Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) weist anlässlich der Konferenz „Bildung in Zeiten des Krieges“ am 27. und 28. September in Berlin auf die Bedeutung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit für eine Stabilisierung und Vertiefung der europäischen Einbindung der Ukraine hin. Programme zur Hochschulkooperation bedürften dazu einer gesicherten und langfristigen Finanzierung, so DAAD-Präsident Mukherjee.
„Seit anderthalb Jahren wird in der Ukraine mit großer Härte gekämpft, es gilt inzwischen tausende zivile Opfer zu beklagen. Zugleich setzt sich die Ukraine entschlossen gegen den Zusammenbruch des Hochschulwesens ein und bildet – trotz Raketenangriffen und Granatenexplosionen – mit großem Engagement die nächste Generation von akademischen Fach- und Führungskräften aus. Die virtuellen Treffen von Präsident Selenskyj mit Studierenden der Universitäten in Berlin, Frankfurt (Oder) und Köln haben dabei gezeigt: Der Weg der Ukraine in den Westen und die EU führt aus Sicht der Ukraine auch und gerade über die Wissenschaft“, sagte DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee im Vorfeld der Ukraine-Konferenz des DAAD in Berlin am 27. und 28. September.
„Die deutschen Hochschulen wollen diesen Weg kurz-, mittel- und langfristig unterstützen. Der Wiederaufbau des ukrainischen Hochschul- und Wissenschaftssektors muss jetzt beginnen. Die alleinige Fortführung der bisherigen Nothilfemaßnahmen wird den historischen Herausforderungen nicht gerecht. Der DAAD hat daher der Bundesregierung Pläne mit entsprechenden strukturellen und langfristig wirksamen Maßnahmen vorgelegt“, so der DAAD-Präsident weiter.
Erfolgreiche Nothilfe
Der DAAD und seine Mitgliedshochschulen haben nach dem russischen Überfall auf die Ukraine schnell und erfolgreich Programme zur akademischen Nothilfe aufgesetzt: Mit Unterstützung des Auswärtigen Amts, des Bundesbildungs- und des Entwicklungsministeriums konnte der DAAD rund 21 Millionen Euro für Projekte zur Ukraine mobilisieren. Im Mittelpunkt stand die Aufrechterhaltung des Hochschulbetriebs in der Ukraine sowie Hilfe und Stipendien für geflüchtete ukrainische Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Deutschland.
Bislang erhielten so mehr als 10.000 ukrainische Studierende, Hochschulmitarbeitende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Unterstützung durch den DAAD und das Erasmus-Programm. Zudem setzen die DAAD-Mitgliedshochschulen bereits umgehend nach Kriegsausbruch auf die Digitalisierung bestehender Hochschulkooperationen und bauten zusätzlich neue Partnerschaften auf, um den Lehr- und Forschungsbetrieb in der Ukraine zu stabilisieren.
Netzwerke mit ukrainischen Hochschulen stärken
Nach der unmittelbaren Nothilfe ist es aus DAAD-Sicht unerlässlich, bereits jetzt die weitere Heranführung der Ukraine an Deutschland und die Europäische Union zu stärken. Im Hochschul- und Wissenschaftsbereich sollte dies über eine Intensivierung der bestehenden sowie der neu aufgebauten Kooperationen geschehen. Der DAAD hat daher der Bundesregierung zum Ausbau wissenschaftlicher Austauschbeziehungen zwischen der Ukraine und Deutschland vorgeschlagen, ein „Deutsch-Ukrainisches Hochschulnetzwerk“ einzurichten. Es soll leistungsstarke Verbindungen zwischen den Hochschulen beider Länder knüpfen, Expertinnen und Experten für den Wiederaufbau der Ukraine ausbilden und die Annäherung an die EU innnovations- und forschungsorientiert beschleunigen.
Wiederaufbau des Hochschul- und Wissenschaftssystems
Langfristig wirbt der DAAD dafür, dass auch nach Ende des Krieges die europäische Einbindung der Ukraine insbesondere über die Vernetzung zwischen dem deutschen und ukrainischem Hochschul- und Wissenschaftssystem weiter vorangetrieben wird. Dazu sollten die Wiederaufbaupläne der Bundesregierung eine gewichtige Komponente zum Ausbau von wissenschaftlichen Kooperationen und Austauschprogrammen enthalten.
„Wir brauchen dazu in Deutschland einen langen Atem, beispielsweise im Sinne eines Aktionsplanes bis 2030. Eine enge und dauerhafte Verknüpfung der ukrainischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit Partnern in Deutschland und der EU erhöht am Ende des Tages auch die Sicherheit in Europa“, so der DAAD-Präsident.