Die Wälder der Ukraine retten

Foto: Die Linde

Moderne, zielgerichtete Forschung und qualitativ hochwertige Bildung, ein verstärkter Austausch mit internationalen KollegInnen und PartnerInnen, eine bessere Interaktion zwischen Wissenschaft und Politik, sowie eine verbesserte Koordinierung und Kommunikation mit internationalen und nationalen AkteurInnen, sind entscheidend für die Sicherung einer nachhaltigen Zukunft der ukrainischen Wälder. Die Wälder in der Ukraine machen etwa 16,5 % der Landesfläche aus und erfüllen wichtige Funktionen wie die Sicherung des Lebensunterhalts im ländlichen Raum, die Erhaltung der biologischen Vielfalt und den Schutz der landwirtschaftlichen Flächen vor Erosion.

Derzeit werden sie vor allem durch zwei Faktoren stark beeinträchtigt: den Klimawandel und den anhaltenden Krieg. Neben der Degradierung und dem Absterben der Wälder infolge von Stürmen, Schädlingen und Krankheiten sowie Waldbränden, hat der Krieg große Waldgebiete beschädigt und durch die Kontamination mit nicht explodierten Sprengkörpern unzugänglich gemacht. Der Krieg hat auch die Forschungs- und Bildungsinfrastruktur, einschließlich der regelmäßigen Erhebung forstbezogener Daten, gestört und zur Vertreibung von Forstwissenschaftler und Studenten in andere Landesteile oder ins Ausland geführt.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, sind solide wissenschaftliche Erkenntnisse, eine starke politische Unterstützung und eine hochwertige forstliche Ausbildung erforderlich. Die Forstforschung und -ausbildung haben es in der Ukraine jedoch schwer. Zu den wichtigsten Herausforderungen gehören die Stärkung der Forschungskapazitäten für vorrangige Forschungsbereiche und unterrepräsentierte Forschungsfelder, die Pflege, Verbreitung und Digitalisierung hochwertiger Forschungsdaten, die Förderung von Spitzenleistungen in der Forstwissenschaft, die Einbindung von ForscherInnen in Netzwerke und Zusammenarbeit, sowie ganz allgemein die Notwendigkeit einer stärker wissenschaftlich fundierten Politikgestaltung und Forstverwaltung vor Ort.

Es besteht auch ein deutlicher Bedarf, die Attraktivität von Forststudiengängen und -karrieren zu erhöhen, z. B. durch eine Anpassung der Universitätslehrpläne, um mehr Umwelt-, Sozial- und Politikwissenschaften einzubeziehen, mehr Austausch mit internationalen und nationalen KollegInnen und Netzwerken zu ermöglichen, die englischen Sprachkenntnisse zu verbessern und mehr praktische Erfahrungen anzubieten. Darüber hinaus mangelt es oft am Bewusstsein für die bestehenden Möglichkeiten der Zusammenarbeit und an der Fähigkeit, an internationalen Projekten teilzunehmen, oder es fehlen Themen mit Bezug zur Ukraine in den Projekten.

Diese und andere große Herausforderungen wurden während eines zweitägigen Hybridforums über die Forstwissenschaft und -ausbildung in der Ukraine ermittelt: „Needs and Priorities for Collaboration“ am 21. und 22. November 2023 in den Räumlichkeiten des IIASA in Laxenburg, Österreich. Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom IIASA, der Nationalen Universität für Lebens- und Umweltwissenschaften der Ukraine (NUBiP) und der International Union of Forest Research Organizations (IUFRO) mit Unterstützung des österreichischen Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML) organisiert.

„Das Forum brachte ukrainische Forststudenten, Nachwuchswissenschaftler und VertreterInnen führender europäischer Universitäten und internationaler Institutionen zusammen, um praktische Maßnahmen und strategische Schritte zur Unterstützung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung in der Ukraine zu diskutieren“, so der Vorsitzende des Forums, Sergiy Zibtsev (NUBiP/IIASA).

„Die internationale Zusammenarbeit in Wissenschaft und Bildung ist von entscheidender Bedeutung für die Bewältigung der Herausforderungen, die Krieg und Klimawandel mit sich bringen. Bei der Planung dieses Forums wurde daher unter Berücksichtigung des Hintergrunds und der Aufgaben der gastgebenden Organisationen NUBiP, IIASA und IUFRO bewusst entschieden, sich auf die Bedürfnisse und Prioritäten der Ukraine in der Waldforschung und -bildung zu konzentrieren, um eine Lücke in den laufenden internationalen Kooperationsbemühungen zu schließen“, erklärt Alexander Buck, geschäftsführender Direktor der IUFRO.

„Ein integrierter und systembasierter Ansatz wird vorgeschlagen, um die Forstwissenschaft zu unterstützen und – zusammen mit einem gesunden forstlichen Bildungssystem – den Sektor auf eine rasche Erholung vorzubereiten, um die Wiederherstellung der Wälder mittel- bis langfristig zu gewährleisten“, sagt Florian Kraxner, der die Forschungsgruppe Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Ökosystemdienstleistungen im IIASA-Programm für Biodiversität und natürliche Ressourcen leitet.

Um diese und andere auf dem Forum ermittelte vorrangige Bereiche für die internationale Zusammenarbeit anzugehen, schlugen die TeilnehmerInnen eine Reihe von Ad-hoc- und mittelfristigen Aktivitäten vor, die unter Berücksichtigung der Auswirkungen, des Budgetbedarfs und der Einfachheit der Umsetzung die internationale Zusammenarbeit verbessern sollen. Ein Bericht, der die wichtigsten Ergebnisse des Forums zusammenfasst, wird in Kürze veröffentlicht und weit verbreitet, um koordinierte und wirksame Maßnahmen von Interessengruppen und politischen Entscheidungsträge zur Unterstützung der Forstwissenschaft und -ausbildung in der Ukraine zu mobilisieren.

Besuchen Sie die Veranstaltungsseiten auf:
Forum on Ukraine Forest Science and Education: Needs and Priorities for Collaboration | IIASA (https://iiasa.ac.at/events/nov-2023/forum-on-ukraine-forest-science-and-educatio…)
ts