Umbruch und Aufbruch sind nötig, um die Klimaziele der Bundesregierung im Gebäudebereich schnellstmöglich umzusetzen. Daher widmet sich der Zukunft Bau Kongress 2023 den Fragen, wie der Kurswechsel beim Bauen in der Breite umgesetzt und die Bauwende in der Gesellschaft stärker verankert werden kann. Expertinnen und Experten aus Praxis, Forschung, Wirtschaft und Verwaltung zeigen Beispiele und Lösungsansätze für eine klima- und ressourcenschonende Zukunft des Bauens auf und diskutieren mit den Teilnehmenden über entscheidende Hebel für eine Bauwende und eine neue Haltung beim Bauen. Die Veranstaltung knüpft an den letzten Zukunft Bau Kongress 2021 an, der das Thema Bauwende grundsätzlich beleuchte und mit über 3.000 Teilnehmenden auf großes Interesse stieß.
„Ansätze für Suffizienz im Gebäudebereich kommen in den öffentlichen Debatten um die Bauwende noch viel zu selten zur Sprache. Dabei ist die Wende zum Weniger ein zentraler Hebel, um die Umweltwirkungen des Gebäudesektors zu verringern“, sagt Dr. Robert Kaltenbrunner, Leiter der Abteilung Wohnungs- und Bauwesen im BBSR. „Es geht darum, den Materialverbrauch und die Energieintensität zu reduzieren, der Bestandsentwicklung Vorfahrt vor dem Neubau einzuräumen und die Pro-Kopf-Wohnfläche beispielsweise durch Sharing-Konzepte zu verringern. Suffizienz heißt auch, die Technikausstattung von Gebäuden auf ein notwendiges Maß zu reduzieren und energiesparendes Verhalten zu fördern. All das erfordert ein Umdenken in der Gesellschaft und bei allen Beteiligten der Wertschöpfungskette Bau.“
Der Kongress thematisiert die Bauwende aus unterschiedlicher Perspektiven
Der Soziologe Heinz Bude und der Architekturkritiker Gerhard Matzig betrachten die Bedeutung der Transformation aus gesellschaftlicher Sicht. Architektinnen und Architekten wie Prof. Almut Grüntuch-Ernst, Kerstin Müller, Prof. Amandus Samsøe Sattler oder Gerhard Wittfeld erläutern anhand von konkreten Beispielen ihre Grundhaltung zur Bauwende. Zudem zeigen sie, wie sich derzeit schon in der Praxis klimafreundlich bauen lässt, an welchen Stellschrauben und Standards weitergearbeitet werden muss und wo eine Neujustierung nötig ist. Der Bauingenieur Nico Ros erläutert ergänzend dazu die Rolle von Ingenieurinnen und Ingenieuren im Kontext der neu auszurichtenden Planungsprozesse.
Unter welchen Rahmenbedingungen sich eine Transformation des Bauens wirtschaftlich und zugleich sozialverträglich umsetzen lässt, beleuchten unter anderem die Wirtschaftsweise Prof. Veronika Grimm, die Immobilienentwickler Ernst Böhm und Achim Nagel sowie der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Daniel Fuhrhop. Tina Saaby, langjährige Stadtarchitektin von Kopenhagen, zeigt gegen Ende des Kongresses, wie entscheidend der städtische Maßstab für die Bauwende ist.
Das Schlusswort hat der Schriftsteller John von Düffel mit Überlegungen, inwiefern die Bauwende trotz Verzicht und Reduktion gewinnbringend sein kann. Darüber hinaus diskutieren zahlreiche weitere Expertinnen und Experten das Zusammenspiel von Forschung und Praxis für eine erfolgreiche Umsetzung der Bauwende.