Mehr als 50 Schweizer Städte und Gemeinden beschäftigen sich heutzutage aktiv mit dem Konzept «Smart City», zeigt der Swiss Smart City Survey 2022 der ZHAW. Auch wird vermehrt eine übergeordnete Smart City-Strategie verfolgt, aber erst wenige Städte verfügen über eine ausgearbeitete Vorgehensweise.
In der Schweiz gibt es seit 2016 vermehrt Smart City-Aktivitäten in Städten und Gemeinden. Jedoch ist die organisationale Ausgestaltung von «intelligenten» Städten innerhalb der Stadtverwaltung noch immer gering. Das zeigt der Swiss Smart City Survey 2022 der ZHAW, der zusammen mit einer breiten Partnerschaft zum zweiten Mal nach 2020 durchgeführt wurde. Mehr als die Hälfte der 87 teilnehmenden Städte schätzt das Thema Smart City zwar als «wichtig» oder «sehr wichtig» ein, aber erst 19 Städte verfügen über eine ausgearbeitete Smart City-Strategie. Diese Zahl hat im Vergleich zu 2020 zugenommen und wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen: Bei 15 Städten ist derzeit eine Strategie in Erarbeitung.
Vielfältige Aspekte einer Smart City
«Dank Digitalisierung, Vernetzung, Partizipation und Effizienz kann eine Smart City zu mehr Lebensqualität sowie Nachhaltigkeit beitragen und den Ressourcenverbrauch reduzieren», sagt Studienleiter Vicente Carabias-Hütter vom ZHAW-Institut für Nachhaltige Entwicklung. Um die Wichtigkeit unterschiedlicher Aspekte einer Smart City sowie die Entwicklungen über die Zeit besser darstellen zu können, wurde für die Umfrage des Swiss Smart City Survey ein Index mit neun Dimensionen entwickelt. Eine Vielzahl von Indikatoren hilft den Städten, eine Selbstbeurteilung ihrer Smart City-Entwicklung vorzunehmen, wobei «Smart Environment», «Smart People» und «Smart Living» am ausgeprägtesten sind. Insgesamt wurden 302 bestehende Projekte von teilnehmenden Städten in verschiedenen Dimensionen genannt.
Smart Governance, Energy und Mobility dominieren
Der mit 94 genannten Projekten grösste Bereich des Smart City Wheels ist bei den teilnehmenden Städten «Smart Governance»: Beispielsweise erleichtern Stadt-Apps und Chatbots den Zugang zu verwaltungsrelevanten Informationen. Weiter gibt es Angebote wie Stadtmelder, eBau für digitale Baubewilligungen oder eUmzug, um Umzugsmeldungen schalterfrei durchzuführen. Zum Thema Open Governance gibt es Initiativen, die Open Data-Plattformen schaffen, sowie auch verschiedene Partizipationsmöglichkeiten, die eine Schnittstelle zum Bereich «Smart People» bieten.
Dem Bereich «Smart Energy and Environment» wurden 50 Projekte zugeordnet. Die meisten Projekte, die erneuerbare Energien fördern, sind dem Teilbereich der Photovoltaik zugeordnet, wie etwa der Zubau auf öffentlichen Gebäuden. Weitere Projekte, die Ressourcenschonung als Ziel haben, finden sich in den Teilbereichen Smart Metering, Smart Lighting und Wärmeverbünde. «Smart Mobility» zählt mit 56 aufgeführten Projekten zu den vielbeachteten Bereichen. Viele Städte arbeiten an Konzepten für effizientere sowie dekarbonisierte Mobilitätssysteme und setzen dabei oft auf intermodalen Verkehr mit der Erweiterung der existierenden Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs sowie der Elektromobilität, dem Ausbau von Fahrradwegen und der Integration von Mikromobilitätssharing.
Orientierung und Zusammenarbeit hilfreich
Smart City-Projekte werden überwiegend innerhalb der Verwaltung, von den Energieversorgern oder der Politik angestossen und orientieren sich vor allem an anderen Städten im In- und Ausland, wie etwa Winterthur oder Wien. Zwei Drittel der Städte bestätigen, sich bei der Definition von Entwicklungs- oder Strategiezielen an anderen Gemeinden zu orientieren. Bei vielen Smart City-Themen arbeiten Behörden, Wirtschaft und Wissenschaft zusammen. Weitere Unterstützung wünschen sie sich vom Bund und von den Kantonen. Als Inspirationsquelle legt der Swiss Smart City Survey die Factsheets derjenigen Städte offen, die dies erlauben.
Swiss Smart City Survey
Der Swiss Smart City Survey wurde von Forschenden der ZHAW School of Engineering entwickelt, um den aktuellen Stand, die wachsenden Aktivitäten und die Entwicklung sowie Bedürfnisse rund um das Thema Smart City in der Schweiz zu erfassen. An der zweiten Erhebung von April bis September 2022 mit allerletzten Teilnahmen im Januar 2023 beteiligten sich insgesamt 87 von 170 angefragten Städten und Gemeinden. Bei der Erarbeitung und Durchführung des Swiss Smart City Survey 2022 wurde die ZHAW von folgenden Partnern unterstützt: BFE EnergieSchweiz, Schweizerischer Nationalfonds (NFP 77), Schweizerischer Städteverband, SATW, EKZ, Deloitte, Smart City Hub Switzerland, Elektron und Smart City Alliance. Um die Veränderungen in der Smart City-Landschaft der Schweiz zu beobachten, wird der Survey alle zwei Jahren durchgeführt.