Mit dem Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD der Universität Ulm wird in diesem Jahr die ukrainische Studentin Anastasiia Kyrychenko ausgezeichnet. Die 19-Jährige absolviert ein Bachelorstudium in Molekularer Medizin und engagiert sich an der Universität Ulm für ukrainische Geflüchtete. Ihr Mut, ihre Entschlossenheit und Hilfsbereitschaft haben nicht nur die Leiterin des International Office, Daniela Englisch, sehr beeindruckt. Auch Universitätspräsident Professor Michael Weber, der am Freitag, 1. Dezember, die mit 1000 Euro dotierte Auszeichnung übergeben hat, sieht in Kyrychenko eine würdige Kandidatin für den DAAD Preis 2023.
Anastasiia Kyrychenko wurde 2004 in Kiew geboren, sie ist dort aufgewachsen und zur Schule gegangen. Mit 18 Jahren hat sie ihr Heimatland, die Ukraine, verlassen. Der russische Angriffskrieg trieb sie aus dem Land. Über Stationen in Polen und Braunschweig kam sie schließlich nach Ulm, um hier Molekulare Medizin zu studieren. Weil es diesen Studiengang in der Ukraine nicht gibt, hatte sich Kyrychenko schon vorher auf ein Studium im Ausland vorbereitet und intensiv Deutsch gelernt. „Kaum war sie in Ulm angekommen, hat sie sich bereits für andere ukrainische Geflüchtete engagiert, obwohl sie selbst noch auf der Suche nach Orientierung war“, berichtet Daniela Englisch, die an der Universität Ulm das International Office leitet. Anfangs hat sich die junge Studentin ehrenamtlich am Projekt ConnectUlm beteiligt, das Studierende aus der Ukraine unterstützt und das mit großem Engagement. „Anastasiia Kyrychenko stach von Beginn an aus der Gruppe heraus“, sagt auch Daniel Kanzleiter, stellvertretender Leiter des International Office. Mit ihm hatte die junge Frau den ersten Kontakt aufgenommen. Kanzleiter war beeindruckt von ihrer Motivation, ihrer Zielstrebigkeit und ihren außergewöhnlich guten Deutschkenntnissen. „Es war ein Leichtes, ihr zu helfen.“
„Es bedeutet wirklich sehr viel für mich, diesen Preis zu bekommen“, so Anastasiia Kyrychenko bei der Übergabe der Auszeichnung am Freitag, 1. Dezember. „Ich freue mich, dass ich ein Beispiel sein kann.“ Uni-Präsident Professor Michael Weber betonte, die Besonderheit des Preises sei, dass er die Leistung derjenigen internationalen Studierenden würdige, die sich neben ihrem Studium besonders verdient gemacht haben. „Sie haben es geschafft, in so kurzer Zeit nach den schrecklichen Ereignissen hier so schnell Fuß zu fassen, ein Studium aufzunehmen und sich zeitgleich anderer anzunehmen, die in einer schwierigen Situation sind“, würdigte Weber Kyrychenkos Einsatz. „Das ist einfach hervorragend.“ Die Gesellschaft lebe vom Engagement, wie es die junge Studentin zeige, betonte der Präsident der Universität.
Im Nominierungsschreiben wird die DAAD-Preisträgerin charakterisiert als eine „bemerkenswerte junge Frau, die mit ihrem Mut, ihrer Tatkraft, Motivation und Zielstrebigkeit exemplarisch für die Stärke der ukrainischen Zivilgesellschaft steht, die es mit einem ausgeprägten Gemeinsinn, Zusammenhalt und permanenten Einsatz schafft, die schreckliche Lage in Ihrem angegriffenen Land von innen und außen zu meistern.“ Hervorzuheben seien auch ihre Mitmenschlichkeit und soziale Kompetenz sowie ihre enormen interkulturellen Fähigkeiten und ihre positive Ausstrahlung. Anastasiia Kyrychenko, die neben ihrem Studium jetzt am International Office für ConnectUlm arbeitet, hat nicht nur zahlreiche Initiativen und Aktionen zur Unterstützung ukrainischer Studierender entwickelt und mitgestaltet, sie hat wichtige Veranstaltungen als Übersetzerin begleitet und hilft bei Problemen auch als persönliche Ansprechpartnerin.
Die 19-jährige Ukrainerin ist außerdem die einzige ukrainische Geflüchtete, der es gelungen ist, binnen so kurzer Zeit ein rein deutschsprachiges medizinisches Studium an der Universität Ulm aufzunehmen und zu bewältigen; nach einem unerwartet schnellen „Kaltstart“ in einer so schwierigen Lage ist das Preisgeld in Höhe von 1000 Euro sicherlich eine schöne Bestärkung.