Können sich Städte aus der umliegenden Region ernähren?

Ein Team des ZALF hat errechnet: Die Region rund um München hätte das Potenzial, sich regional selbst mit Lebensmitteln zu versorgen – sowohl konventionell als auch in Bio-Qualität. Im Mai wurden die Ergebnisse in München vorgestellt. © Büro Karl Bär

Im Falle Münchens ist die Antwort ein eindeutiges Ja. Bei einer Reduzierung von Lebensmittelabfällen und einer Umstellung auf fleischärmere und regionalere Ernährung schrumpft sogar das dafür notwendige Einzugsgebiet. Das ergab die Studie eines Forschungsteams des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). In Auftrag gegeben wurde die Studie durch den Agrarökonom und Mitglied des Bundestags Karl Bär.

Der Süden Bayerns könnte sich rechnerisch selbst mit Lebensmitteln versorgen, trotz hoher Bevölkerungsdichte und bergiger Landschaften und sogar bei einer vollständigen Umstellung auf Ökolandbau. Das gilt selbst dann noch, wenn derzeit noch landwirtschaftlich genutzte Moorflächen wiedervernässt werden würden, so die Berechnung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Regionale Versorgung mit Lebensmitteln birgt viele Vorteile

Die Vision hinter der Studie ist eine regionale Versorgung der Bevölkerung mit frischen Lebensmitteln auf kurzen Transportwegen und die Stärkung der lokalen Landwirtschaft. „Kurze Wertschöpfungsketten und kurze Transportwege wirken sich oft wirtschaftlich und sozial positiv aus und sind meist klimafreundlicher. Um politische Diskussionen und Prozesse in dieser Richtung anzustoßen, wollten wir mit unserer Forschung eine wissenschaftliche Basis schaffen“, so Dr. José Luis Vicente-Vicente, Erstautor des Berichts zur Studie.

Dafür berechnete das ZALF-Team das Potenzial einer rein regionalen Ernährung für München und das Umland, einschließlich der Bezirke Oberbayern, Niederbayern und Schwaben. In der sogenannten „Foodshed-Modellierung“ werden lokale Anbaubedingungen, Erträge und landwirtschaftliche Strukturen sowie alternative Produktionsmethoden und Ernährungsgewohnheiten berücksichtigt, wie z. B. ökologische und flexitarische Ernährungsweisen.

Weniger tierische Produkte erhöhen den Grad der möglichen Selbstversorgung

Selbst wenn die Flächen für den wirtschaftlich wichtigen Hopfenanbau für die Bierproduktion beibehalten werden, reicht ein Radius von 114 Kilometern rund um München als Einzugsgebiet für die regionale Lebensmittelversorgung. Größer wird der Radius bei einer rein ökologischen Bewirtschaftung (125 Kilometer), dafür bis zu zehn Kilometer kleiner, wenn Lebensmittelverschwendung entlang der Wertschöpfungskette reduziert werden kann.

Würden die  Bayern den Verbrauch tierischer Lebensmittel wie Fleisch, Milch oder Eier reduzieren, sinkt der Flächenverbrauch für den Anbau von Tierfutter, und der Selbstversorgungsgrad läge noch höher. Das käme, nebenbei gesagt, auch den Empfehlungen der Planetary Health Diet entgegen, die errechnet hat, wie eine gesunde Ernährung im Rahmen der planetären Grenzen aussehen könnte.