Projekt bringt Daten zur Stickstoffdüngung von Hanf

Faserhanf erreicht eine Höhe von etwa drei Metern. Durch den dichten Blätterstand unterdrückt er Unkräuter zuverlässig und hinterlässt einen beikrautfreien Acker für die Folgekultur (Bild: Tobias Hase).

Ein Segen für die Herstellung von Seilen, ein Fluch bei der Ernte: die widerstandsfähigen Fasern von Nutzhanf. Aufgrund seiner fasrigen Beschaffenheit kommen für die Ernte von Faserhanf Spezialmaschinen mit extra scharfem Schneidwerk zum Einsatz. In Praxisversuchen untersuchten die Wissenschaftler des Technologie- und Förderzentrums (TFZ) in Straubing die vielfältige Nutzpflanze. Neben den Erntemöglichkeiten für Korn-, Blüten- und Fasernutzung standen der Düngebedarf sowie die optimalen Anbaubedingungen im Vordergrund. Voraussetzung für einen erfolgreichen Hanfanbau ist die Wahl des optimalen Saatzeitpunktes und eine mechanische Unkrautbekämpfung in weniger dichten Beständen.

„Wir empfehlen einen Stickstoffversorgung von 160 Kilogramm pro Hektar für alle Nutzungsrichtungen“, sagt Susanne Scholcz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am TFZ. Bei zu erwartenden geringen Erträgen, z. B. aufgrund von Standortbedingungen oder schlechter Bestandsetablierung, sollte die Stickstoffversorgung auf 120 Kilogramm pro Hektar reduziert werden. Die Faserqualität und die qualitätsbestimmenden Korneigenschaften, wie der Rohfettgehalt oder der THC-Gehalt, werden vom verfügbaren Stickstoff nicht beeinflusst. Der Anteil großer Körner steigt jedoch mit zunehmender Stickstoffversorgung.

„Gerade die Ernte ist nach wie vor eine Herausforderung“, so Scholcz weiter. Die langen Fasern des Nutzhanfs wickeln sich leicht um das Schneidwerk. Aus diesem Grund werden für die Faserhanfernte Spezialmaschinen mit extra scharfen Messern eingesetzt. Wie die Forscher feststellten, eignet sich die anspruchslose Pflanze hervorragend für die in Bayern herrschenden klimatischen Bedingungen. Sie ist sehr widerstandsfähig und hat geringe Ansprüche an den Boden. Allerdings werden die Ertragserwartungen durch eine zu frühe Aussaat bei niedrigen Bodentemperaturen oder geringer Wasserverfügbarkeit deutlich gemindert.

Die Anbauflächen von Nutzhanf, Sorten mit einem THC-Gehalt niedriger als 0,3 Prozent, nehmen stetig zu. Im Jahr 2022 wurden bundesweit bereits ca. 7.000 Hektar Nutzhanf angebaut. „Ein großer Vorteil von Nutzhanf ist, dass die komplette Pflanze verwertet werden kann: von den Fasern, Körnern bis hin zu den Blüten“, so Susanne Scholcz weiter.

Die Fasern eignen sich zur Herstellung von Tauen, als Dämmmaterial sowie in hohen Qualitäten auch für Textilien. Aus den Samen kann beispielsweise Hanföl gewonnen werden, der Presskuchen wird als proteinreiches Hanfmehl genutzt. Außerdem sind Hanfkörner als Tierfutter weit verbreitet. Die Blüten finden in den Bereichen Medizin, Lebensmittel und Kosmetik Anwendung.

Das TFZ arbeitete im Rahmen des Forschungsprojekts mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), dem TUM Campus Straubing Organisch-Analytische Chemie sowie der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen zusammen. Gefördert wurde das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.