Ethikrat: Zweite öffentliche Anhörung zur Klimagerechtigkeit

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In seiner zweiten öffentlichen Anhörung zur Klimagerechtigkeit befragt der Deutsche Ethikrat am morgigen 25. Mai verschiedene Stakeholder, die von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen sind, und befasst sich außerdem mit Eigenheiten der öffentlichen Debatte zum Thema. In der live im Internet übertragenen Veranstaltung hört der Ethikrat vier Sachverständige an, von denen drei für verschiedene Formen der Betroffenheit durch den Klimawandel stehen, und der vierte die Klimadebatte kommunikationswissenschaftlich untersucht.

Zuerst geht es um Menschen im Globalen Süden, die häufig besonders unter den Folgen des Klimawandels leiden, obwohl sie nur in vergleichsweise geringem Maße zu diesem beitragen. Ihre Perspektive bringt Md Shamsuddoha ein, der in Bangladesch lebt, also in einem der bereits heute stark vom Klimawandel betroffenen Länder. Er ist Direktor des Center for Participatory Research and Development und warnt, dass Dürren oder Flutkatastrophen, die infolge des Klimawandels immer häufiger auftreten, die Entwicklungsanstrengungen von Schwellenländern zunichtezumachen drohen. Am härtesten trifft dies ohnehin schon marginalisierte und vulnerable Bevölkerungsgruppen.

Im zweiten Beitrag geht es um die Perspektive junger Menschen. Auch von ihnen halten es viele für ungerecht, dass sie die Folgen des Klimawandels besonders treffen werden, obwohl sie wenig zu diesem beigetragen haben. Das Bundesverfassungsgericht hat diese Auffassung im Jahr 2021 bestätigt, indem es entschied, das Klimaschutzgesetz vom 12. Dezember 2019 schränke die künftigen Freiheitsrechte junger Menschen unangemessen ein. Damit war eine Verfassungsbeschwerde teilweise erfolgreich, an der auch die damals 22-jährige Sophie Backsen beteiligt war. Sie steht jetzt dem Ethikrat als Gesprächspartnerin bereit. Als Bewohnerin der nordfriesischen Insel Pellworm, die bereits jetzt einen Meter unter dem Meeresspiegel liegt, ist auch Backsen persönlich besonders betroffen.

Eine weitere Perspektive zielt auf die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels. Hierzu zählen unmittelbare Gesundheitsschäden durch häufigere Extremwetterereignisse wie Hitzeperioden oder Unwetter, aber auch mittelbare Probleme wie neue Krankheitserreger. Zu diesen Folgen befragt der Ethikrat den Leiter der Climate Change and Health Unit der Weltgesundheitsorganisation Diarmid Campbell-Lendrum. Seiner Auffassung zufolge übersteigt der gesundheitliche Gewinn durch den Übergang zu klimaneutraler Energieproduktion den für dessen Realisierung erforderlichen finanziellen Aufwand.

Gemeinsam ist allen Betroffenen, dass sie mit vielen weiteren Stakeholdern um Gehör in der öffentlichen Debatte zum Klimawandel ringen. Um mehr über die spezifische Dynamik dieses Diskurses zu erfahren, lädt der Ethikrat den Kommunikationswissenschaftler Michael Brüggemann ein. Er leitet an der Universität Hamburg eine Forschungsgruppe zur Analyse der Klimakommunikation in verschiedenen Medien und unterschiedlichen Ländern. Brüggemann zeigt vier problematische Muster auf, welche die Klimadebatte prägen: Missachtung, Leugnung, Untergangsstimmung und Verzögerung.

Eine erste Anhörung zu Fragen der Gerechtigkeit und Verantwortung angesichts des Klimawandels hatte der Deutsche Ethikrat im Februar 2023 ausgerichtet. Die Stellungnahme des Rates zum Thema soll Anfang nächsten Jahres veröffentlicht werden.

Die Anhörung wird am 25. Mai von 13:00 Uhr bis 16:15 Uhr auf der Website des Ethikrates unter https://www.ethikrat.org/live übertragen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Veranstaltung findet auf Englisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche statt. Zuschauerinnen und Zuschauer im Livestream können während der Veranstaltung Fragen über ein Online-Fragemodul an einen Publikumsanwalt übermitteln. Im Nachgang werden ein Video-Mitschnitt (mit englischem Originalton) und eine Transkription inklusive einer Übersetzung ins Deutsche zur Verfügung gestellt.