johannes Weniger die Projektleitung innehat. Doch die Öffentlichkeit ist nur eine Zielgruppe. Die andere sind Forschende in Sachen Solarstrom. Sie sollen mithilfe einer Open-Source-Codebibliothek befähigt werden, ihre Ergebnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Die Ausgangssituation ist klar: Zur Einhaltung der Klimaschutzziele ist ein verstärkter Ausbau von Photovoltaik und Windkraft unabdingbar. Darüber hinaus kommt mit Photovoltaik gespeisten Batteriesystemen in Kombination mit Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen eine entscheidende Rolle zu, um auch im Wärme- und Verkehrssektor die dringend erforderliche Vermeidung von Kohlendioxid-Emissionen zu erzielen. Die Akzeptanz für beides ist da. Doch die praktische Umsetzung stellt viele Menschen trotz guten Willens vor scheinbar unlösbare Probleme.
Die Berliner Forschungsgruppe hat außerdem festgestellt, dass neben dem Mangel an Fachkräften auch das Informationsdefizit in der Bevölkerung ein großes Hemmnis für mehr Klimaschutz darstellt. So werden beispielsweise oft die möglichen Flächen für solarelektrische Energiesysteme auf Dächern gar nicht ausgeschöpft und damit die Möglichkeit zur Vermeidung von Kohlendioxid vertan.
Die geplanten Solarstromrechner sollen es deshalb auch Privatpersonen „spielerisch“ ermöglichen, die eigene Energiewende in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität zu planen. Zwar gibt es auch bislang schon Online-Rechner. Doch, so Michaela Zoll, die Ergebnisse sind oft schwer nachvollziehbar und unterschiedlich belastbar, da es keine einheitlichen Qualitätsstandards gibt.
Sie ist sich sicher, dass der Solarstromrechner nicht nur Endkundinnen und -kunden, sondern auch Fachkräften die nötigen Werkzeuge an die Hand geben wird, um unkompliziert zu einer guten Lösung auf dem neuesten Stand der Forschung zu kommen. Ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz also. Zumal das Ganze durch die Förderung der Klaus Tschira Stiftung kostenfrei sein wird. Die ersten Anwendungen sollen im Laufe des Jahres 2023 zur Verfügung stehen.