Es ist der am schnellsten wachsende Abfallstrom innerhalb der Europäischen Union: die Entsorgungslogistik von Elektro- und Elektronikaltgeräten (EAG) – umgangssprachlich auch Elektroschrott genannt. Mit jährlich rund 18 Kilogramm pro Kopf fällt in Europa derzeit der meiste Elektronikmüll an. Die Zahl stammt aus dem aktuellen „E-Waste Monitor“, den die Vereinten Nationen vor wenigen Tagen veröffentlicht haben. Besonders kleinere Geräte, etwa Smartphones und Laptops, landen noch häufig unsachgemäß im Hausabfall. Dies erschwert eine nachhaltige Behandlung und macht die Wiederverwendung oder das Recycling unmöglich.
Hier setzt das Kooperationsprojekt „6RLogistics“ an. Ziel ist es, durch fortschrittliche KI-Technologien die Entsorgungsprozesse von Elektro- und Elektronikaltgeräten zu transformieren. Maßgeblich gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Umfang von rund drei Millionen Euro.
Etwa 500.000 Euro davon fließen direkt an die TU Clausthal. Die wissenschaftliche Leitung für das Verbundprojekt liegt bei Prof. Andreas Rausch in Kooperation mit dem Center for Digital Technologies (DIGIT) und der Ostfalia Hochschule. Der Informatiker spricht nach dem Kick-Off-Meeting in Nürnberg von einem „bahnbrechenden Projekt, das die Entsorgungslogistik im Bereich EAG revolutionieren kann“. Unterstützt wird das Vorhaben, dessen Konsortialführung bei der eds-r GmbH in Nürnberg liegt, im Rahmen des BMWK-Förderaufrufs „Ressourceneffizienz und Circular Economy“.
„Dieses innovative Forschungsprojekt spiegelt ganz hervorragend das Leitthema unserer Universität wider, die Circular Economy. Es zeigt, dass wir nicht nur von ressourceneffizienter Kreislaufwirtschaft reden, sondern dieses Thema anhand von konkreten Ideen und Projekten auch umsetzen“, so Dr.-Ing. Sylvia Schattauer, die Präsidentin der TU Clausthal. „6RLogistics“ unterstreicht die führende Rolle der Harzer Universität in der Forschung zu nachhaltigen Technologien und Logistik.
„6RLogistics“ steht im Einklang mit den Prinzipien der Ressourceneffizienz und der zirkulären Wirtschaft. Es adressiert das Problem, dass Elektro- und Elektronikaltgeräte beim Entsorgen häufig als Schüttgut gesammelt und somit beschädigt werden, bevor sie überhaupt auf ihre Wiederverwendbarkeit hin überprüft werden können. Das neue Projekt zielt darauf ab, mittels Künstlicher Intelligenz bereits am Anfang der Entsorgungskette eine detaillierte Zustandsanalyse jedes EAG zu erhalten. Dadurch können die Geräte anschließend optimal an Wiederverwender oder Verwerter weitergeleitet werden, was die Effizienz der Stückgut-Logistik erheblich steigert.
Das innovative System von „6RLogistics“ ermöglicht es, Geräte und potenzielle Ersatzteile effizient zu identifizieren und zu klassifizieren, wodurch sie den Reparaturbetrieben schneller und in besserem Zustand zur Verfügung gestellt werden können. Hierbei wird auf eine smarte Pull-Logistik gesetzt, bei welcher der Anreiz durch die Wiederverwerter bzw. -verwender erzeugt wird. „Dies fördert nicht nur das Recycling und die Wiederverwendung, sondern trägt signifikant dazu bei, Ressourcen zu schonen und Energieverbrauch und CO2-Emissionen zu verringern“, unterstreichen Dominique Briechle und Tobias Geger, die sich seitens des Clausthaler Institute for Software and Systems Engineering in das Projekt einbringen.